Rücksichtsnahme, ein Fremdwort?

Entweder habe ich im Moment selektive Wahrnehmung oder das respektlose Verhalten mancher Hundehalter nimmt zu.
In den letzten 5 Wochen wurden 3 Hunde, die an der Leine waren von Hunden, die freilaufend waren attackiert. Ein Hund musste genäht werden, bei den beiden anderen waren keine sichtbaren Verletzungen. Eine Halterin, die ihren Hund geschützt hatte, zog sich diverse blauen Flecken zu und an einer Stelle des Körpers konnte man den Abdruck eines Zahns des angreifenden Hundes erkennen.

Das sind Begebenheiten, die mir von Kunden erzählt worden sind und bei denen ich als Trainerin involviert bin, da die angegriffenen Hunde jetzt auf fremde Hunde reagieren.

Mir platzt jedenfalls mittlerweile der Kragen.

]In allen drei Fällen, waren die Halter der freilaufenden Hunde vollkommen uneinsichtig. Teilweise kam es zu unangemessenen Äußerungen und beleidigenden Worten.

Immer kam das Argument: „Hätten Sie ihren Hund abgeleint wäre nichts passiert. Hunde gehören nicht an die Leine, das geht gegen die Natur eines Hundes.“ Einer meinte sogar, dass sein Hund jagdlich ausgebildet ist und somit ohne Leine laufen darf.

Bei meinen Spaziergängen mit meinem Hund sehe ich ähnliches respektloses und egoistisches Verhalten von Hundehaltern.  Das geht von Hunden an der Flexileine, die mitten auf einer Kreuzung stehen, während der Halter wartet, bis sein Hund alles abgecheckt hat. Die Autos müssen natürlich warten.

Ein Hund kommt hinter einer Wegkreuzung mit Hecke dann kommt erstmal nichts, bis nach 5 m Flexileine der Mensch zu sehen ist. Oder Ball/Stöckchen werfen ohne Leine auf einer Wiese zwischen Hausreihen. Naja, ist ja erstmal nicht so schlimm. Wenn aber 10 bis 15 m weiter eine gut befahrene Straße verläuft und es nicht wirklich einsehbar ist, ob ein anderer Mensch mit Hund in diesen Weg einbiegt, birgt das ein gewisses Gefahrenpotenzial. Wenn ich an solchen Orten nicht schon mit der „Dummheit“ und Naivität solcher Menschen rechnen würde, hätte es schon mehr als nur einmal geknallt. Sollte ich mal Tagebuch führen, wäre es ziemlich schnell gefüllt mit ähnlichen Begebenheiten.

Ich bin am überlegen, wie ich es diesen Menschen näherbringen kann, Verantwortung zu übernehmen und dass sie nicht alleine auf der Welt mit ihrem Hund sind.

Ich versuche es mal mit dem Vergleich der Kindererziehung.

Stellen wir uns ein Kind vor, welches eher introvertiert und zurückhaltend ist. In der Nachbarschaft ist ein anderes Kind, welches temperamentvoll und distanzlos ist, da es keine Regeln kennt. Dessen Eltern sitzen am Rechner oder Handy und achten nicht auf ihr Kind. Dieses Kind ärgert das introvertierte Kind, schubst, kneift, nervt und nimmt Spielsachen weg. Was würdest du als Elternteil des ruhigen Kindes machen? Ich würde die anderen Eltern ansprechen oder mein Kind von dem distanzlosen Kind fern halten. Während die achtlosen Eltern dann noch zu dir sagen:

– er will ja nur spielen.
– das machen die unter sich aus
– dein Kind ist schlecht sozialisiert, weil es nicht mit meinem spielen kann

Noch ein Beispiel:
Du möchtest gemütlich mit deinem Partner essen gehen. Am Nachbartisch ist eine Familie mit 2 Kindern. Diese Kinder rennen durch das Lokal, an deinem Tisch vorbei, stehen dann auch mal neben dir und fragen dir Löcher in den Bauch. Die Eltern haben ihre Ruhe und essen ungestört weiter.
Sagt man etwas, ist man kinderfeindlich oder man bekommt als Antwort, dass die Kinder halt nicht still sitzen bleiben können.

