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Die Sache mit der Erziehung

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Wir alle möchten einen gut erzogenen Hund, der sich gerne an dem Menschen orientiert.
Im Idealfall fangen wir mit der Erziehung an dem ersten Tag an, wenn der Hund einzieht.

Wenn ein Hund ab dem ersten Tag ungefragt auf das Sofa darf, versteht er nicht, warum er das nicht darf, wenn Besuch da ist?
Wenn der Welpe von Anfang an zu jedem Hund einfach hindarf, wird er das Verhalten auch im Erwachsenen Alter zeigen.
Wenn der Welpe/Hund überall im Garten buddeln darf, woher soll er wissen, dass die neuen Blumenzwiebeln im Beet bleiben sollen?
Woher soll der Welpe/Hund wissen, dass er nicht mit ins Bett darf, wenn Frauchen und Herrchen mal ungestört sein möchten, wenn er sonst ungefragt ins Bett springt?
In Welpenalter darf der Hund überall hinlaufen/hinziehen und jeden ungefragt begrüßen oder anspringen, wenn er Kniehoch ist, finden wir Menschen das als nervig.

Die Beispiele sind nur ein Bruchteil davon was wir erlauben und irgendwann als nervig empfinden.

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Ich sage zu meinen Kunden, dass sie das Verhalten was sie von ihrem im erwachsenen Alter wünschen von Anfang an beibringen.

Am besten so positiv wie möglich.

Und fängt es mit den verschiedenen Definitionen an.
Wir denken bei positiv und negativ an Emotionen, Lerntheoretisch ist die Definition eine andere, nämlich mathematisch. Positiv ist etwas zufügen, negativ ist etwas wegnehmen.

Ein kleiner Exkurs im Belohnungs- und Strafsystem

Positive Belohnung = ich füge dem Hund etwas für den Hund Tolles zu, wie z.B. Lob, Leckerchen, Spielzeug, Aufmerksamkeit = Freude

Negative Belohnung = ich nehme dem Hund etwas Unangenehmes weg, z.B. Druck auf die Kuppe beim Sitz, auch eine Berührung / Streicheln kann etwas Negatives sein = Erleichterung

Positive Strafe = ich füge dem Hund etwas Unangenehmes zu, z.B. Schläge, Bedrohung durch darüber beugen, Streicheln/Berührung = Angst, Unsicherheit, Schmerz

Negativer Strafe = ich nehme dem Hund etwas Tolles weg, z.B. das Spielzeug, das Leckerchen, soziale Aufmerksamkeit = Enttäuschung, Frust

Beispiele wie es laufen sollte, um dem Hund das gewünschte Verhalten beizubringen.

Ich belohne das im Körbchen liegen (positive Belohnung) und ignoriere den Dackelblick, wenn er aufs Sofa will (negative Strafe)
Vorsicht: ein Streicheln über den Kopf kann für den Hund unangenehm sein und wäre in diesem Fall eine positive Strafe und er zeigt immer weniger das eigentlich gewünschte Verhalten.

Leinenziehen: (eine Möglichkeit von vielen)
Ich belohne den Hund, wenn die Leine locker ist (Lobwort, Leckerchen in der Bewegung)
Spannt sich die Leine bleibe ich stehen, negative Strafe, da der Hund nicht dorthin kommt, wo er hinwill.
So wie der Hund die Leine etwas lockert, wird weitergegangen, positive Belohnung.

Das ist aus Sicht der Menschen.
Aus Sicht des Hundes ist alles, was er von sich aus erreicht eine positive Belohnung. Er belohnt sich selbst das Ziehen, er belohnt sich durch die soziale Nähe auf dem Sofa selbst, durch das Hochspringen bekommt er Aufmerksamkeit, somit wäre das wieder eine Belohnung.

Um manch Verhalten ihm wieder abzugewöhnen (was der Mensch vorher zugelassen/erlaubt hat) benötigt der Mensch Strafen, sei es positiv oder negativ.

Um ungewünschtes Verhalten dem Hund wieder abzugewöhnen, fängt am besten ganz am Anfang an und nicht erst wenn er uns 10 Minuten durch die Gegend gezogen hat und unser Arm mittlerweile schmerzt, oder schon 10-mal in die Leine gesprungen ist um zu dem besten Kumpel zu kommen.

Anderes Beispiel: uns nervt es, wenn die Nase des Hundes immer auf dem Boden ist und schlimmsten Fall alles aufnimmt. Auch hier fängt man nicht erst nach 5 Minuten an, sondern ganz am Anfang des, aus Menschsicht, Fehlverhaltens. Für den Hund ist es kein Fehlverhalten, er geht jagen.

