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Gibt es Unterschiede?

In meiner täglichen Arbeit habe ich verschiedene Hundetypen im Einzeltraining. Unter anderem sind es Tierschutzhunde oder Hunde aus schlechter Haltung beim Vorbesitzer. Die Anzahl von unsicheren Welpen nimmt stetig zu.
Daher wollte ich mich dem Thema mal genauer widmen.
Als erstes sei gesagt, dass ein unsicherer Hund kein Angsthund ist, das Angst nicht gleich Furcht ist. Es gibt in den Begrifflichkeiten und Bedeutung Unterschiede.
Was ist Angst?

  • Angst ist eine Emotion vor nichts Konkretem also auf etwas unbestimmtes.
  • Es ist eine Sorge, dass was passieren könnte
  • Sie wird vorranging über die Hormone des Nebennierenrindesystems (limbische System, Emotionsgehirn) aktiviert
    Was ist Furcht?
  • Furcht ist eine Emotion auf eine reale Bedrohung
  • Flucht- und Kampfreaktionen
  • Verantwortlich ist das Nebenninerenmarksystem
    Beides ist ein beklemmendes und unangenehmes Gefühl, das negativ behaftet erlebt wird.
    Es können gesunde und normale Reaktionen sein bis zu übersteigernden Reaktionen, die krankhaft sind.
    Es gibt verschiedene Formen von Angst-/Furchtverhalten.
  • Unsicherheit ist eine milde Form von Angst/Furchtverhalten
  • Ängstlichkeit ist eine generelle Grundverfassung eines Hundes:
    o Er ist vorsichtig vom Wesen her
    o Der Übergang zu einer Angststörung kann fließend sein
    o Kann vererbt oder durch mangelnde Erfahrung erworben sein
  • Furcht: Auslöser ist klar identifiziert
  • Angst: Sorge, dass etwas gefährlich sein könnte
  • Phobie: Zustand einer übertriebenen und der Situation unangemessene Angstreaktion
    o Entgleisung der einzelnen Angstreaktion
    o Können zu panikartigen Angst führen => krankhaft
  • Neophobie ist die Furcht und Panik vor allem Neuen =>krankhaft
  • Panik ist die Übersteigerung der Angst
    o Angst vor der Angst
    o Generalisierte Panikattacke (Gewitterangst)
    Alle Formen der Angst/ Furchtverhalten sind unterschiedlich ausgeprägt und je nach Verhalten und Schweregrad kann es unter Umständen krankhaft sein und weiter Erkrankungen nach sich ziehen, wie z.B. eine generalisierte Angststörung vermehrt die Fehlfunktion des endokrinen Systems, wie z.B. der Schilddrüse beeinflussen kann.
    Bei Auslandlands- bzw. Tierschutzhunde oder Hunde aus schlechter Haltung besteht, die Gefahr, dass der neue Halter die Triggerpunkte des Hundes nicht weiß oder nur schwer erkennt. Gerüchte, Geräusche, Bewegungen und der Habitus eines Menschen können Trigger auslösend sein und nicht zu unterschätzen.
    Daher ist es unabdingbar die Symptome bei Angst/Furcht bei diesem Hund zu erkennen
  • Individuelle Körpersprache des entsprechenden Hundes
    o Geduckte Haltung
    o Über die Lippe lecken
    o Spontanschuppung
    o Eingeklemmte Rute
    o Distanzvergrößerndes Verhalten
    o Meideverhalten
    o Schütteln
    o Fellkratzen
    o Etc.
  • Vokalisation
    o Fiepsen
    o Knurren
    o Bellen
    Bei rechtzeitigem Erkennen der Merkmale kann eine übermäßige Reaktion des Hundes vermieden
    werden und der Hund kommt in Situationen, in denen er sich anders mehr zu helfen weiß als beißend
    nach vorne zu gehen.
    Die Ursachen für Unsicherheit/Angst/Furcht können vielfältig sein
  • Fehlende, mangelnde, falsche Sozialisierung (Umgang mit Menschen und Tieren)
  • Genetische Veranlagung
    o Wesensmerkmale durch Züchtung
    o Überzüchtung
    o Streß im Mutterleib
    o Linien-/Inzucht
    o Die genetische Angst/Furcht ist schwer zu behandeln bzw. zu bezwinge
  • Mangelnde Erfahrung
    o Welpe hat kaum Möglichkeit Erfahrung mit Personen/Gegenstände/Artgenossen zu
    machen
  • Schlechte Erfahrung
  • Misshandlung
  • Beissattacken
  • Erlernte Angst durch unbewusste Bestätigung durch den Halter
  • Mangelnde soziale Sicherheit des Halters durch nicht stimmiges Führungsverhalten
  • Schmerzvermeidung
  • Erkrankungen (blind, taub) Hormonhaushalt
    Unterschieden wird in angeborene und erlernte Angst.