Weiteres Beispiel:
Eine stinknormale Dorfstraße, normal befahren, mit einer Kreuzung.
Die einen Eltern übernehmen Verantwortung und nehmen ihre Kinder zum Überqueren an die Hand oder die Kinder laufen neben ihnen. Die anderen Eltern lassen ihre Kinder hin und her rennen, stehen mitten auf der Straße oder laufen sogar einfach über die Straße. Oder sie rennen 10 m vor den Eltern um eine nicht einsehbare Ecke direkt in einen Hund, einen Menschen oder Rollstuhlfahrer.

Drei Beispiele, an denen man erkennen kann, welche Eltern Verantwortung für das Handeln der Kinder übernehmen und wer  seine Kinder damit zu respektvollen Menschen erzieht. Und welche Eltern eher zu der Rubrik gehören: Warum sollte ich mich mit der Erziehung der Kinder auseinander setzen, mir ist wichtig, dass mein Kind seinen Bedürfnissen nachgeht ohne „Zwänge“ und Regeln.

Und was hat das jetzt mit Hunden zu tun? Ganz einfach! Es zeigt das gleiche Verhalten von manchen Haltern (Eltern).

Die einen übernehmen Verantwortung und machen sich die Mühe, ihren Hund zu einem gut sozialisierten Hund zu erziehen. Andere nutzen aufgrund ihrer eigenen Faulheit, sich mit ihrem Hund auseinander zu setzen, lieber die Ausrede, dass es dem Hund sein Naturell ist, frei zu sein. Es ist ja einfacher den anderen anzupaulen und zu beleidigen als sich über sein eigenes Verhalten Gedanken zu machen.

Beispiel 1 mit Hund:
Unsicherer Hund (Ausland, Genetik, Charakter), angeleint, möchte keinen Kontakt mit anderen Hunden bzw. benötigt mehr Distanz. Dieser Hund neigt zur Flucht, daher ist er an der Leine abgesichert. Ein kranker Hund, ein operierter Hund, eine läufige Hündin, ein jagdlich ambitionierter Hund …. alle an der Leine.

Nun kommt ein unangeleinter Hund auf die angeleinten zugelaufen. Die Halter der angeleinten Hunde bitten den entgegenkommenden Halter, seinen Hund zurückzurufen und ihn anzuleinen. Das passiert nicht!

Der respektlose Hund fängt an, den anderen zu bedrängen, zu attackieren.
Von dem Halter des respektlosen Hundes kommen dann oft solche Sätze wie:
– er will nur spielen
– er will nur Hallo sagen
– der tut nix
– ihr Hund ist schlecht sozialisiert
– selber Schuld, Hunde wollen frei laufen
– hätten sie ihren abgeleint, wäre nichts passiert

Frage: Wer hat jetzt die Verantwortung für seinen Hund übernommen?

Beispiel 2:
Sie haben Angst vor Hunden, sie wollen in Ruhe essen gehen oder sie haben eine Verabredung und sind schick angezogen.
Ihnen kommt ein Hund entgegen, der sie anspringt, der bettelnd vor Ihnen sitzt etc.
Es kommt weder eine Entschuldigung noch ein Unterbinden des Verhaltens. Es kommt nur der Spruch: Er liebt alle Menschen.
Sie gehen Essen mit ihrem Mann und Hund, ihr Hund liegt entspannt unter dem Tisch. Am Nachbartisch kommt ein Pärchen mit Hund. Dieser Hund geht auf deinen zu, das Pärchen sagt sowas wie: „Oh schau mal, er will dem anderen Hallo sagen.“
Dein Hund zeigt, der Situation gerecht, dass er das nicht möchte. Der andere geht weiter zu deinem Hund, deiner knurrt und zeigt die Zähne. Die Halter des anderen Hundes sind echauffiert und sagen: „Purzel, der Hund mag dich nicht, der ist böse.“

Welcher Hund zeigt richtiges Verhalten, welcher nicht? Welcher Halter kennt seinen Hund? Welcher schiebt die Schuld auf den anderen?

Beispiel 3:
Siehe Beispiel mit den Kindern. Der eine Hund ist an einer kürzeren Leine und ein Hund an der Flexileine oder ohne Leine.
Auch hier, welcher Halter übernimmt die Verantwortung für seinen Hund? Welcher Halter achtet auf seinen Hund, dass er nicht zu Schaden kommt?

Unsere Kinder lernen im Normallfall ihre Impulse zu kontrollieren und ihren Frust auszuhalten und zu regulieren. Wir erziehen unsere Kinder zu erwachsenen Menschen, die respektvoll mit seinem Gegenüber umgehen, nicht zu fremden Menschen hinlaufen. Das ist ständiges auseinandersetzen, die Regeln einfordern, liebevoll Grenzen setzen und beibringen. Frust aushalten kann auch mal bedeuten, im Lokal (Mc gehört für mich auch dazu) beim Essen gehen auch mal sitzen bleiben zu müssen oder dass es nicht alles bekommt.