Je früher der Mensch korrigiert desto weniger ist die Intensität.
Es gibt aber Hunde da muss man konsequent (eindeutig) Grenzen setzen und hartnäckig diese auch einfordern. Manch Hund benötigt das, sonst entscheidet er.
Wobei wir beim Thema „Entscheiden“ sind.

Wenn wir unseren Hund jegliche Entscheidung im häuslichen Bereich geben, wird er es in den meisten Fällen außerhalb auch machen.

Was sind Entscheidungen im häuslichen Bereich?

Unterm Strich alles, was der Hund als selbstverständlich ansieht, wie in jedes Zimmer folgen, aufs Sofa gehen, Sachen vom Fußboden aufnehmen, Dinge zerstören, Garten umbuddeln.

Hunde denken räumlich. Können wir unseren „Tanzbereich“ einfordern? Können wir dem Hund zeigen, dass wir nicht möchten, dass er ins Badezimmer geht, wenn die Tür auf ist? Können wir unseren Hund einen Platz zuweisen, in dem er runterfahren kann?
Wenn ich es zu Hause nicht kann, wird es draußen schwer, denn dort entscheidet er auch, wo er hinwill, zu wem er hinwill, was er aufnimmt, wo er markiert etc.

Wir Menschen haben vergessen Verantwortung zu übernehmen, also übernimmt der Hund das.

Die einen Hunde freuen sich, weil sie ihre Freiheit haben. Oft zum Leidwesen der Mitmenschen und anderen Hunden. Und es gibt die Hunde, die schlichtweg mit dieser Verantwortung überfordert sind und reagieren nervös, bellend, gestresst.
Wann haben wir aufgehört unseren Hunden eine Grenze zusetzen oder im beizubringen das wir bestimmte Verhalten nicht möchten? Wann haben wir aufgehört die Verantwortung für das Handeln unserer Hunde zu übernehmen?
Sind wir auf Grund Youtube und Co so verunsichert geworden, weil es verpönt ist seinem Hund eine Grenze aufzuzeigen? Sind es solche Sätze wie: „der will ja nur spielen“; „der will nur mal Hallo sagen“ ; „die machen es unter sich aus“.

Oder die berühmte Flexi-Leine, wo der Hund sein Ding macht und der Halter seins. Keine Leinenführigkeit oder Orientierung am Menschen, aber 5m Radius der Freiheit, weil wir zu bequem geworden sind dem Hund es beizubringen oder wir keine Schleppleine möchten, da ja die Hände schmutzig werden.

Warum schaffen wir es nicht konsequent ( eindeutig) und hartnäckig zu bleiben? Gerade in den ersten 3 Jahren, die so wichtig sind für die Entwicklung eines Hundes, ja auch für die Hunde aus dem Tierschutz gilt das.

Wir schaffen es nicht den Nachbarn zu sagen, dass wir nicht wollen das der Hund mit Leckerchen vollgestopft oder ewig gestreichelt wird, obwohl der Hund es nicht mag. Wir machen uns Gedanke, was andere sagen, aber wir machen uns keinen Gedanken über die Bedürfnisse des Hundes und was er dazu meint. Wir wollen unsere Hunde überall mitnehmen, auch durch dickste Getümmel, wundern uns aber wenn der Hund gestresst ist weil er überfordert ist. Wir finden es süß, wenn der Hund mit einen anderen vermeintlich spielt und gejagt wird, schaffen es aber nicht unseren Hund zu schützen vor respektlosen Hunden, die keine Grenze kennen. Wir wollen, dass unser Hund ganz viele Spielkameraden hat, sehen aber nicht, dass er das nicht möchte und überfordert ist. Wir fragen nicht den anderen Hundehalter, ob die Hunde Kontakt haben dürfen, nein ihr lasst den Hund entscheiden.  Ein anderer Hundehalter übernimmt Verantwortung für seine Hund und bittet euch euren Hund anzuleinen, nein der Hund benötigt seine Freiheit. Müssen wir immer erst uns erklären, kann man das nicht aus Höflichkeit machen? Sind wir so egoistisch geworden?

Ich gebe immer gerne Beispiele aus dem menschlichen Leben, wie:

Lassen wir zu, dass andere unsere Kinder antatschen?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder von anderen mit Süßigkeiten vollgestopft werden?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder von rüpeligen Kindern gejagt oder gepisackt werden?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder zu Fremden oder auf die Straße rennen?

Die Hunde lieben uns immer noch, wenn wir Verantwortung übernehmen und ihm Grenzen beibringen.

Erziehung heißt nicht Kommandos antrainieren, Erziehung findet im gemeinsamen Alltag statt.

Ein Grundgerüst mit Grenzen (eure definierten Grenzen) erzeugt gegenseitiges Vertrauen und somit wieder mehr Freiheit.

 

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