Der Blick auf das Positive

Auch mal sehen, was gut läuft!

Wie oft kommen wir in die Verlegenheit, uns für negative Verhaltensweisen unserer Hunde zu rechtfertigen oder sogar zu entschuldigen? Oder auch einfach nur von den schlimmsten Horrorgeschichten und katastrophalen Erfahrungen des Blödsinnmachens unserer Hunde – besonders in der Welpen-/Junghundphase – zu berichten?

Sicherlich sind die üblichen Anekdoten von ausgeräumten Mülleimern, dem zerkauten Wildlederschuh der teuersten Marke, angeknabberten Beinchen des Sitzmobilars oder dem Schneegestöber aus Daunenfedern im Schlafzimmer etc. weitaus unterhaltsamer, besonders wenn sie mit einem Augenzwinkern erzählt werden.

Doch warum kommen uns die positiven Eigenschaften…. so z. B. der Lernfortschritt unserer Hunde; eben die Dinge, die einfach auch super oder gut laufen so selten über die Lippen?

Ist es vielleicht die Sorge, dass man sich möglicherweise schnell in einem unfreiwilligen Vergleichswettbewerb wiederfindet? Die Scham, sich einzugestehen, dass man sicher viel disziplinierter und konsequenter an der Erziehung dran sein müsste und dadurch vieles schon bzw. noch besser laufen könnte? Da kommt einem dann auch der mahnende Fingerzeig unserer Trainerin wieder in den Sinn, dass es mit der einmal wöchentlichen Hundeschulstunde nicht getan ist. Oder einfach nur die Tatsache, dass die negativen Nachrichten grundsätzlich einen stärkeren Einfluss auf uns haben und unsere Aufmerksamkeit automatisch mehr anziehen?

Egal wo ein jeder seine Baustelle in der Hundeerziehung hat – und durch den Austausch mit anderen Hundehaltern weiß ich, dass es bis jetzt keinen gab, der keine Baustelle hatte oder noch immer hat – sollten wir uns doch viel öfters vor Augen halten, was unsere Hunde tatsächlich alles schon gut machen. Ohne dass es gleich wie Strebertum rüberkommt, darf man sich doch ruhig auch mal darüber freuen und auslassen, wenn der eigene Hund im Vergleich zu anderen ein regelrechter Vorbildwelpe oder Junghund war/ist. Wenn keine von all den typischen zerstörerischen Verhaltensweisen eines Pupertiers beim eigenen Vierbeiner in Erscheinung getreten sind. Keine angefressenen Stromkabel, umgeworfene Blumenvasen, von den Tapeten befreite Wände, ausgebuddelte Zimmerpflanzen, in sämtlichen Zimmern verteiltes Klopapier, auf links gedrehte Sofapolster oder sonstiges.

Okay, hier und da mal ein flüssiges oder festes Malheur, was dann aber eindeutig der Nachlässigkeit des Halters zuzuschreiben ist.

Aber ehrlich… einfach mal sehen und loben, was gut läuft!

Ob die Grundkommandos perfekt sitzen; der Rückruf einfach nicht zu toppen ist; die Leinenführigkeit vorbildlich läuft oder wo es einfach grundsätzlich super klappt; was noch nie ein Problem war und womit uns unsere Hunde auch positiv überraschen und täglich aufs Neue überzeugen, dass man einfach den besten Hund hat.

Freuen wir uns doch auch einfach mal über die kleinen Erfolge und Fortschritte! Auch wenn sie sich erst in einer mittel- oder langfristigen Zeitspanne zeigen oder einstellen. Das tut nicht nur uns gut, sondern auch dem Verhältnis zu unserer Fellnase. Und man ist überrascht, wenn man sich wirklich mal die Mühe macht und alles aufschreibt, was unser vierbeiniges Familienmitglied tatsächlich alles so kann.

Ich war zum Beispiel bei unserem letzten Termin in der Hundeschule Mega überrascht, wie klasse unser Fienchen den Social Walk mit weiteren sechs großen Hunden in der Gruppe gemeistert hat. Es gab so gut wie kein Kläffkonzert, was bis vor sechs Monaten noch undenkbar war. Sie ist zügig und freiwillig dicht aufgerückt, um als letzte in der Schlange nicht den Anschluss zu verlieren. Selbst das war schon unglaublich, da sie für gewöhnlich einen sehr großen Sicherheitsabstand für sich beansprucht. Auch in den Momenten des Abwartens, war sie weiterhin brav – außer, als die Energie in der Gruppe etwas hochpuschte, weil die Mantrailing-Hunde ihre Betty (die uns freudig mit heißem Kakao empfing) natürlich freudig begrüßen wollten. Dennoch erfüllte mich diese Trainingsstunde und das Erfolgserlebnis dabei mit Stolz.

Bedenken wir doch mal, wie viele Wiederholungen brauchen wir Menschen, bis wir eine Sache richtig gut beherrschen? Dann sollten wir unseren Fellnasen doch auch die Chance geben – oder?

Und eines ist nun einmal Tatsache:

„Jeder denkt, er hat den besten Hund der Welt.
Und jeder dieser Leute hat Recht!“

A.K.