Nur im hündischen Bereich vorhanden?
Vor geraumer Zeit habe ich mit Coaching für mich begonnen, da ich im persönlichen Bereich, wie auch im geschäftlichen Bereich an manchen Punkten unzufrieden mit dem Verlauf war.
So bin ich immer wieder in Kontakt mit meiner Coachin Christina Theis. So auch heute.
Sie zeigte mir ein Screenshot von ihrem neuen Post und in meinem Kopf machte es Plopp. So ist der Gedanke entstanden, dass es die 4F´s auch im menschlichen Bereich gibt.
Was sind die 4 F´s beim Hund?
Fight = Kampf beinhaltet alles, was zum Angriff gehört, wie knurrend oder bellend nach vorne gehen, wegschnappen, beißen
Flight = Flucht beinhaltet alles, was der Distanzvergrößerung dient
Freeze = Einfrieren ist sich keinen Millimeter mehr zu bewegen und dient zur weiteren Entscheidungsfindung.
Flirt/Fiddle about = Übersprungshandlung ist z.B. kratzen, Stöckchen kauen, suchen, schütteln, gähnen, übertriebene Spielaufforderung, hochspringen.
Was beinhaltet der Begriff „Konflikt/Bedrohung“
Die meisten denken bei Konflikt an negative Situationen. Das ist aber mit Nichten so.
Ein Konflikt kann auch eine Entscheidung sein, ob ich lieber zu der einen Party gehen möchte oder eine Freundin besuchen gehe. Jedes Mal, wenn ich mich entscheiden muss, gibt es einen Konflikt, der sich oft im Unterbewusstsein abspielt.
Bei einer Bedrohung geht es darum etwas zu verteidigen: mein Essen, meinen Mann, meine Freizeit, meine Wohnung etc.
Genauso geht es einem Hund, nur dass er/sie meist instinktiv handelt. Seine Erfahrung, Bindung zum Menschen und erlernte Verhaltensweisen spielen dabei eine Rolle.
So kann der Hund auch einen inneren Konflikt haben, weil er zu einer toll duftenden Stelle gehen möchte oder bei seinem Menschen bleiben. Wir Menschen nehmen solch Konflikte nicht wahr und nehmen es als gegeben hin, dass der Hund sich für den Menschen entscheidet oder Ärgern sich, wenn er dorthin zieht.
Die Bedrohungen für einen Hund nehmen wir eher wahr. Eine Bedrohung kann durch einen anderen Hund, Mensch, Geräusche, territorial, Wegnahme von Beute (Futter, Spielzeug etc.) sein.
Beobachtet euren Hund mal genau, wie er in Konfliktsituationen oder Bedrohung reagiert. Es ist sehr aufschlussreich und ihr lernt euren Hund besser einzuschätzen, weil ihr die Körpersprache eures Hundes besser versteht.
Und was hat das ganze jetzt mit uns Menschen zu tun?
Ganz einfach.
Auch wir haben diese Mechanismen. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Nehmen wir mal an, Du kommst allein zu einer Party, bei der Du nur den Gastgeber kennst. Die einen bleiben vor der Gruppe erstmal stehen (Freeze) und schauen sich erstmal die Menschen an. Sie merken die Stimmung, die dabei ausgestrahlt wird. Erst dann wird das weitere Vorgehen entschieden.
Da Du etwas länger benötigst, kratzt du dir am Hals, gehst durch deine Haare, lächelst übertrieben, das sind Übersprungshandlungen, da Du in einem Konflikt bist, weil du nicht genau weißt, wie du dich entscheiden sollst. Auf der einen Seite ist die Stimmung für Dich nicht wirklich gut und Du möchtest eher gehen, zum anderen möchtest Du den Gastgeber nicht vor den Kopf-Stoßen.
Du entscheidest dich zum Gehen, das ist Flight. Da sieht Dich eine Freundin und geht auf Dich zu. Ihr unterhaltet euch kurz und Deine Stimmung ändert sich und Du bleibst, weil Du entspannter bist. Im Laufe der Party rückt Dir ein Angetrunkener auf die Pelle. Du versteifst dich (Freeze), denn Du hast wieder den inneren Konflikt wie Du mit dieser Bedrohung umgehen möchtest.
