Teil 3: Neue Balance für Bauch & Seele – Moritz auf dem Weg zur inneren Ruhe
Ein Gastbeitrag von Andrea Frost, Man and Dog, Hildesheim
Als Moritz zum ersten Mal mit seiner Halterin bei mir in der Praxis stand, lag eine lange, schwere Zeit hinter ihnen.
Ich wusste einiges aus dem Vorgespräch – und spürte dennoch sofort, dass hier nicht nur ein überforderter Hund vor mir stand, sondern auch ein Körper, der über Monate im Alarmzustand war.
Unruhige Verdauung, ständiges Anspannen, starker Juckreiz – Moritz fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Auch das zeigte sich als Spiegel seiner inneren Anspannung.
In solchen Momenten beginnt meine Arbeit.
Wenn das Nervensystem keine Pause kennt
Stress wirkt nie nur „im Kopf“. Er zieht weite Kreise – im ganzen Organismus.
Verdauung, Hormonhaushalt, Reizverarbeitung, Verhalten – alles ist miteinander verbunden.
Moritz hat das sehr deutlich gezeigt: Sein Körper war dauerhaft im Alarmzustand.
Ein auffälliges Symptom war der starke Juckreiz – besonders in ruhigen Momenten.
Er fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in seiner Haut.
Was viele nicht wissen: Auch der Darm spielt bei solchen Beschwerden eine zentrale Rolle.
Im Rahmen eines Darmflorascreenings zeigte sich bei Moritz neben einem gestörten Mikrobiom auch ein Zusammenhang mit Histamin – einem Stoff, der nicht nur über Futter aufgenommen, sondern auch im Darm von bestimmten Bakterien gebildet wird.
Wenn sich diese Bakterien zu stark vermehren, kann das tiefgreifende Folgen haben:
Konzentrationsstörungen, Reizoffenheit, Nervosität, Unruhe, sogar aggressive oder panikartige Reaktionen.
Nicht umsonst wird Histamin auch als das „Koffein des Nervensystems“ bezeichnet.
Bei Moritz ergab sich ein deutliches Bild:
Ein überreizter Körper, ein nervöses System, ein Hund, der kaum zur Ruhe kommt.
Was vielen ebenfalls nicht bewusst ist: Der Darm ist über das sogenannte Bauchhirn direkt mit dem zentralen Nervensystem verbunden – über ein komplexes Netzwerk von Nerven und Botenstoffen, allen voran über den Vagusnerv.
Dieser Nerv ist wie eine Brücke zwischen Körper und Gefühl:
Er sendet Informationen vom Bauch zum Gehirn – und umgekehrt.
Ist der Darm gereizt, gerät oft auch das Nervensystem aus dem Gleichgewicht.
Und wenn das Nervensystem dauerhaft unter Spannung steht, stört das wiederum die Verdauung.
Ein Kreislauf, der sich gegenseitig verstärken kann.
Die Kraft der kleinen Veränderungen
In enger Absprache mit der Halterin haben wir die Ernährung Schritt für Schritt angepasst:
Weniger tierisches Eiweiß, eine beruhigendere Zusammensetzung, histaminärmer, reizärmer – abgestimmt auf Moritz’ körperlichen Zustand.
Ziel war es, den Darm zu entlasten, die Nerven zu beruhigen und dem Körper wieder die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu regulieren.
Begleitend setzten wir auf eine sanfte Unterstützung mit Schüßler-Salzen, die sowohl den Darm als auch das Nervensystem in dieser Phase stärken sollten.
Auch wenn diese Therapieform wissenschaftlich nicht anerkannt ist, zeigte sich in Moritz’ Fall ein spürbarer Effekt:
Nach dem vorsichtigen Absetzen der Salze kam es zu einer auffälligen Verschlechterung des Verhaltens – mehr Spannung, weniger Ausgeglichenheit.
Da dies die einzige erkennbare Veränderung war, entschieden wir uns, die Gabe fortzusetzen. Moritz zeigte uns sehr deutlich, dass dies die richtige Entscheidung war.
Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, wie naturheilkundliche Mittel – verantwortungsvoll eingesetzt – Veränderungsprozesse wie eine Futterumstellung sinnvoll begleiten können.
Nicht als Ersatz für fundierte Analyse, sondern als feiner, unterstützender Impuls.
Duftwahl aus dem Bauch heraus
Als Moritz zum ersten Mal in der Praxis mit einer kleinen Auswahl an Hydrolaten in Kontakt kam, war er sofort klar in seiner Reaktion:
Er wich manchen aus, blieb bei anderen neugierig stehen – und traf schließlich eine sehr eindeutige Wahl.
Er entschied sich für die Atlaszeder.
Ein tief wirkender Duft, der dabei hilft, innere Stabilität aufzubauen.
Er unterstützt dabei, klare Grenzen zu setzen – ohne sich innerlich zu verschließen.
Wenn man diesen Baum betrachtet, lässt sich seine Wirkung erahnen:
Die kräftigen Äste ragen fast waagerecht hinaus, als würden sie einen geschützten Raum schaffen – ein Dach, unter dem man sich sammeln darf.
Und doch bleibt der Blick offen, überall blitzt der Himmel hindurch.
Es ist kein Rückzug ins Abseits, sondern ein Innehalten im Verbundensein.
Für Moritz bedeutet dieser Duft: Halt finden, ohne sich hart machen zu müssen.
Schutz spüren, ohne alles abwehren zu müssen.
Ein erster Schritt hin zu einer inneren Sicherheit, die nicht mehr durch Kontrolle entstehen muss – sondern aus Vertrauen wachsen darf.
Die Atlaszeder wird ihn nun im Alltag begleiten, sanft verknüpft mit Momenten der Ruhe.
Immer wieder angeboten in Zeiten, in denen er von sich aus entspannt – damit sie sich Stück für Stück verankert: als konditionierter Entspannungsduft.
Ein feiner Impuls, der nicht zwingt, sondern erinnert. An das, was möglich ist, wenn Körper und Seele gemeinsam zur Ruhe kommen dürfen.
Was Moritz mich gelehrt hat
Moritz hat mich tief berührt. Mit seiner Geschichte, mit seinem Blick, mit dem Mut, den er trotz allem in sich trägt.
Und ja – er durfte bei unserem Termin auch seine Pfoten auf meinen Schreibtisch legen.
Ein kleiner Moment, der viel erzählt: von Vertrauen, vorsichtigem Ankommen und einem Hund, der wieder fühlen darf, dass er gemeint ist.
Fazit: Ganzheitliche Veränderung beginnt im Innern
Verhalten ist sichtbar. Gesundheit oft nicht.
Und doch hängen beide untrennbar zusammen.
Moritz zeigt eindrucksvoll, wie viel möglich wird, wenn man den Hund als Ganzes sieht:
Nicht als Fall, nicht als Symptom – sondern als fühlendes Lebewesen mit einem Körper, der mitredet.
Es braucht Zeit. Es braucht Geduld. Und es braucht den Mut, gewohnte Wege zu hinterfragen.
Ich bin dankbar, Teil dieses Prozesses zu sein. Und voller Respekt für das Vertrauen, das mir und meinem Ansatz entgegengebracht wurde.
Denn manchmal ist der Weg zur Ruhe kein gerader.
Aber er beginnt – ganz leise – im Bauch.
Andrea Frost, Man and Dog, Hildesheim
Zertifizierte Hundetrainerin
Tierheilpraktikerin
Ernährungsberaterin für Hunde