    Wie ausgeprägt die Ängstlichkeit ist, ist in Abhängigkeit des jeweiligen Hundes ab und wie er die
    Situation einschätzt.
    Der genaue Ablauf im Gehirn ist so umfangreich, um hier näher darauf einzugehen.
    Wenn es Dich interessiert, kannst Du im Internet dich kundig machen, da es dazu ganz tolle
    Fachliteratur gibt.
    Nur so viel sei dazu gesagt, das Angst/Furcht ist eine natürliche Reaktion, um sich vor Gefahren zu
    schützen und ist überlebenswichtig. Die Amygdala spielt dabei eine wichtige Rolle, sie ein Teil des
    limbischen Systems und für die Emotionsverarbeitung mit verantwortlich. Und die Großhirnrinde ist
    mitverantwortlich für das emotionale Erleben der Angst und wie der Hund in den jeweiligen
    Situationen reagiert.
    Hier greifen die 4 F´s
    Flight = Flucht
    Fight = Kampf
    Freeze = einfrieren
    Flirt = Übersprungshandlung
    Jetzt komme ich zu den Therapieansätze, die so individuell sein können wie die Hunde. Ich benutze
    nicht das Wort Trainingsansätze, da man davon am Anfang unter Umständen meilenweit entfernt ist.
    Bei einem unsicheren, ängstlichen Tierschutzhund ist es am Anfang wichtig einen „angstfreien“ Raum,
    in dem er sich lösen, fressen und schlafen kann, zu schaffen. D.h. das unter Umständen, ja nach dem
    wie ausprägt das Gefühl der Unsicherheit/Angst/Furcht ist, mit einkalkuliert werden muss, dass
    Inkontinenzartikel o.ä. in einem ruhigen Raum ausgelegt werde oder dass der Hund einer Ecke/unter
    dem Bett etc. erstmal nicht rauskommt. Das kann Tage oder Wochen dauern. Bedrängen oder lieb
    gemeinstes Locken kann unter Umständen genau das Gegenteil bewirken. In diesem Raum fühlt er
    sich sicher und er bestimmt das Tempo, wann er den nächsten Schritt wagen kann. Wenn er diesen
    Schritt wagt, führt das nach und nach zu mehr Selbstsicherheit.
    Von Anfang an ist ein strukturierter Tagesablauf trägt zu mehr Sicherheit bei. Zu diesem Tagesablauf
    gehört die regelmäßige Zeit des Fütterns, des Aufstehens, kleiner wiederkehrender reizarmer
    Spaziergang, der Mensch sollte ein tägliches Ritual haben.
    Durch eine feste Struktur gewinnt der Hund an Sicherheit. Die Bewältigungsstrategie des Hundes wird
    durch Selbstentscheidungen und Problemlösung gefördert. Manch Hund geht erhobenen Hauptes,
    nach einer gemeisterten Situation.
    Wenn dieser Schritt getan ist, heißt es an die Alltagsfähigkeiten zu gehen. Die Reize können dem Hund
    angepasst in kleinen Dosen gesteigert werden. Der Hund bestimmt das Tempo und es ist sehr schwer
    für den Halter die Geduld aufzubringen. Während wir in den meisten Situationen die Schwierigkeiten
    einer Weggabelung, die wir täglich gehen, nicht wahrnehmen, kann es für den Hund bedrohlich sein,
    da von dort Gerüche kommen, die er nicht kennt. Der Tag der Müllabfuhr kann zum Spießrutenlauf für
    den Hund werden. Setzt euch mit eurem Hund auf eine Bank und lasst ihn die Eindrücke wahrnehmen.
    Ein unsicherer oder Angsthund kostet ganz viel Zeit und Geduld.
    Er wenn neue Eindrücke gefestigt sind, geht es weiter, achtet auf die Reizgrenze eures Hundes.
    Im Alltag ist es fundamental wichtig, dass der Halter mental ausgeglichen und stabil ist. Jede
    emotionale Unsicherheit, kann den Hund aus dem Gleichgewicht bringen.