Wobei ich auch hier schon seit längerem eine Veränderung wahrnehme. Kinder, die im Einkaufsladen rumrennen, Regale ausräumen, nicht in der Lage sind 50 m im Regen zum Kindergarten zu gehen (die Eltern fahren sie bis vor die Tür, unabhängig ob erlaubt, Halteverbot oder Feuerwehrzufahrt). Kinder/Heranwachsende, die fremde Menschen anpöbeln, ohne Rücksicht auf die Autofahrer einfach über Kreuzungen laufen oder fahren. Auch hier werden teilweise schon Egoisten herangezogen.

In den meisten Fällen, gehen die Eltern den Weg des geringsten Widerstands. Schieben die Erziehung auf den Kindergarten oder die Schule. Neben Arbeit, Urlaub, Party bleibt nicht mehr viel Zeit sich bewusst mit den Kindern auseinanderzusetzen.

Ähnlich ist es bei den Hunden bzw. den Hundehaltern.

Das schlechte Gewissen, dass der Hund 6-8 Stunden zu Hause alleine ist wird beruhigt, indem man den Hund bei Spaziergängen dann absoluten Freiraum und Selbstentscheidung gibt. Sich die ersten drei Jahre die Zeit zu nehmen, den Hund zu einem entspannten Sozialpartner zu erziehen ist anstrengend und zeitintensiv.

Mir schwillt echt der Kamm, wenn ich mitbekomme wie verantwortungsbewusste Halter niedergemacht werden um sich nicht mit der eigenen Verantwortungslosigkeit auseinander setzen zu müssen.

Ja auf der Straße im Ausland sind die Hunde wesentlich entspannter im Umgang miteinander. Woran liegt das wohl? Sie wurden von anderen Hunde im jungen Alter in die Schranken gewiesen, ohne Leine halten sie respektvollen Abstand. Sie rennen nicht einfach auf einen anderen Hund frontal zu, da sie gelernt haben, dass es dann Backenfutter geben könnte.

Es gibt immer mehr Halter, die sich Hunde anschaffen aber sich null mit dem Ausdrucksverhalten der Hunde auseinandersetzen. Ist ja mit Arbeit verbunden und mit evtl. Grenzen setzen.

Wenn ein Hund, der von der Veranlagung zu den Jagdhunden gehört, mit Ball und Stock werfen ausgelastet wird, darf man sich nicht wundern, dass er anfängt zu jagen.

Wenn ein Hund von der Rutenspitze bis zur Schnauze eine Linie bildet und dann noch den anderen fixiert hat das nichts mit „der will nur mal schauen, wer das ist“ zu tun.

Im spielerischem Austausch testen die Hunde, was sie dürfen und was nicht. Ab einem gewissen Alter ist es nicht mehr Spiel, wie wir es gern sehen möchten.
Ein Hund, der die Selbstregulation der Impulse und der Frustrationstoleranz nicht erlernt hat, wird später möglicherweise Probleme bekommen.
Dazu gehört, dass ein Welpe lernen muss, nicht zu jedem hinzudürfen. Das heißt auch für den Halter es aushalten zu können, dem Impuls seines Hundes nicht nachzugeben.

Und damit sind wir wieder bei dem Menschen, der für seinen Hund verantwortlich ist. Ist das so schwer seinem Hund mal Benimm an der Leine beizubringen? Sind manche Halter so faul geworden sich mit Leinenführung und der Orientierung seines Hundes auseinanderzusetzen?

Manche Verhaltensweisen und Einstellungen von Haltern strotzen vor Egoismus. Wenn ihr alles tun und lassen wollt, wie es euch gefällt, dann zieht auf eine einsame Insel. Macht ihr euch überhaupt Gedanken darüber, was es mit dem anderen Hund, der von deinem Hund attackiert wird, macht? Das geht von Tierarztbesuchen bis hin zu Verhaltensveränderungen der Hunde.

