Hundetrainer, Hundepsychologe, Verhaltensberater, Coach für Hund und Halter, Welpencoach, Mental Coach – Im Dschungel der Begrifflichkeiten
Aus besserer Lesbarkeit verwende ich das generische Maskulin. Der Text bezieht sich auf alle Geschlechter.
In der heutigen Zeit gibt es eine Vielzahl an Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit der Ausbildung und dem Training von Hunden verwendet werden: Hundetrainer, Hundepsychologe, Verhaltensberater, Coach für Hund und Halter, Welpencoach, Mental Coach – die Liste ist lang und oft verwirrend. Darüber hinaus gibt es weitere Berufe, die eng mit der Arbeit rund um den Hund verknüpft sind, wie Tierheilpraktiker, Hundefrisör oder Hundephysiotherapeut. Auch diese Berufe sind in Deutschland keine anerkannten Ausbildungsberufe.
Das Hauptproblem im Bereich die Tätigkeiten rund um den Hund liegt in den fehlenden klaren gesetzlichen Regelungen bezüglich der Berufsbezeichnungen. Momentan kann sich theoretisch jeder als Hundetrainer, Hundecoach, Verhaltensberater oder sogar Mental Coach bezeichnen – die einzige Voraussetzung ist die behördliche Erlaubnis gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes, um gewerblich mit Hunden zu arbeiten.
Diese unklare Situation führt zu Verwirrung und Unsicherheiten bei den Hundehaltern. Ein einheitlicher, gesetzlich geregelter Rahmen für die Ausbildung und den Berufsstand wäre meiner Meinung nach dringend erforderlich. Dazu sollte eine bundesweit einheitliche Regelung gehören, die sowohl die theoretische als auch die praktische Ausbildung klar definiert und die Berufsbezeichnungen schützt.
Derzeit gibt es eine Vielzahl von Ausbildungsstätten und Akademien, die überwiegend auf Online-Kurse setzen, oft mit nur minimalen praktischen Präsenzphasen. Doch gerade die praktische Ausbildung und die Arbeit mit dem Mensch-Hund-Team in realen Situationen sind entscheidend. Ohne diese Komponente bleibt die Ausbildung unzureichend, was sich auf die Qualität und Kompetenz der Hundetrainer auswirken kann.
Was ist der § 11 Abs. 1 Nr. 8f des Tierschutzgesetzes?
Das Tierschutzgesetz regelt in Deutschland die gewerbsmäßige Arbeit mit Tieren, und auch Hundetrainer sind davon betroffen. Wer gewerbsmäßig Hunde ausbildet oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleitet, benötigt nach § 11 Abs. 1 Nr. 8f des Tierschutzgesetzes eine Erlaubnis der zuständigen Behörde.
Gesetzestext (Auszug):
„Wer für Dritte Hunde ausbildet oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleitet, bedarf der Erlaubnis der zuständigen Behörde.“
Diese Erlaubnispflicht gilt auch für verhaltenstherapeutische Tätigkeiten wie bei Hundepsychologen und Hundeverhaltenstrainern. Die Tätigkeit eines gewerbsmäßigen Hundetrainers muss selbstständig, planmäßig, fortgesetzt und mit der Absicht der Gewinnerzielung ausgeübt werden.
Die Genehmigung zur Tätigkeit als Hundetrainer wird von der zuständigen Behörde (meist dem Veterinäramt) erteilt. Diese prüft die Fachkunde des Antragsstellers, und ein Sachkundenachweis muss erbracht werden. Wer eine Hundeschule führt oder als Hundetrainer arbeitet, muss entsprechend diese Erlaubnis einholen.
Die Sachkundeprüfung – Was wird geprüft?
Ein Sachkundenachweis für Hundetrainer ist notwendig, um sicherzustellen, dass derjenige über ausreichend Fachwissen verfügt. Das Wissen umfasst Themen wie Hundepsychologie, Verhaltensforschung, Tierschutzrecht und praktische Trainingstechniken. Die Prüfung wird entweder vor dem Veterinäramt oder einer Tierärztekammer abgelegt. Die Tierärztekammer kann eine Zertifizierung aussprechen, die von den Behörden anerkannt werden kann aber nicht muss.
