Reaktive Hunde – verstehen statt zu brechen
Reaktive Hunde – verstehen statt zu brechen
Warum falsche Trainingsansätze gefährlich sind
Reaktive Hunde begegnen mir in meiner Arbeit beinahe täglich. Es sind Hunde, die schon bei den kleinsten Auslösern überreagieren, die kaum zur Ruhe kommen, die in einer eigentlich normalen Umwelt wie in einem Sturm stehen. Und ich sehe jedes Mal nicht nur die Hunde, die innerlich verzweifeln, sondern auch die Halter, die müde, erschöpft und emotional am Ende sind, weil sie ihrem Hund helfen wollen – aber immer wieder in Sackgassen geraten. Dieses Thema liegt mir deshalb so sehr am Herzen, weil es hier um mehr geht als um Training. Es geht um das emotionale Wohl dieser Hunde, um ihre Lebensqualität – und um die Menschen, die sie begleiten.
Was bedeutet Reaktivität wirklich?
Reaktivität ist nicht einfach „Bellen an der Leine“ oder „Ungehorsam“. Es bedeutet, dass ein Hund Reize aus seiner Umwelt viel stärker wahrnimmt und darauf intensiver reagiert als andere. Für reaktive Hunde fühlt sich ein Spaziergang so an, als würden sie gleichzeitig in einem lauten Konzert, auf einem Jahrmarkt und in einem Gewitter stehen – und das jeden Tag. Jedes Geräusch, jede Bewegung, jeder Geruch kann ein Auslöser sein. Für den Menschen sieht das dann aus wie Bellen, Zerren, Knurren, Zittern oder Ausrasten. Für den Hund ist es blanke Überforderung.
Das Wichtigste ist: Ein reaktiver Hund ist nicht böse, nicht dominant, nicht stur. Er ist sensibel. Er ist überfordert. Seine Stress-Ampel springt viel schneller auf Rot als bei anderen. Er kann Reize nicht sortieren, nicht filtern, nicht verarbeiten. Und während andere Hunde entspannt an einem Radfahrer vorbeigehen, bricht für ihn die Welt zusammen.
Die unsichtbare Last
Was mich so bewegt: Diese Hunde leiden still. Sie stehen unter einer ständigen inneren Anspannung, die sie zermürbt. Schlaflosigkeit, ständige Wachsamkeit, fehlende Erholung – das alles frisst an ihrem Nervensystem. Und auch die Menschen leiden. Viele Halter fühlen sich schuldig, beschämt, überfordert. Sie hören von allen Seiten, sie hätten ihren Hund „nicht im Griff“. Fremde rufen ihnen beim Spaziergang zu, sie müssten den Hund „endlich mal erziehen“. In Social Media lesen sie Kommentare, die verurteilen, statt Verständnis zu zeigen. Und sie greifen nach jedem Strohhalm – aus Liebe zum Hund. Aber oft sind diese Strohhalme falsch.
Falsche Wege, die noch mehr zerstören
Immer wieder sehe ich Hunde, die durch falsche Trainingsmethoden noch tiefer in ihrer Not gefangen sind. Welpenspielgruppen, die chaotisch und überladen sind, sollen „sozialisieren“. Für sensible Hunde sind sie nichts als Panik pur. Zwangsmaßnahmen wie Festbinden, Werfen von Gegenständen oder Durchprügeln durch schwierige Situationen hinterlassen tiefe Spuren. Auch scheinbar positive Ansätze können schaden: Hunde, die permanent mit Keksen überhäuft werden, lernen nicht, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie hängen in einer Erwartungsschleife fest. Bleibt die Belohnung aus, kippen sie. Sie lernen nicht Selbstkontrolle, sondern noch mehr Abhängigkeit. Und so landen viele Hunde mit einem zusätzlichen Stempel: „aggressiv“, „unerzogen“, „Problemhund“. Dabei sind sie einfach verzweifelt.
Mich ärgert ein Missverständnis besonders
Was mich immer wieder ärgert, ist die Behauptung, dass Raumverwaltung aversives Training sei. Gerade für reaktive Hunde ist es wichtig, dass wir Menschen ihnen helfen, indem wir die imaginären Räume bewusst verwalten und klein halten. Was nützt es einem Hund, der aus purer Überforderung wie ein Brummkreisel um den Menschen herumrennt? Richtig: nichts. Wenn ich ihm aber kleinschrittig zeige, wie er damit besser klarkommen kann, bekommt er ein Stück Lebensgefühl zurück.
Diese Hunde haben ohnehin schon Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren. Aus Überforderung und Unsicherheit zeigen sie oft Signale von Kontrollverlust. Ein Hochspringen bedeutet nicht automatisch Freude – in meiner Arbeit ist es das selten. In den meisten Fällen signalisiert der Hund deutlich, dass er mehr Abstand braucht. Schaut doch bitte genauer hin: Was zeigt der Hund wirklich? Welches Bedürfnis steckt hinter seinem Verhalten? Raumverwaltung ist in diesem Zusammenhang keine Strafe, sondern Unterstützung und Sicherheit.
Körperliche Folgen von Dauerstress
Es gibt auch Hunde, die in Momenten des völligen Kontrollverlusts aggressives Verhalten gegenüber ihrem eigenen Halter zeigen. Diese Aggression entsteht nicht aus Bosheit, sondern aus purer Reizüberflutung und Überforderung. In solchen Situationen bleibt manchmal nur die Möglichkeit, den Hund zu seiner eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Menschen in seine Box zu tragen. Dort fährt er oft sofort herunter, weil die Reizflut gestoppt ist und er zur Ruhe kommen kann. Der Weg dorthin jedoch ist häufig gepflastert mit Abwehrverhalten wie Beißen oder massiver Gegenwehr. Solche Ausschnitte aus dem Alltag werden von der Außenwelt schnell bewertet, ohne dass jemand die Hintergründe versteht oder hinterfragt. Für Außenstehende sieht es aus wie Aggression oder fehlende Erziehung – in Wahrheit ist es ein Hilfeschrei eines überforderten Hundes.
Zusammenspiel von Rassedispositionen und Reaktivität
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Zusammenspiel von genetischen Veranlagungen und Reaktivität. Es gibt Rassen, die aufgrund ihrer Zuchtgeschichte prädestiniert sind, schneller und intensiver auf Reize zu reagieren. Wenn bei der Auswahl der Zuchthunde nicht sorgfältig genug hingeschaut wird, wenn Stressanfälligkeit, Unsicherheit oder Überempfindlichkeit weitervererbt werden, entstehen Linien, in denen Reaktivität regelrecht verankert ist. Leider geschieht genau das immer wieder. Statt Stabilität, Belastbarkeit und Gelassenheit als wichtige Zuchtziele zu verfolgen, wird zu oft nur auf Optik, Mode oder Leistung in einzelnen Disziplinen geschaut. Für die betroffenen Hunde bedeutet das ein Leben, in dem sie schon von Beginn an eine geringere Toleranzschwelle mitbringen – und für die Halter eine zusätzliche Herausforderung, die vermeidbar gewesen wäre.