    Eindeutige Regeln im sozialen Miteinander bringt dem Hund Sicherheit und Stabilität. Wenn ein Halter
    seinen unsicheren Hund von vorne bis hinten betütelt verstärkt zwar nicht das Gefühl der Unsicherheit
    aber das Verhalten kann sich verstärken.
    Die Körperhaltung des Menschen ist genauso wichtig. Wie oft sehe ich Halter die frontal, wo möglich
    noch nach vorne gebeugt vor dem Hund stehen und wundern sich, warum er mit eingezogener Rute
    flüchtet. Der Mensch bedroht den Hund körpersprachlich. Eine defensive seitliche Körperhalten kann
    Wunder bewirken. Das dauernde Kraulen und Streicheln, wo möglich noch über den Kopf, mögen viele
    Hunde am Anfang nicht. Sie sind überfordert mit der Situation.
    Unterstützend für die Verhaltenstherapie können
  • Spezielle Medikamente, die es bei Ihrem Tierarzt bekommen können. Oft hilft es dem Hund
    den Dauerstresspegel zu lindern, da das hohe Dauerlevel verhindert Neues zu erlernen
  • Aromatherapie. Gerüche wirken stimulierend in den verschiedenen Hirnareale und können
    regulierend auf den Hormonhaushalt wirken.
  • Ernährung, diverse Bestandteile des Futters können sich negativ auf die Bluthirnschranke
    auswirken.
  • TTouch Bandage (Tellington Touch)
  • Bodenarbeit
  • Desensibilisierung
  • Gewöhnung
  • Kennelboxtraining
  • Usw.
    Erst wenn der Hund sicherer ist, kann man mit dem klassischem Hundetraining beginnen.
    Bei einem Hund, der von der Veranlagung unsicher ist, gelten teilweise die gleichen Ansätze. Der
    Unterschied dazu ist, dass der Hund meisten von der Grundveranlagung sich nicht verändert, aber er
    lernt damit umzugehen.
    Meine Hauptaufgabe als Hundetrainerin besteht, bei diesen Hunden, den Menschen zu erreichen, da
    oft Wunschvorstellung des Halters nicht mit der Veranlagung des Hundes zusammenpasst.
    In beiden Fällen besteht die Gefahr, wenn der Mensch dem Hund nicht die Möglichkeit gibt,
    Distanzvergrößernd zu handeln, dass dieser aggressiv nach vorne geht.
    Und darin sehe ich oft das Problem des Denkens des Menschen. Wir denken: da muss der Hund durch.
    Womöglich noch im Fuß an der kurzen Leine. Das dem Hund, keine andere Lösungsmöglichkeit
    bekommt, wird er über kurz über lang nach vorne gehen. Und schon ist man in einem Kreislauf drinnen.
    Gegen Ende des Blogbeitrages möchte ich noch drei Dinge erwähnen.
  • 1. Die Arbeit mit einem unsicherem oder Angsthund ist mit viel Geduld, ist langwierig, besteht
    aus Rückschlägen und kann unter Umständen ein lebenslanges Training bedeuten.
  • 2. Wenn Sie merken, dass sie mit der Situation überfordert sind und dem Hund nicht die
    Sicherheit dauerhaft geben könne, suchen Sie lieber nach einem neuen Zuhause für den Hund.
    Das gehört zu der Verantwortung dem Hund gegenüber dazu und hat nichts mit Unfähigkeit
    zu tun. Sie waren einfach nicht die Richtige für diesen Hund.
  • 3. Es muss auch erwähnt werden, dass manch Verhalten so krankhaft ist und keinerlei
    Möglichkeiten es gibt, dem Hund ein Mindestmaß an einem artgerechten Leben hat, dass eine
    Euthanasie angeraten sein kann. Auch in diesem Fall zum Wohle des Hundes.
    In vielen Erziehungs- oder Tierschutzgruppen wird von einem Gang in die Hundeschule abgeraten. Das
    mag bei manchen Hundeschule auch richtig sein, da am Anfang nicht an ein Training der Basissignale
    denken kann.
    Mit der Bitte an Haltern von unsicheren Hunden oder Hunde aus dem Auslandstierschutz, holen Sie
    sich von Anfang professionelle Hilfe.
    Der Start in eine neue Familie ist sehr wichtig. Und sei es am Anfang nur ganz viele Gespräche und
    Erklärung über das Verhalten und Anzeichen des Hundes. Es kann Ihnen viel Arbeit und Ärger ersparen.
    Grüße Kirsten
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