Wichtig: Eine Zertifizierung von Akademien oder Schulen, die „Studiengänge“ oder Zertifikate anbieten, ist nicht gesetzlich anerkannt, sondern nur von den Akademien selbst bestätigt. Diese Zertifikate sind nicht mit der rechtlichen Erlaubnis zu verwechseln. Ein Studium in Hundepsychologie ist nicht vergleichbar mit einem Studium in der Humanpsychologie. Es gibt nun mal keine staatlich anererkannte Unversität für Hundepsychologie. Es gibt Akademien, die Hundepsychologie lehren und die auch Abschlußzertifikate ausstellen. Die sind aber nicht mit einem abgeschlossenen Studium für Humanpsychologie gleichzusetzten. Leider müssen die Hundehalter selbst herrausfinden, ob ein Hundetrainer in diesen Bereich gut ist oder ob er nur den Begriff für eine größere Reichweite im Marketing nutzt.
Zertifizierung durch die Tierärztekammer
Die Tierärztekammer ist die einzige Institution, die eine anerkannte Zertifizierung für Hundetrainer ausstellen kann. Eine solche Zertifizierung geht über eine bloße Teilnahmebestätigung hinaus und wird nur erteilt, wenn der Trainer eine umfassende Prüfung besteht, die sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen abdeckt. Themen wie Hundepsychologie, Verhaltensforschung, Tierschutzrecht und praxisorientierte Trainingstechniken müssen dabei nachgewiesen werden.
Unterschied zwischen „Zertifizierung“ und „Erlaubnis“: Eine Zertifizierung ist ein formales Dokument, das von der Tierärztekammer nach dem erfolgreichen Bestehen einer umfassenden Prüfung ausgestellt wird. Diese Prüfung deckt sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse ab. Die Erlaubnis gemäß § 11 Absatz 1 Nr. 8f Tierschutzgesetz ist hingegen zwingend erforderlich, um gewerbsmäßig als Hundetrainer tätig zu sein. Ein Hundetrainer mit der Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8f benötigt keine zusätzliche Zertifizierung durch die Tierärztekammer, um seinen Beruf auszuüben.
Kritiker behaupten, dass zertifizierte Hundetrainer über mehr Fachwissen verfügen. Das kann sein, muss es dennoch nicht sein, denn die wesentlichen Inhalte der Ausbildungen und der Prüfungen vor der Kammer und dem Vet- Amt sind weitesgehend identisch. Der Schwerpunkt der Ausbildungsstätten und der Prüfungen ist mitunter unterschiedlich. Das entscheidende Kriterium ist nach der Prüfung und Erteilung der Erlaubnis vielmehr die Fähigkeit des Trainers, sein Wissen praktisch umzusetzen und individuell auf das Hund-Mensch-Team anzupassen. Es gibt Trainer, die in der Theorie super sind, es dennoch nicht in der Lage sind ihr Fachwissen zu den Menschen zu transportieren. Dagegen gibt es Trainer, die die Theorie wunderbar beherrschen und es ohne viel Fachchinesisch, das Mensch-Hund-Team erreichen.
Ihr merkt, alle haben die gleichen gesetzlichen Vorgaben um die Erlaubnis als Hundetrainer tätig zu werden. Ob sich ein Trainer in einer Fachrichtung spezialisiert oder nicht hängt von seinen Weiterbildung und seiner Erfahrung ab und nicht von seiner selbstgewählten Berufsbezeichnung. Nehmen wir nur das Wort „Coach“.
Was bedeutet „Coach“ im Hundetraining?
Der Begriff „Coach“ ist in den letzten Jahren immer häufiger in Zusammenhang mit Hundetrainern zu finden. Hier wird häufig der Begriff „Mental Coach“ oder „Welpencoach“ etc. verwendet. Doch was genau unterscheidet einen Coach von einem Trainer? Daher ist es sinnvoll, kurz auf die verschiedenen Begrifflichkeiten einzugehen, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, was sich tatsächlich hinter diesen Titeln verbirgt und ob es Unterschiede in der Qualität der Arbeit gibt, die von den jeweiligen Hundetrainern geleistet wird.
Trainer vs. Coach: Der Unterschied
Im Rahmen meiner Recherchen bin ich auf interessante Informationen gestoßen, die helfen, die Unterschiede zwischen einem Trainer und einem Coach in der allgemeinen Definition
- Trainer: Ein Trainer ist eine Person, die in strukturierter und planvoller Weise Wissen (Modelle, Methoden, erprobte Verhaltensweisen) an Einzelne oder Gruppen weitergibt. Dieses Wissen wird so vermittelt, dass es unter Anleitung verinnerlicht und geübt werden kann. Ein Hundetrainer vermittelt spezifische Trainingsmethoden, um Hunde zu erziehen oder Verhaltensweisen zu ändern.