Körperliche Folgen von Dauerstress
Ein weiteres Indiz für eine mentale Überforderung kann sich körperlich zeigen: Manche Hunde kratzen sich ständig, knibbeln an den Pfoten, verlieren Fell oder entwickeln Hautprobleme. Oft beginnt dann eine wahre Odyssee: Der passende Tierarzt wird gesucht, Ausschlussdiäten gestartet, Spezialfutter ausprobiert. Meistens wird von einer Futtermittelunverträglichkeit ausgegangen. Doch währenddessen ist der Hund bereits durch den ständigen Durchfall geschwächt, der Darm ist in Mitleidenschaft gezogen, und es entsteht ein Kreislauf, aus dem viele Halter nicht mehr herausfinden.
Hier spielt die Reaktivität eine immense Rolle. Dauerstress beeinflusst die Verdauung massiv. Nährstoffe werden schlechter aufgenommen, wichtige Bausteine des Futters nicht richtig verarbeitet. Das wirkt sich wiederum direkt auf das Verhalten aus: Ein Hund, der körperlich im Ungleichgewicht ist, kann mental noch schlechter regulieren. Genau deshalb ist es so wichtig, dass solche Fälle von Tierärzten und Ernährungsberatern sorgfältig und ganzheitlich betrachtet werden. Doch leider passiert oft das Gegenteil (Ausnahmen bestätigen die Regel): Es wird nur am Symptom gearbeitet, nicht an der Ursache – dem Dauerstress.
Die Verlockung von Social Media und Onlinekursen
Ich verstehe die Halter, die nach Lösungen suchen. Sie sind müde, sie wollen endlich Ruhe, endlich Normalität. Da wirken Angebote im Netz wie ein Rettungsanker: schnelle Tipps, teure Kurse, Bootcamps, die das Blaue vom Himmel versprechen. Doch diese Angebote funktionieren vielleicht bei unkomplizierten Hunden. Für reaktive Hunde sind sie oft Gift. Denn diese Hunde brauchen keine Standardlösung. Sie brauchen jemanden, der sie sieht. Jemanden, der ihre Körpersprache liest, ihre Signale versteht, die Dynamik zuhause wahrnimmt. Das kann kein Onlinekurs ersetzen. Es ist Geldmacherei auf dem Rücken von Menschen, die am Limit sind – und auf Kosten der Hunde, die immer tiefer in ihrer Verzweiflung stecken.
Was reaktive Hunde wirklich brauchen
Die Arbeit mit reaktiven Hunden sieht nach außen unspektakulär aus. Keine langen Runden, kein stundenlanges Bespaßen, keine schnellen „Erfolge“. Es geht um Ruhe. Es geht darum, die Welt zu entschleunigen. Ein Hund, der jeden Tag Reizfluten ausgesetzt ist, muss lernen, dass nichts tun erlaubt ist. Dass es sicher ist, einfach zu liegen. Dass er wahrnehmen darf, ohne sofort reagieren zu müssen. Manchmal bedeutet das, dass wir eine Woche lang denselben Weg gehen. Manchmal reicht ein kurzer Spaziergang. Manchmal ist das beste Training, wenn der Hund im Auto sitzt und einfach beobachtet. Und manchmal ist das größte Geschenk eine Box mit einer Decke darüber – endlich Schlaf, endlich Stille.
Nicht selten werden deshalb Spaziergänge bewusst nur sehr kurz und in ruhigen Gegenden gemacht, um die Hunde nicht zusätzlich zu überfordern. Das tägliche Training findet häufig zuhause statt – in einer möglichst reizarmen Umgebung. Dort können die Hunde kognitiv sinnvoll ausgelastet werden: kleine Futtersuchspiele, selbstwirksame Übungen, Entspannungsmassagen oder spezielle gymnastische Einheiten, da die Muskulatur oft permanent unter Spannung steht. Auch Balanceübungen können helfen, Körper und Geist zu stabilisieren. Je nach Hund kann zudem ein Clickertraining mit Freeshaping-Übungen zum Einsatz kommen, das die Konzentration fördert und dem Hund ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt.
Auch Führung spielt eine große Rolle. Reaktive Hunde brauchen Halter, die ihnen Sicherheit geben, die ihnen sagen: „Ich habe dich. Du musst das nicht allein schaffen.“ Statt langer Schleppleinen, die sie in Reizgewitter schicken, hilft oft die Nähe am Menschen. Statt Daueraction hilft langsames, kleinschrittiges Erleben. Weniger Freiheit bedeutet für sie oft mehr Sicherheit. Die Arbeit mit reaktiven Hunden sieht nach außen unspektakulär aus. Keine langen Runden, kein stundenlanges Bespaßen, keine schnellen „Erfolge“. Es geht um Ruhe. Es geht darum, die Welt zu entschleunigen. Ein Hund, der jeden Tag Reizfluten ausgesetzt ist, muss lernen, dass nichts tun erlaubt ist. Dass es sicher ist, einfach zu liegen. Dass er wahrnehmen darf, ohne sofort reagieren zu müssen. Manchmal bedeutet das, dass wir eine Woche lang denselben Weg gehen. Manchmal reicht ein kurzer Spaziergang. Manchmal ist das beste Training, wenn der Hund im Auto sitzt und einfach beobachtet. Und manchmal ist das größte Geschenk eine Box mit einer Decke darüber – endlich Schlaf, endlich Stille.
Auch Führung spielt eine große Rolle. Reaktive Hunde brauchen Halter, die ihnen Sicherheit geben, die ihnen sagen: „Ich habe dich. Du musst das nicht allein schaffen.“ Statt langer Schleppleinen, die sie in Reizgewitter schicken, hilft oft die Nähe am Menschen. Statt Daueraction hilft langsames, kleinschrittiges Erleben. Weniger Freiheit bedeutet für sie oft mehr Sicherheit.
Wenn vermeintliche Lösungen zur Sackgasse werden
Eines der größten Missverständnisse ist die Kastration. Immer wieder höre ich den Rat: „Lass ihn kastrieren, dann wird er ruhiger.“ Doch Reaktivität verschwindet nicht mit einer Operation. Im Gegenteil, manche Hunde werden unsicherer, noch sensibler. Hormone sind Gegenspieler, die wichtig für die Entwicklung sind. Eine Kastration aus reiner Verhaltenshoffnung nimmt den Hunden genau diese Balance. Und was bleibt, ist ein Hund, der immer noch reaktiv ist – nur zusätzlich gehemmt in seiner Entwicklung.
Mein Blick auf die Arbeit
Wenn ich mit reaktiven Hunden arbeite, ist mein erster Schritt: zuhören. Ich will verstehen, wie das Leben des Hundes aussieht, welche Situationen ihn überfordern, welche Signale er schon zeigt. Ich will auch die Menschen verstehen, die mit diesem Hund leben – ihre Sorgen, ihre Ängste, ihre Erschöpfung. Denn Training bedeutet hier nicht, dass wir anderthalb Stunden Tricks üben. Training bedeutet oft, dass wir sitzen, beobachten, durchatmen. Dass wir Pausen zulassen, Momente verlangsamen. Dass wir in Zeitlupe vorgehen, bis der Hund begreift: Die Welt ist nicht bedrohlich. Und dass wir die Halter begleiten, ihnen den Druck nehmen, ihnen Mut machen, falsche Stimmen von außen auszublenden.