Ach was frage ich, ob so ein Halter sich Gedanken um das Gegenüber macht.
Natürlich macht er sich die nicht, sonst würde er Verantwortung übernehmen und mehr Rücksicht nehmen. Er würde es respektieren, wenn er gebeten wird seinen Hund anzuleinen. Wobei dann sicher auffallen würde, dass sein Hund von Leinenführung nichts hält und somit, dass sein doch so gut erzogener Hund definitiv von Erziehung kaum was gehört oder erfahren hat. Am besten sind die freilaufenden Hunde, die null abrufbar sind.  Aber sie sind angeblich gut erzogen.

Mich kotzt es einfach nur noch an, dass solch rücksichtslose Halter ihr Umfeld tyrannisieren und deren Uneinsichtigkeit auch nach einem persönlichem Gespräch. Aber auch die Tatsache, dass die Behörden viel zu selten einschaltet werden, besonders da, wo ein Hund bzw. dessen Halter schon häufiger auffällig geworden ist. Es kann doch nicht sein, dass 90 % der Hundehalter einen Bogen um die egoistischen Halter machen, nur um sich und ihren Hund zu schützen.

Das, was die Hundehalter machen, die ihre Hunde auf andere (ob Mensch oder Hund) ungefragt zurennen lassen und der Bitte, ihre Hunde anzuleinen nicht nachkommen, ist einfach nur respektlos und egoistisch. Und meiner Meinung nach sind diese Halter nicht in der Lage ihren Hund zu erziehen, auch wenn sie so tun als ob.

Daher möchte ich hier mit folgenden und zum Thema passendem Zitat abschließen:
„Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet.“

Vom 26. August 17089 Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen, Artikel 4, übersetzt von Matthias Claudius


Individuelles Training. Nur eine Floskel?

Die Trainingswoche ist fast vorbei. Die Facebook- und Instagram Posts gehen nach den einzelnen Trainingstagen online. Meist schreibe ich „individuelles Training“ als Hashtag darunter.
Manchmal kommt mir die Frage in den Sinn, was ich mit den regelmäßigen Posts und mit dem Hashtag erreichen möchte. Die Einzel- und Gruppentrainings sind gebucht und der Kundenstamm ist gefestigt.
Meist, wenn mir ein Gedanke immer wieder kommt, nutze ich es als Anstoß einen Blogbeitrag zu schreiben.  So auch diesmal.

Was bedeutet individuell im Training für mich und mein Trainerteam?  Die Frage ist im Ansatz leicht zu beantworten.
Jeden Menschen und seinen Hund (nachfolgend als Team bezeichnet) dort abzuholen, wo sie stehen mit all seinen Facetten, Handicaps, Wünschen und Zielen im Einklang mit den Bedürfnissen von Mensch und Hund. In einer Gruppe sind z.B. 6 Teams. Für uns sind es 12 Individuen mit verschiedenen Charakteren, Energien und unterschiedlichen Lernständen.
Nehmen wir eine Impulskontrollübung und Frustrationskontrollübung.

Übungsaufbau:

  • Ein Korb gefüllt mit Gegenständen, wie verschiedene Bälle, Zergel, Teller, Dosen etc.
  • Ein Team geht zu dem Korb
  • Hund macht Sitz und bleibt auch im Sitz
  • Der Halter holt sich einen Gegenstand (z.B. den Ball) heraus, während der Hund nicht aufstehen darf
  • Der Halter geht mit seinem Hund irgendwo auf dem Platz
  • Der Hund macht Sitz,
  • Halter legt den Ball auf den Boden, während der Hund sitzen bleibt
  • Halter geht mit dem Hund zum Ausgangspunkt zurück

Hört sich einfach an. Kleiner Tipp: Versuchen Sie es einmal.

Bei dieser Übung geht es nicht um Schnelligkeit und auch nicht um den Ball, sondern darum, dass der Hund zu jeder Sekunde sitzen bleibt und um das Timing, den Hund im Bedarfsfall zu korrigieren.
Und hier fängt das Individuelle an.
Der eine Hund hat eine gute Impulskontrolle und bleibt bei dem Ball entspannt sitzen. Er hat eine hohe Frustrationstoleranz, da er den Ball nach wie vor nicht bekommt. Der andere Hund hat schon Probleme bei einem leeren Teller.
Der eine Mensch hat ein tolles Timing und erahnt, wenn sein Hund wieder aufstehen will, um ihn rechtzeitig zu korrigieren. Der andere muss seinen Hund immer wieder ins Sitz bringen.