- Coach: Ein Coach hingegen unterstützt die Selbstreflexion und Lösungsfindung des Klienten (in diesem Fall des Hundebesitzers) durch das Strukturieren und Moderieren von Denk- und Problemlösungsprozessen. Der Fokus liegt darauf, den Halter dabei zu begleiten, eigene Lösungen zu finden, anstatt konkrete Anweisungen zu geben. Ein Hundecoach hilft dabei, die Beziehung zwischen Mensch und Hund zu verbessern und persönliche Blockaden zu überwinden.
Zusammenfassend: Ein Trainer gibt Anweisungen und Methoden vor, während ein Coach den Klienten dazu befähigt, eigenständig Lösungen zu entwickeln.
Kann diese allgemeine Definitionen 1:1 für die Bezeichnungen von Hundetrainern übertragen werden? Meiner Meinung nach nicht.
Hierzu möchte ich ein passendes Zitat von Franziska Blickle einbringen, dass eine treffende Beschreibung dessen liefert, was ein guter Hundetrainer sein sollte:
Zitat:
„Ich bin coachende Trainerin – Ich pflege in meinen Trainings eine coachende Haltung.“
Quelle: Franziska Blickle – Was ist der Unterschied zwischen Coach und Trainer
Und dann gibt es die reine Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische: Trainer = Coach
Fazit
Der Begriff „Coach“ wird häufig aus Marketingzwecken oder inflationär verwendet. Ein guter Hundetrainer ist oft auch gleichzeitig ein Coach, da er nicht nur trainiert, sondern auch die Beziehung zwischen Hund und Halter stärkt, den Halter anleitet und ihm hilft, Lösungsansätze selbst zu erarbeiten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Fähigkeit, als Coach zu agieren, keine spezielle Zusatzqualifikation erfordert, sondern häufig ein integraler Bestandteil der Arbeit eines qualifizierten Hundetrainers ist.
Ein guter Hundetrainer sollte daher in der Lage sein, sowohl als Trainer als auch als Coach zu agieren. Er unterstützt den Halter darin, mit Herausforderungen im Umgang mit seinem Hund umzugehen und die Beziehung zum Hund zu vertiefen.
Worauf sollte man achten?
Mit diesem Wissen ist es einfacher, einen Hundetrainer zu finden, der wirklich zu Dir und deinem Hund passt. Achte darauf, ob der Trainer methodenoffen arbeitet und in der Lage ist, die Trainingsansätze individuell zu gestalten. Ein guter Trainer holt Dich dort ab, wo du und dein Hund gerade stehst, und berücksichtigt dabei eure gemeinsamen Ziele.
Wichtige Punkte sind auch:
- Weist der Trainer darauf hin, wenn deine Vorstellungen nicht mit der Genetik oder den natürlichen Fähigkeiten deines Hundes übereinstimmen?
- Erarbeitet er mit dir gemeinsam Kompromisse, die beiden Seiten gerecht werden?
- Geht der Trainer auf die individuellen Bedürfnisse deines Hundes und deine eigenen ein?
- Achtet er auf die körperliche und seelische Gesundheit deines Hundes und kann er dich zu weiteren Aspekten wie Futter, Tierarztbesuchen oder heilkundlichen Ansätzen beraten?
- Sieht er sich als Übersetzer zwischen zweier Individuen mit unterschiedlichen Sprachen?
Diese kritischen Fragen sind wichtiger als die bloße Namensgebung des Trainers. Nur weil ein Hundetrainer sich Coach nennt, heißt es nicht, dass er automatisch besser als ein ein Trainer der sich nur Hundetrainer nennt.
Fazit
Der Dschungel der Berufsbezeichnungen im Bereich der Hundetrainer und Verhaltensberater erschwert es Hundehaltern, kompetente Experten zu finden. Eine klarere gesetzliche Regelung und Schutz der Begriffe wären hilfreich, um sowohl die Qualität der Ausbildung als auch das Vertrauen in die angebotenen Dienstleistungen zu steigern.“