Es macht mich jedes Mal wütend und gleichzeitig tief traurig, wenn ich sehe, wie in vielen Fällen nicht genau hingeschaut wird. Wie Hunde in Schubladen gesteckt werden, anstatt ihre individuelle Geschichte zu betrachten. Wie wertvolle Zeit verstreicht, weil Symptome behandelt werden, statt die Ursachen zu erkennen. Für den Hund bedeutet das: Monate, manchmal Jahre voller Stress, Unsicherheit und Leid. Für die Halter bedeutet es, mit ihrem Hund auf der Stelle zu treten, Frust zu erleben und immer wieder zu hören, sie hätten versagt. Diese Zeit bekommen sie nicht zurück – und genau das zerreißt mir oft das Herz.
In meiner Arbeit geht es deshalb darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Ich nehme mir die Zeit, genau hinzusehen. Ich höre zu, ich frage nach, ich beobachte. Manchmal arbeite ich eine ganze Stunde lang nur daran, den Hund wieder atmen zu lassen. Manchmal bedeutet Training, dass wir einfach gemeinsam stillstehen, den Moment aushalten und lernen, dass es auch anders geht. Diese kleinen Schritte sind nicht spektakulär, aber sie sind die Basis für echte Veränderung. Und wenn ich dann sehe, wie ein Hund, der zuvor wie ein überdrehter Kreisel wirkte, zum ersten Mal innehält und ruhig wird, dann weiß ich: Genau dafür lohnt sich jede Minute.
Warum mir diese Hunde so am Herzen liegen
Ich brenne für die Arbeit mit reaktiven Hunden, weil sie mir zeigen, wie wichtig es ist, genauer hinzuschauen. Ich liebe es, die kleinen Dinge wahrzunehmen: ein Atemzug, ein kurzes Innehalten, ein erster Blick in die Welt ohne Angst. Diese Momente sind für mich unbezahlbar, weil sie den Hunden ein Stück Lebensqualität zurückgeben und den Menschen Hoffnung schenken. Reaktive Hunde sind keine einfachen Fälle, aber gerade das macht sie für mich so besonders. Ich möchte, dass sie gesehen werden, dass ihre Hilferufe verstanden werden und dass sie die Chance bekommen, in Ruhe und Sicherheit zu leben. Das ist der Grund, warum ich für diese Arbeit brenne und warum mir diese Hunde so sehr am Herzen liegen.
Fazit
Reaktive Hunde sind keine Problemhunde. Sie sind sensible Wesen, die die Welt intensiver spüren. Sie brauchen Verständnis, Geduld und Menschen, die sie wirklich sehen. Falsche Trainingsmethoden, Social-Media-Halbwissen und schnelle Onlineangebote verschärfen ihr Leid. Was sie brauchen, ist Ruhe. Struktur. Sicherheit. Und Training, das nicht auf Druck, sondern auf Entschleunigung basiert. Schritt für Schritt. Im Tempo des Hundes.
Diese Hunde schreien nach Hilfe – nicht laut, sondern still, in ihrem Verhalten, in ihrem ständigen Überdrehen. Es ist unsere Aufgabe, ihnen zuzuhören. Sie zu sehen. Und ihnen den Raum zu geben, endlich wieder atmen zu können. Denn am Ende ist es das, was sie brauchen: eine Chance auf Ruhe und ein Leben, das sie nicht überrollt.
Teil 3: Neue Balance für Bauch & Seele – Moritz auf dem Weg zur inneren Ruhe
Teil 3: Neue Balance für Bauch & Seele – Moritz auf dem Weg zur inneren Ruhe
Ein Gastbeitrag von Andrea Frost, Man and Dog, Hildesheim
Als Moritz zum ersten Mal mit seiner Halterin bei mir in der Praxis stand, lag eine lange, schwere Zeit hinter ihnen.
Ich wusste einiges aus dem Vorgespräch – und spürte dennoch sofort, dass hier nicht nur ein überforderter Hund vor mir stand, sondern auch ein Körper, der über Monate im Alarmzustand war.
Unruhige Verdauung, ständiges Anspannen, starker Juckreiz – Moritz fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Auch das zeigte sich als Spiegel seiner inneren Anspannung.
In solchen Momenten beginnt meine Arbeit.
Wenn das Nervensystem keine Pause kennt
Stress wirkt nie nur „im Kopf“. Er zieht weite Kreise – im ganzen Organismus.
Verdauung, Hormonhaushalt, Reizverarbeitung, Verhalten – alles ist miteinander verbunden.
Moritz hat das sehr deutlich gezeigt: Sein Körper war dauerhaft im Alarmzustand.
Ein auffälliges Symptom war der starke Juckreiz – besonders in ruhigen Momenten.
Er fühlte sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht wohl in seiner Haut.
Was viele nicht wissen: Auch der Darm spielt bei solchen Beschwerden eine zentrale Rolle.
Im Rahmen eines Darmflorascreenings zeigte sich bei Moritz neben einem gestörten Mikrobiom auch ein Zusammenhang mit Histamin – einem Stoff, der nicht nur über Futter aufgenommen, sondern auch im Darm von bestimmten Bakterien gebildet wird.
Wenn sich diese Bakterien zu stark vermehren, kann das tiefgreifende Folgen haben:
Konzentrationsstörungen, Reizoffenheit, Nervosität, Unruhe, sogar aggressive oder panikartige Reaktionen.
Nicht umsonst wird Histamin auch als das „Koffein des Nervensystems“ bezeichnet.
Bei Moritz ergab sich ein deutliches Bild:
Ein überreizter Körper, ein nervöses System, ein Hund, der kaum zur Ruhe kommt.
Was vielen ebenfalls nicht bewusst ist: Der Darm ist über das sogenannte Bauchhirn direkt mit dem zentralen Nervensystem verbunden – über ein komplexes Netzwerk von Nerven und Botenstoffen, allen voran über den Vagusnerv.
Dieser Nerv ist wie eine Brücke zwischen Körper und Gefühl:
Er sendet Informationen vom Bauch zum Gehirn – und umgekehrt.
Ist der Darm gereizt, gerät oft auch das Nervensystem aus dem Gleichgewicht.
Und wenn das Nervensystem dauerhaft unter Spannung steht, stört das wiederum die Verdauung.
Ein Kreislauf, der sich gegenseitig verstärken kann.
Die Kraft der kleinen Veränderungen
In enger Absprache mit der Halterin haben wir die Ernährung Schritt für Schritt angepasst:
Weniger tierisches Eiweiß, eine beruhigendere Zusammensetzung, histaminärmer, reizärmer – abgestimmt auf Moritz’ körperlichen Zustand.
Ziel war es, den Darm zu entlasten, die Nerven zu beruhigen und dem Körper wieder die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu regulieren.
Begleitend setzten wir auf eine sanfte Unterstützung mit Schüßler-Salzen, die sowohl den Darm als auch das Nervensystem in dieser Phase stärken sollten.
Auch wenn diese Therapieform wissenschaftlich nicht anerkannt ist, zeigte sich in Moritz’ Fall ein spürbarer Effekt:
Nach dem vorsichtigen Absetzen der Salze kam es zu einer auffälligen Verschlechterung des Verhaltens – mehr Spannung, weniger Ausgeglichenheit.
Da dies die einzige erkennbare Veränderung war, entschieden wir uns, die Gabe fortzusetzen. Moritz zeigte uns sehr deutlich, dass dies die richtige Entscheidung war.
Für mich ist das ein schönes Beispiel dafür, wie naturheilkundliche Mittel – verantwortungsvoll eingesetzt – Veränderungsprozesse wie eine Futterumstellung sinnvoll begleiten können.
Nicht als Ersatz für fundierte Analyse, sondern als feiner, unterstützender Impuls.