Du gehst erstmal zwei/drei Schritte Rückwärts (Flight), dann machst Du auflockernde Sprüche (Übersprung) damit sich die Spannung etwas löst. Dein Gegenüber reagiert, in dem er die Distanz zu Dir wieder verringert. Kurzes Einfrieren von Dir und Du drehst dich einfach um und willst gehen (Flight), der Typ fasst Dir dabei von hinten auf die Schulter, Du drehst dich um und gibst ihm eine Ohrfeige (Fight).
Solche Situationen gibt es bei uns Menschen täglich und wir reagieren teilweise unbewusst und teilweise bewusst. Das Einfrieren und die Übersprungshandlungen empfinde ich als unbewusstes Handeln, Flucht und Verteidigung als bewusstes Handeln.
Als ich merkte, dass ich anfange mich in bestimmten Abläufen im Alltag und im geschäftlichen Bereich, nicht mehr wohlzufühlen, bin ich erstmal in meinen Handlungen eingefroren, um dann bewusst in die Bewegung nach vorne zu gehen, um Dinge zu verändern. Dagegen habe ich mich von Situationen und Menschen distanziert (Flucht) die für mich entweder nicht wichtig waren oder mir nicht gut taten.
Und was hat das wieder mit unseren Hunden zu tun?
Auch hier gibt es ganz viele Parallelen.
Hast du einen eher unsicheren oder introvertierten Hund und er friert oft ein, sollte der Mensch den Hund unterstützen, indem er nicht mit ihm einfriert, sondern eher in einer ruhigen Bewegung bleiben. Wenn dieser Hund aber dann zu Übersprungshandlung neigt, sollte der Mensch sich hinterfragen, ob er den Hund überfordert hat, weil ich zu dicht an Menschen, Gegenstände oder Hunde gegangen bin.
Wenn ich das nicht erkenne, kann der Hund dann entweder flüchten (Distanz vergrößern) oder nach vorne gehen (Fight), damit der andere die Distanz vergrößert.
Wenn ich auch ein Mensch bin, der einfriert, weil ich mit der Situation überfordert bin oder falsch einschätze, kann es dazu führen, dass mein Hund reagiert. Spielaufforderung, Hochspringen, um den Menschen herumlaufen sind dann oft Übersprungshandlung und nicht, weil er sich so freut. Schlimmsten Fall reagieren wir dann mit Strafe, da wir das Zusammenspiel in dieser Situation nicht wahrgenommen haben. Besten Fall gehe ich erstmal Distanzvergrößernd, um wieder Entspannung in die Situation zu bringen, um dann zu entscheiden, wie wir der Bedrohung/Konflikt gemeinsam mit dem Hund agieren können.
Unser Unterbewusstsein lässt sich trainieren, um schneller zu reagieren. Das geht nicht von heute auf morgen. Das dauert und manchmal verfallen wir wieder in alte Muster.
Der erste Schritt ist es sich bewusst machen, wie die Körpersprache meines Hundes mir sagen will und wie reagiere ich darauf und wie agiere ich meinem Hund. Oft ist da schon der Schlüssel für Lösungen.
Ich habe für mich festgestellt, dass ein kurzes Einfrieren/innehalten in Konflikt und bedrohliche Situationen hilft, um dann in die Bewegung zu gehen. Im Zusammenspiel mit meinem Hund ist das Innehalten kaum mehr wahrzunehmen, da mein Unterbewusstsein schneller mit verschiedenen Situationen umgehen kann.
In geschäftlichen und privaten Entscheidungen dauerte das Innehalten etwas länger, da ich mir erstmal bewusst machen musste, was ich verändern will, damit ich mich wieder finde. Als mir das bewusst wurde, bin ich in die bewusste Bewegung/Veränderung gegangen. Die Entscheidungen wie ich in bestimmten Situationen reagiere sind nicht in Stein gemeißelt, da es ja ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, dazwischen gibt es ganz viele Grautöne.
So wie es für den Hund immer wieder wechselnde Reaktionen gibt, gibt es das für den Menschen auch.
Es gibt immer eine Möglichkeit der Wahl und ich wünsche mir, dass ich Euch mit diesem Blog-Artikel zur Reflektion Eures Handelns angeregt habe und Ihr Euren Hund besser in seinem Handeln einschätzen könnt und aktiv unterstützt.
Eure Kirsten
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