Diese Unterschiede im Lernfortschritt sowohl beim Menschen als auch beim Hund zu erkennen und entsprechend darauf einzugehen, ist jetzt unser Job. Und zwar so individuell, dass keiner in der Gruppe unterfordert und auch keiner überfordert ist. Hier können wir Trainer also kein Schema F abarbeiten.

Ein anderes Beispiel ist der Aufbau von „Fuß“. In der klassischen Unterordnung besagt die „Fuß“-Position: Der Hund klebt mit seiner rechten Schulter an dem linken Bein des Menschen und schaut hoch.
Nehmen wir an, dass ein Halter aber ein körperliches Handicap hat und es auf der linken Seite nicht umsetzbar ist. Oder der Hund mag die körperliche Nähe überhaupt nicht. Daher fragen wir Trainer bei bestimmten Übungen oder Basissignalen die individuelle Feinzieldefinition eines jeden Halters ab und arbeiten entsprechend damit bzw. daran.

Die Herausforderung für unsere Arbeit sind die Alltagsspaziergänge (Social Walk). Gerade hier zeigt sich, wie individuell die Teams sind. Die Hunde reagieren unterschiedlich auf Autos, Fahrräder, Menschen, Hunde eben auf alle Reize, die einem im Alltag begegnen. Sie haben unterschiedliche Individualdistanzen. Genauso unterschiedlich sind die Halter.

Ein guter Trainer sollte einen gut gefüllten Handwerkskoffer mit vielen Möglichkeiten haben, um das Hund/Mensch Team anzuleiten und ein Trainingsziel zu erreichen.
Gerade in den Pubertätsphasen der Hunde werden die geplanten Gruppentrainings oft über den Haufen geworfen. Die Pubertiere kommen auf den Trainingsplatz und man erkennt sofort: Das wird heute nichts mit der Planung, da von 6 Hunden die Hälfte mehr mit dem Hormonchaos zu tun hat und der Halter genervt ist.  Also kommt Plan B, C oder D.

Uns liegt viel daran, dass jedes einzelne Team mit einem guten Gefühl nach dem Training nach Hause geht. Nicht immer gelingt uns das. Teilweise versuchen wir alles, um den Haltern näher zu bringen, warum ihr Hund in diesen Phasen unerwünschte Verhaltensweisen zeigt und wir bemühen uns, verschiedene und auch individuelle Lösungswege aufzuzeigen.

Es kommt auch mal vor, dass wir als Trainer deutliche Worte finden müssen, damit ein Aufwachen seitens des Halters stattfindet. Wir können hier nur gemeinsam und mit der erforderlichen Unterstützung seitens der Halter an den unerwünschten Verhaltensweisen arbeiten und trainieren. Und wenn alles nicht fruchtet, trennen sich die Wege auch mal. Dann waren wir nicht die Richtigen für dieses Team. Wir Trainer sind keine Zauberer, auch wenn manch Trainer dieses von sich denken mag.

Wieder zurück zum ursprünglichen Thema.

Manchmal kommt mir donnerstags eine gute Idee für das Gruppentraining und die Idee zieht sich wie ein roter Faden bis zum letzten Gruppentraining am Samstag durch. Wobei die Grundidee an jede Gruppe, jedes Team individuell angepasst wird.

Kleines Beispiel:
Für die einen ist Zick-Zack-Laufen durch Hütchen in der Leinenführung eine Herausforderung, wie für Welpen oder die jüngsten der Junghunde. Während in der nächsten Gruppe die Herausforderung darin besteht, das Ganze im „Fuß“ zu absolvieren. Für die, die sich schon im Aufbautraining der „Fuß“- Arbeit befinden, wird je nach Hund eine Ablenkung eingebaut.

Und dann gibt es noch die Hunde, die alles super können und deren Besitzer es einfach genießen, Qualitätszeit mit ihrem Hund verbringen zu können. Was macht man mit diesen Teams? Unterm Strich ganz einfach. Sie dürfen diese Zick-Zack-Übung einfach mal nicht auf der „Fuß“-Seite absolvieren, sondern auf der anderen Seite. Einfach? Versuchen Sie es doch mal. Einen Spaziergang lang sollte ihr Hund auf der anderen Seite laufen. Also raus aus der Komfortzone.

Es gibt nicht den einen Weg um ans Ziel zu kommen. Es gibt auch nicht das eine Ziel.
Individualität zeigt sich auch daran, das Gegenüber mit seinen Stärken und Schwächen zu respektieren und Kompromisse einzugehen. Das heißt auch, den Hund in seiner Individualität wahr zu nehmen und zu fördern.