Duftwahl aus dem Bauch heraus
Als Moritz zum ersten Mal in der Praxis mit einer kleinen Auswahl an Hydrolaten in Kontakt kam, war er sofort klar in seiner Reaktion:
Er wich manchen aus, blieb bei anderen neugierig stehen – und traf schließlich eine sehr eindeutige Wahl.
Er entschied sich für die Atlaszeder.
Ein tief wirkender Duft, der dabei hilft, innere Stabilität aufzubauen.
Er unterstützt dabei, klare Grenzen zu setzen – ohne sich innerlich zu verschließen.
Wenn man diesen Baum betrachtet, lässt sich seine Wirkung erahnen:
Die kräftigen Äste ragen fast waagerecht hinaus, als würden sie einen geschützten Raum schaffen – ein Dach, unter dem man sich sammeln darf.
Und doch bleibt der Blick offen, überall blitzt der Himmel hindurch.
Es ist kein Rückzug ins Abseits, sondern ein Innehalten im Verbundensein.
Für Moritz bedeutet dieser Duft: Halt finden, ohne sich hart machen zu müssen.
Schutz spüren, ohne alles abwehren zu müssen.
Ein erster Schritt hin zu einer inneren Sicherheit, die nicht mehr durch Kontrolle entstehen muss – sondern aus Vertrauen wachsen darf.
Die Atlaszeder wird ihn nun im Alltag begleiten, sanft verknüpft mit Momenten der Ruhe.
Immer wieder angeboten in Zeiten, in denen er von sich aus entspannt – damit sie sich Stück für Stück verankert: als konditionierter Entspannungsduft.
Ein feiner Impuls, der nicht zwingt, sondern erinnert. An das, was möglich ist, wenn Körper und Seele gemeinsam zur Ruhe kommen dürfen.
Was Moritz mich gelehrt hat
Moritz hat mich tief berührt. Mit seiner Geschichte, mit seinem Blick, mit dem Mut, den er trotz allem in sich trägt.
Und ja – er durfte bei unserem Termin auch seine Pfoten auf meinen Schreibtisch legen.
Ein kleiner Moment, der viel erzählt: von Vertrauen, vorsichtigem Ankommen und einem Hund, der wieder fühlen darf, dass er gemeint ist.
Fazit: Ganzheitliche Veränderung beginnt im Innern
Verhalten ist sichtbar. Gesundheit oft nicht.
Und doch hängen beide untrennbar zusammen.
Moritz zeigt eindrucksvoll, wie viel möglich wird, wenn man den Hund als Ganzes sieht:
Nicht als Fall, nicht als Symptom – sondern als fühlendes Lebewesen mit einem Körper, der mitredet.
Es braucht Zeit. Es braucht Geduld. Und es braucht den Mut, gewohnte Wege zu hinterfragen.
Ich bin dankbar, Teil dieses Prozesses zu sein. Und voller Respekt für das Vertrauen, das mir und meinem Ansatz entgegengebracht wurde.
Denn manchmal ist der Weg zur Ruhe kein gerader.
Aber er beginnt – ganz leise – im Bauch.
Andrea Frost, Man and Dog, Hildesheim
Zertifizierte Hundetrainerin
Tierheilpraktikerin
Ernährungsberaterin für Hunde
Moritz - Teil 2: Zwischen Hilflosigkeit und Hoffnung
Moritz – Teil 2: Zwischen Hoffnung und Hilflosigkeit
Wir trafen uns im Oktober 2024. Moritz war zu diesem Zeitpunkt 1,5 Jahre alt.
Er sollte einen neuen Maulkorb bekommen – und das nicht ohne Grund.
Schon bei der ersten Begegnung wurde klar: Dieser Hund steht unter Dauerstrom.
Aggressives Verhalten gegen Menschen, ständige Reizüberflutung, keine Fähigkeit zur Ruhe. Moritz war misstrauisch, nervös, kaum kontrollierbar, immer im Modus „Angriff ist die beste Verteidigung“.
Die Halterin war gezeichnet. Im wahrsten Sinne des Wortes: blaue Flecken, kleinere Verletzungen. Sie hatte versucht, ihn zu kontrollieren – doch was sie dafür erntete, war Angst, Schmerz und das Gefühl, komplett zu versagen.
Sie schilderte mir, dass Moritz auf alles aggressiv reagierte: Autos, Fahrräder, fremde Menschen, Hundegebell – selbst wenn es nur in der Ferne zu hören war. Er verteidigte das Grundstück, maßregelte die Familie, versuchte zu beißen.
Der Leidensdruck war kaum in Worte zu fassen.
Ein erster Moment des Aufatmens
Nach einer Maulkorbanprobe auf meinem Gelände kam es zum ersten Wendepunkt.
Auf dem Weg zurück zum Auto rastete Moritz erneut bei einem Reiz aus der Ferne aus – die Halterin war kurz vor dem Zusammenbruch.
Ich übernahm, blieb ruhig stehen, sagte nichts, war einfach präsent. Moritz beruhigte sich.
Ich coachte die Halterin ganz behutsam, wie sie über ihre eigene Haltung Einfluss auf Moritz nehmen kann.
Nach etwa 15 Minuten nahm sie die Leine wieder in die Hand – mit einem Lächeln im Gesicht.
Später erzählte sie mir, dass sie nach 50 Metern anhielt und weinte. Weil in diesem Moment so viel Last von ihr abfiel.
Wenige Tage später fand der erste Termin im häuslichen Umfeld statt. Moritz war gesichert, die Situation ruhig und strukturiert.
Wir sprachen lange – über zwei Stunden. Und es wurde klar: Dieser Hund leidet. Massiv.
Wie konnte es so weit kommen?
Moritz stammt aus einer Leistungszucht, auf Arbeit, Territorialverhalten und Kontrollverhalten gezüchtet. Der Onkel im Zwinger nebenan zeigte ebenfalls ausgeprägte Aggression. Moritz hatte bis zur Abgabe im Alter von 9 Monaten, kaum Umweltreize erlebt – nur Grundstück, nur Zwinger.
Die vielen Trainingsversuche zuvor hatten ihn zusätzlich verunsichert: Korrekturen, Strafen, Reizüberflutung, zu hohe Erwartungen – dazu noch ein Kastrationschip mit nur 9 Monaten, der ihn in einer wichtigen Entwicklungsphase hormonell stoppte.
Moritz lebte permanent in der roten Zone.
Er hatte keine Chance, überhaupt etwas Positives zu verankern. Er war nicht mehr ansprechbar – außerhalb des Hauses war Moritz wie ferngesteuert.
Das Grundstück wurde kontrolliert, Menschen wurden reglementiert. Spaziergänge? Nur noch im Feld. Alles andere war gefährlich.
Erste Schritte in Richtung Veränderung
Unsere ersten Maßnahmen hatten ein Ziel: Verantwortung abgeben.
- Hausleine für mehr Distanz und Führung
- Box als sicherer Rückzugsort, mit Decke abgedeckt
- Boxentraining als permanentes Ritual – Sicherheit schaffen
- Konfliktsituationen vermeiden, nicht provozieren
- Sehr kleinschrittiges Training im Garten – maximal 5 Minuten
- Körpersprache beobachten, Überforderung erkennen, bevor sie kippt
Moritz brauchte eine neue Aufgabe: nicht mehr der Wächter, nicht der Entscheider – sondern Hund.
Das zweite Treffen – und ein Rückfall
Vier Wochen später trafen wir uns auf dem Trainingsgelände.
In der Zwischenzeit gab es viel Austausch via WhatsApp und Telefon. Die Halterin war unermüdlich.
Beim Training: 20 Minuten gezielte Übungen zur Orientierung, ruhiges Leinenhandling. Dann: reden, erklären, zuhören. Gefühle annehmen. Ängste ernst nehmen.
Nach 1,5 Stunden endete das zweite Training – mit sichtbarem Fortschritt.
Doch dann lief der Kastrationschip aus. Und Moritz kippte zurück. Die Halterin hielt durch. Wir justierten nach. Und er fing sich wieder.
Ein paar wichtige Worte zur Kastration
In vielen Fällen wird ein Kastrationschip oder eine OP vorschnell empfohlen.
Was oft nicht bedacht wird:
Eine Kastration verändert nicht automatisch Verhalten – sie kann es sogar verstärken, wenn Angst oder Unsicherheit die Ursache sind.
Junge Hunde durchlaufen natürliche Reifeprozesse. Wird dieser hormonell unterbrochen, fehlt oft die Chance auf gesunde Entwicklung.
In Moritz‘ Fall zeigte sich: Der Chip verschaffte nur kurz Erleichterung – löste aber nicht das Problem.
Kontrollverlust abgeben – Stück für Stück
Mit viel Geduld und Struktur begannen wir, neue Routinen aufzubauen:
- Kein Aussteigen mehr im Stresszustand
- Keine Kontrolle mehr über das Grundstück
- Ruhe und Erwartungsfreiheit im Alltag
- Schleppleine im Garten, gezielte Suchspiele zur Auslastung
- Keine Raumkontrolle, kein Sofa, kein Liegen an den Füßen
- Stellvertreterkonflikte stellen und begleiten
- Impulskontrolle und Frustrationstoleranz üben
- Moritz lesen lernen – rechtzeitig handeln
Und all das nicht draußen, sondern ausschließlich im sicheren Rahmen Zuhause und im Garten.
Denn: Am Hoftor war Schluss. Draußen war Überforderung pur.
Kleine Schritte. Große Wirkung.
Die Fortschritte blieben nicht aus:
- Moritz zog sich selbstständig in seine Box zurück
- Er suchte Nähe und genoss ruhige Kuscheleinheiten
- Er schlief mehr
- Er hörte auf, seine Menschen zu verfolgen
- Er gab Verantwortung ab
Futter & Verhalten – der Zusammenhang
Moritz zeigte auch massive Magen-Darm-Probleme.
Reizoffenheit wirkt sich auf den Körper aus. Und Verdauung auf das Verhalten.
Ohne weiter tiefere Analyse seitens einer Tierärztin, wurde lapidar auf Futterallerige verwiesen und ein bestimmte Futtersorte empfohlen. Veränderung zeigte sich keine.
Da ich selbst keine Ernährungsexpertin bin, arbeite ich in solchen Fällen mit Andrea Frost, Man and Dog, zusammen. Sie hat uns mit wertvollem Fachwissen begleitet. Im dritten Teil wird sie ihre Sicht und Empfehlungen zu Moritz‘ Ernährung teilen.
Ein Hund kurz vorm Tierheim – und eine Halterin, die blieb
Seit unserem Kennenlernen haben wir uns nur viermal mit Moritz persönlich getroffen. Der Grund: Seine Halterin setzt alles um. Täglich. Konsequent. Mit Feingefühl.
Sie besucht Workshops, holt sich Input, stellt Fragen, bleibt dran.
Viele Trainingsschritte braucht Moritz gar nicht – weil es um Strukturen, nicht Reize geht.
Moritz wird nie ein Hund für die Innenstadt sein.
Urlaube müssen sorgfältig geplant werden.
Aber: Er darf bleiben. So wie er ist.
Seine Familie hat ihn angenommen – mit Licht und Schatten.
Und genau deshalb verändert sich Moritz. Jeden Tag ein bisschen mehr.
Mein persönlicher Respekt
Dieser Weg ist kein einfacher.
Es wäre leichter gewesen, aufzugeben.
Doch die Halterin – und ihr Umfeld – sind geblieben.
Sie haben sich bewusst für Moritz entschieden. Gegen all das, was andere ihnen einreden wollten.
Ich ziehe den Hut vor dieser Leistung.
Denn echte Veränderung beginnt nicht beim Hund.
Sondern beim Menschen.
Moritz, der schwere Weg eines jungen Hundes
Moritz – Der schwere Weg eines jungen Hundes
Teil 1
Moritz wurde am 08. März 2023 geboren – ein aufgeweckter Welpe aus einem VDH-zertifizierten Züchterhaushalt, der gemeinsam mit acht Geschwistern in sein Leben startete. Am 05. Mai 2023, mit acht Wochen, zog er bei uns ein. Wir waren bereit für einen Neustart mit Hund – voller Hoffnung, Liebe und Verantwortungsbewusstsein.
Doch es kam anders. Viel zu anders.
Ein schlechter Start in eine gute Zukunft
Schon in den ersten Wochen zeigten sich die ersten Stolpersteine. Wir wollten Moritz bestmöglich fördern, doch es war schlichtweg keine Welpengruppe verfügbar. Erst als er elf Wochen alt war, fanden wir einen Platz – leider keine feste Gruppe, sondern wechselnde Hunde. Statt Spiel und Sozialkontakt gab es Korrekturen, Einschränkungen und ständigen Druck.
Moritz durfte nicht frei laufen, selbst kontrolliertes Spiel war unmöglich. Stattdessen wurde mit Wasser, klappernden Näpfen und Schlüsseln gearbeitet – aus seiner Sicht ständige Bedrohung. Die Folge: ein junger Hund, der nicht lernen konnte zu vertrauen.
Ein Ratschlag jagt den nächsten – keiner hilft
Ein Hausbesuch einer Trainerin brachte keine Entlastung – im Gegenteil. Der Rat: Moritz mit einem Haken in der Wand anzubinden, mit einer Rüttelflasche zu arbeiten, oder ihn am besten direkt abzugeben. Moritz war gerade fünf Monate alt. Und wir? Wir waren verzweifelt, beschämt, hilflos.
Statt echter Hilfe wurde uns immer wieder vermittelt: „Ihr seid das Problem.“
Als auch noch unsere Tierärztin zur baldigen Kastration riet, fühlten wir uns zunehmend überfordert. In unserer Not wandten wir uns an eine bekannte Trainerin – doch was dort geschah, erschütterte uns zutiefst. Moritz wurde angeschrien, massiv körperlich bedrängt, fast gewürgt, in einer eskalierenden Situation sogar getreten und beschimpft. „Scheiß Köter“ – dieses Wort brennt sich ein. Wir brachen alles ab.
Am Telefon wurden wir danach wüst beschimpft – weil wir uns schützend vor unseren Hund gestellt hatten.
Verloren im Therapiedschungel
Auf Anraten der Tierärztin folgte eine Verhaltenstherapie. Der erste Termin: knapp 1000 Euro. Das Ergebnis: Leckerli, Handout, Maulkorbberatung. Moritz bekam Käse – für jeden Blick. Doch unser Alltag wurde nicht leichter, unser Gefühl nicht sicherer, unsere Sorgen nicht kleiner.
Nach wenigen Wochen, weiteren teuren Besuchen und zunehmender Erschöpfung nahmen uns die Züchter Moritz für eine Woche ab – mehr als ein kurzes Durchatmen war das aber nicht. Sie wollten ihn nicht zurück. Und uns wurde geraten: Hundeinternat.
Training, das mehr kaputt macht als heilt
Moritz verbrachte drei Wochen im Hundeinternat – lebte mit der Trainerin, ihren Hunden, sogar zeitweise mit kleinen Kindern. Der Umgang: streng. Leinenruck für die Leinenführigkeit, Training mit Maulkorb samt Metall-Stirnriemen. Wir bekamen Einzelstunden, lernten mit – doch das Fundament blieb brüchig. Die Hilflosigkeit wuchs. Die Kosten explodierten. Der Druck auf Moritz stieg.
Nächster Versuch, nächste Verletzung
Kurz danach: neue Hundeschule, neue Trainerin, neue Hoffnung. In der ersten Gruppenstunde: acht andere Hunde, viel Hektik, viele Reize. Nach der zweiten Stunde hatte Moritz eine tiefe Schnittwunde an der Pfote – vier Wochen Trainingspause.
Doch schlimmer als die körperliche Wunde war das Gefühl: Wir wussten nicht mehr, wem wir glauben sollten. Oder uns überhaupt noch trauen konnten.
Noch vor dem dritten Training wurde Moritz – ohne tiefere Aufklärung – ein Kastrationschip gesetzt. Unser Hund war gerade einmal neun Monate alt. Zusätzlich wurde uns empfohlen, ihm Beruhigungsmittel zu geben. Auch das lehnten wir ab.
Druck statt Beziehung
Im weiteren Training wurde mit Druck gearbeitet: Leinenruck, Napf- oder Eimerwurf, Wasserflaschen, Schellen. Übungen wurden mit Sitz-Platz-Zwang durchgezogen, Maulkörbe waren Standard, Bindung nebensächlich. Hunde wurden angebunden, weggeschickt, zurechtgewiesen. Für „Härtefälle“ wurde sogar das Sprüh- oder Elektrohalsband empfohlen – wenn auch nur „vertraulich“.
Hausbesuche? Fehlanzeige. Einzige Ausnahme: eine private Gefälligkeit bei unserem Gartenproblem, als Moritz am Zaun pöbelte.
Unser Hund litt. Und wir mit ihm.
Er bekam Verdauungsprobleme. Unsere Tierärztin riet zu einer reinen Pferdefleischfütterung – ohne Untersuchung. Es war der Tiefpunkt. Emotional, körperlich, seelisch.
Ein unerwarteter Lichtblick
Wir begannen, selbst zu recherchieren. Und stießen auf eine Hundeschule, bei der sich alles anders anfühlte: respektvoll, ruhig, fundiert. Keine Gewalt. Kein psychischer Druck. Kein Training nach Schema F. Stattdessen ein individueller Blick auf unseren Hund – auf Moritz, wie er ist. Und wie er sein darf.
Endlich.
Was wir heute wissen – und niemals vergessen werden
Die Geschichte von Moritz ist kein Einzelfall. Aber sie ist unsere. Und sie hat uns an unsere Grenzen gebracht.
Wir haben gelernt:
- Dass viele Methoden, die sich „modern“ nennen, tief verletzen können.
- Dass Vertrauen nur mit Geduld wächst – niemals mit Gewalt.
- Dass nicht jeder, der laut ist, auch recht hat.
- Dass man manchmal allein ist – obwohl man eigentlich Hilfe sucht.
Heute wissen wir, dass Moritz nicht das Problem war. Sondern das System um ihn herum.
Und heute, endlich, geht es ihm besser. Uns auch. Weil wir unseren Hund nicht aufgegeben haben. Sondern uns für ihn entschieden haben – gegen jeden Widerstand.
Autorin: C. O.-K.
Teil 2 folgt
Jenseits des Gehorsams: Soziale Erziehung und Ruhe als Schlüssel zur Harmonie
Mehr als nur Sitz und Platz: Soziale Erziehung und Ruhe
In unseren Hundeerziehungsgruppen liegt der Fokus oft auf den Grundlagen: Sitz, Platz, Leinenführigkeit. Doch ein Thema zieht sich wie ein roter Faden durch die Welpen- und Junghundekurse: soziales Lernen, Impulskontrolle, Frustrationstoleranz und das Setzen von Grenzen.
Oft zeigt sich die Herausforderung darin, unseren jungen Energiebündeln zu Hause die Ruhe beizubringen. "Bleib!", "Nein!", "Entspann dich!" – diese einfachen Bitten scheinen manchmal ungehört zu verhallen. Dabei ist gerade die Fähigkeit zur Ruhe und Entspannung ein fundamentales Element für ein ausgeglichenes Hundeleben.
Ein Leben in Balance: Die Bedeutung der Ruhe
Stell dir vor, du wärst permanent von Reizen umgeben, müsstest täglich unzählige neue Eindrücke verarbeiten und hättest nie die Möglichkeit, wirklich abzuschalten. So ähnlich erleben viele unserer jungen Hunde ihre Welt. Ohne Ruhephasen können all die neuen Erfahrungen und kleinen Konflikte des Alltags kaum verarbeitet werden. Es fehlt die Zeit, um neue Energie für kommende Herausforderungen zu tanken.
Oftmals geben wir unbewusst dem unruhigen Verhalten unserer Welpen nach. Ein Fiepsen im Körbchen, ein winselnder Blick – und schon wird der kleine Liebling bemitleidet und herausgenommen. Wir übertragen unsere menschliche Vorstellung von Trost auf den Hund und übersehen dabei, wie wichtig es ist, ihm die Selbstregulation beizubringen.
Die unbemerkte Kontrolle: Wer führt eigentlich?
Wir sind den ganzen Tag damit beschäftigt, unseren Hund zu beobachten und zu lenken: Was frisst er? Wo geht er hin? Was tut er? Ein ständiger Kontrollakt! Und dann wundern wir uns, wenn der Hund nicht zur Ruhe kommt. In den Trainingseinheiten fordern wir mentale Höchstleistungen und erwarten gleichzeitig einen entspannten Begleiter im Alltag. Das harmoniert nicht immer.
Ein häufig gehörtes Argument: "Auf dem Sofa ist er ganz ruhig und schläft." Das mag stimmen. Doch beobachte genauer: Liegt dein Hund wirklich entspannt neben dir, weil er deine Nähe sucht? Oder liegt er quer über deinen Schoß, die Pfote demonstrativ auf deinem Bein, um dich "festzuhalten"? Oft ist dies eher ein Kontrollverhalten als ein reines Bedürfnis nach Zuneigung.
Elementare Lektionen: Grenzen setzen und "Nein" sagen
Können wir uns vorstellen, dass ein Kind uns den ganzen Tag auf den Fersen klebt oder unser Partner uns ununterbrochen anstarrt und berührt? Irgendwann wären wir gereizt. Warum fällt es uns dann oft so schwer, unserem Hund klare Grenzen aufzuzeigen? Ihm beizubringen: "Nein, du bleibst jetzt im Körbchen, während ich dusche." Dies sind grundlegende Regeln, die vom ersten Tag an etabliert werden sollten.
Denn was im Welpen- und Junghundalter versäumt wird, kann sich in der Pubertät und im Erwachsenenalter verstärken. Der Hund testet seine Grenzen, versucht seine Position zu finden – und irgendwann kann es zu unerwünschten Reaktionen kommen. Oft haben wir die feinen Signale des Unbehagens (Knappern, Lefzen lecken, Abwenden) übersehen, bis der Hund deutlicher wird.
Die Falle der Dauerbelohnung: Weniger kann mehr sein
Im Alltag belohnen wir oft jede kleine "gute" Tat unseres Hundes mit einem Leckerli. Eine Minute Stille im Körbchen? Keks! Ein kurzer Blickkontakt? Keks! Positive Verstärkung ist wichtig, aber muss es immer ein Futterstück sein? Manchmal genügt ein ruhiges Lob oder das Ignorieren unerwünschten Verhaltens.
Denn was geschieht, wenn der Hund lernt, dass jede seiner Handlungen eine Belohnung nach sich zieht? Er wird davon abhängig. Er agiert nicht mehr ohne die Erwartung von Futter. Bleibt die Belohnung aus, kann dies zu Frustration und Verunsicherung führen.
Soziale Kompetenz statt reiner Dressur: Was wirklich zählt
Ein Hund, der perfekt "Sitz" und "Platz" beherrscht, aber im Alltag sozial ungeschickt ist, ähnelt einem Soldaten mit Auszeichnungen, aber ohne Manieren. Oft legen wir zu viel Wert auf Gehorsam und zu wenig auf die Entwicklung sozialer Fähigkeiten. Dazu gehört auch, Konflikte auszuhalten und die Grenzen anderer zu respektieren.
Warum nehmen Hunde ständig alles vom Boden auf? Oft, weil sie gelernt haben, so Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir müssen ihnen beibringen: Was am Boden liegt, wird nicht gefressen. Und wir müssen lernen, auch kleine "Stellvertreterkonflikte" durchzustehen. Versucht der Hund, ein Leckerli zu stehlen, das uns gehört, ist ein konsequentes "Nein" wichtig, ohne beim ersten Winseln nachzugeben.
Die Rolle von Genetik und Individualität: Jeder Hund ist einzigartig
Vergessen wir nicht die genetische Veranlagung und den individuellen Charakter jedes Hundes. Jeder Hund wurde für bestimmte Aufgaben gezüchtet, und diese Anlagen prägen ihn. Ein Golden Retriever, ursprünglich für die Jagd gezüchtet, kann territoriale Tendenzen zeigen. Ein Dobermann hat ein anderes Wesen als ein Malteser. Auch bei kleineren Rassen wie Terriern, die für die selbstständige Arbeit in Bauen gezüchtet wurden, können sich Selbstständigkeit und Jagdtrieb in Ungeduld und Schwierigkeiten beim Entspannen äußern. Wichtig ist: Langjährige Erfahrung mit einer Rasse bedeutet nicht automatisch, dass wir jeden einzelnen Hund dieser Rasse vollständig verstehen. Der individuelle Charakter und die Lernerfahrungen spielen eine ebenso große Rolle. Gerade kleine Rassen wie Malteser können wahre Meister der Manipulation sein und genau wissen, wie sie ihren Willen durchsetzen. Wir dürfen nicht alle Hunde gleich behandeln, sondern müssen ihre individuellen Bedürfnisse und Anlagen berücksichtigen. Und ja, das soziale Lernen in den ersten Jahren kann herausfordernd sein. Es ist ein Teil des Erwachsenwerdens, und sowohl wir als auch unser Hund lernen ein Leben lang. Es liegt jedoch an uns, die gemeinsame Zeit von 10 bis 15 Jahren durch konsequente soziale Erziehung so harmonisch und entspannt wie möglich zu gestalten – angepasst an den jeweiligen Hund, seine Rasse, sein Alter, seinen Charakter und unsere alltäglichen Bedürfnisse.
Fazit: Soziale Erziehung und Ruhe sind unverzichtbar
Ein gut sozialisierter Hund, der gelernt hat, sich zu entspannen und Grenzen zu respektieren, ist ein glücklicherer und ausgeglichenerer Begleiter. Dies erreichen wir nicht durch ständige Belohnung und Drill, sondern durch konsequente soziale Erziehung, klare Grenzen und vor allem: indem wir unseren Hunden die Ruhe ermöglichen, die sie zur Verarbeitung ihrer Erlebnisse benötigen. Lasst uns aufhören, uns von unseren Hunden emotional beeinflussen zu lassen und ihnen stattdessen die klare Führung geben, die sie für ein sicheres und geborgenes Leben in unserer Welt brauchen. Denn nur wer Ruhe lernt, kann wirklich Vertrauen entwickeln und uns nicht zur Verzweiflung treiben.
6 Jahre Hundeschule Sarstedt
Sechs Jahre Hundeschule – Ein Traum wird Realität
Im Januar 2019 habe ich mir einen Traum erfüllt und meine eigene Hundeschule eröffnet. Heute, sechs Jahre später, ist dieser Traum Wirklichkeit geworden – auf eine Art und Weise, die ich mir damals kaum vorstellen konnte. Der Weg dorthin war geprägt von Wachstum, neuen Erkenntnissen und einer tiefen Verbindung zu Mensch und Tier.
Meine Reise begann als mobile Hundetrainerin im Kleingewerbe. Aufgrund meines persönlichen Werdegangs war es mir wichtig, langsam zu wachsen und Schritt für Schritt Erfahrungen zu sammeln. Schon nach sechs Monaten erhielt ich die Genehmigung für einen kleinen Hundeplatz am Wellweg. Dieser Ort bot mir die Möglichkeit, das Training mit Geräten zu erweitern und den Hunden sowie ihren Haltern neue Trainingsansätze anzubieten.
Bereits zu Beginn wurde mir bewusst, wie wichtig es ist, den Hundehaltern wirklich zuzuhören und sie mental zu begleiten. Klassisches Gruppentraining stand anfangs im Mittelpunkt meiner Arbeit. Doch schon in den ersten zwei Jahren konnte ich viele Einblicke in unterschiedliche Trainingsansätze gewinnen. Diese neuen Perspektiven haben mein Training nachhaltig verändert.
Verantwortung zurückgeben: Mensch und Hund im Einklang
Im Laufe der Zeit fiel mir immer häufiger auf, dass viele Hunde eine emotionale Verantwortung für ihre Halter übernommen hatten, die sie überforderte. Meine Aufgabe war – und ist es bis heute – den Menschen dabei zu helfen, diese Verantwortung wieder selbst zu tragen. Nur so kann ein harmonisches Miteinander entstehen, das Hund und Halter guttut.
Ein guter Hundetrainer hat nicht nur das Verhalten der Hunde im Blick, sondern achtet auch auf deren Gesundheit. Themen wie Ernährung und die richtige Auswahl von Geschirren oder Halsbändern sind zentrale Aspekte meiner Arbeit. In der Anfangszeit musste ich bei speziellen Bedürfnissen, wie etwa der Maulkorb-Auswahl, oft auf das Internet verweisen.
Ein starkes Team: Betty und das Mantrailing
Relativ schnell nach der Gründung meiner Hundeschule wurde mein Team durch Betty ergänzt. Sie brachte nicht nur ihre Expertise im Mantrailing mit, sondern auch eine große Leidenschaft für diese besondere Art der Auslastung. Mit viel Herzblut und Engagement übernahm sie den Bereich vollständig und baute in kürzester Zeit vier erfolgreiche Gruppen auf.
Betty hat nicht nur ein Auge für die Bedürfnisse der Hunde, sondern auch für kreative und unvergessliche Trainingsmöglichkeiten. Neben regelmäßigen Trailevents, wie in St. Peter-Ording (SPO), plant sie für 2025 ein besonderes Highlight: Trailevents auf Texel. Zudem tüftelt sie ständig an neuen, anspruchsvollen Trails, die die Hunde fordern und ihren Haltern bleibende Erlebnisse schenken.
Mantrailing ist eine hervorragende Möglichkeit, Hunde kognitiv auszulasten. Besonders für unsichere Hunde oder solche, die einen Maulkorb tragen müssen, bietet diese Art des Trainings eine sinnvolle und erfüllende Beschäftigung. Dabei spielt das Alter des Hundes keine Rolle – jeder kann seine Stärken einbringen und gemeinsam mit seinem Halter über sich hinauswachsen.
Mit Bettys Unterstützung konnte ich das Angebot der Hundeschule nicht nur erweitern, sondern auch individueller gestalten. Mantrailing ist mehr als nur eine Trainingsmethode – es stärkt die Bindung zwischen Hund und Halter und bringt oft unerwartete Talente ans Licht.
Betty ist ein unverzichtbarer Teil unseres Teams, und mit ihrer kreativen, liebevollen und professionellen Art bereichert sie nicht nur die Hundeschule, sondern auch das Leben unserer Kunden und ihrer Hunde.
Heike und die Zukunft der Hundeschule: Tierschutzhunde und Freilaufgruppen im Fokus
Vor zwei Jahren begann Heike ihre Ausbildung zur Hundetrainerin und ist seither auch ein unverzichtbarer Teil unseres Teams. Ihr Weg als Hundetrainerin ist längst nicht abgeschlossen – im Gegenteil: Neben ihrer Leidenschaft für das Gruppentraining schlägt ihr Herz besonders für Tierschutzhunde und Freilaufgruppen. Diese Bereiche sind nicht nur ein persönliches Anliegen von ihr, sondern auch eine wertvolle Ergänzung zu unserem bestehenden Angebot.
Tierschutzhunde bringen oft eine besondere Geschichte mit. Viele von ihnen haben traumatische Erlebnisse hinter sich oder müssen sich erst an ein Leben in einer neuen Umgebung gewöhnen. Heike sieht ihre Aufgabe darin, diesen Hunden und ihren Haltern einen Weg zu zeigen, wie sie gemeinsam eine stabile und vertrauensvolle Beziehung aufbauen können. Durch ihre einfühlsame und professionelle Art schafft sie es, auch bei herausfordernden Fällen neue Perspektiven aufzuzeigen.
Ein weiterer Schwerpunkt, den Heike in Zukunft verstärken möchte, sind Freilaufgruppen. Diese bieten Hunden die Möglichkeit, sich kontrolliert und in einem sicheren Rahmen mit Artgenossen zu bewegen und auszutauschen. Gleichzeitig lernen die Halter, das Verhalten ihrer Hunde besser zu verstehen und in verschiedenen Situationen souverän zu reagieren.
Ich bin überzeugt, dass Heike in den kommenden Monaten diese Angebote weiter ausbauen wird. Mit ihrem Engagement und ihrer Expertise erweitert sie nicht nur das Tätigkeitsfeld der Hundeschule, sondern bereichert auch unser Team und die Kunden, die wir begleiten dürfen.
Mit einem klaren Fokus auf individuelle Bedürfnisse und die Förderung von Mensch-Hund-Beziehungen wird Heike eine noch größere Rolle in unserer Hundeschule spielen – ein Gewinn für uns alle!
Der Schritt zum Campus
Während wir gemeinsam wuchsen, wurde immer deutlicher, dass wir an räumliche Grenzen stießen. Vor allem für die persönliche Beratung und den Verkauf von Maulkörben, hochwertigen Kauartikeln und Hundegeschirren fehlten uns Lagerkapazitäten und geeignete Räume.
Als das Gebäude auf dem Grundstück des Hundeplatzes frei wurde, ergriff ich die Chance, das gesamte Gelände zu mieten. So entstand der Campus – ein Ort, der für mich die Bedeutung eines zentralen Ortes des Lernens und Lehrens, Förderns und des Forderns und Austauschs trägt. Der Campus sollte Raum für vielfältige Themen bieten, die sich rund um das Wohl von Hund und Mensch drehen.
Der Campus ist mehr als ein Hundeplatz – er vereint zahlreiche Angebote unter einem Dach:
- Gesundheit des Hundes: Physiotherapie, Ernährungsberatung und ganzheitliche Tierheilpraktik gehören zu unserem erweiterten Spektrum.
- Sachkundenachweis: Theorie und Praxis finden hier ebenso Platz wie persönliche Beratungen.
- Maulkorb- und Geschirrberatung: Der Campus ermöglicht es, in Ruhe und mit individueller Unterstützung die passende Ausstattung für den Hund zu finden.
- Seminare, Vorträge und Workshops: Der Seminarraum bildet das Herzstück des Campus. Hier können wir wetterunabhängig trainieren, Fitnessübungen durchführen und unsere Veranstaltungen organisieren.
Neue Wege in der Hundeschule
Mit den Möglichkeiten des Campus eröffnen sich neue Wege für unser Training. Besonders wichtig ist mir, Menschen mit psychischen Erkrankungen zu stärken und sie auf ihrem Weg mit ihrem Hund zu begleiten. Die erste Veranstaltung zu diesem Thema – ein Vortrag eines Heilpraktikers für psychische Erkrankungen – war ein erster Schritt. Dieser Ansatz wird 2025 weiter ausgebaut, da ich aus eigener Erfahrung weiß, welchen bedeutenden Beitrag Hunde zur Genesung leisten können.
Der Campus ist auch ein Ort für andere Berufe aus der Hundebranche. Hier können Experten Workshops und Seminare anbieten oder durch Kooperationen mit uns zusammenarbeiten. Die Möglichkeit zur Anmietung schafft Raum für innovative Projekte und den Austausch in der Branche.
Ich brenne für neue Ideen und Wege. Der Campus ist für mich nicht nur ein persönlicher Erfolg, sondern auch ein Ort, der zeigt, was möglich ist, wenn Leidenschaft, Wissen und Engagement zusammenkommen. Die Vision, einen Ort des Lernens, Förderns und des Miteinanders zu schaffen, hat Gestalt angenommen – und ich freue mich darauf, gemeinsam mit unserem Team und unseren Kunden die nächsten Schritte zu gehen.
Der Campus steht für Wachstum, Zusammenarbeit und vor allem für das Wohl von Hund und Mensch. Ich lade alle ein, Teil dieser Vision zu werden und mitzuerleben, wie Träume Wirklichkeit werden.
Die letzten sechs Jahre waren eine spannende Reise. Von den ersten Schritten als mobile Hundetrainerin bis hin zur Etablierung eines festen Standorts und der Erweiterung des Teams habe ich viel gelernt. Mein größtes Ziel bleibt es, Hunde und ihre Halter auf ihrem gemeinsamen Weg zu begleiten und eine Beziehung zu fördern, die von Verständnis, Vertrauen und gegenseitiger Verantwortung geprägt ist.
Ich freue mich auf die nächsten Jahre und all die Herausforderungen, die sie mit sich bringen werden. Denn eines ist sicher: Mein Traum lebt weiter!
Trainer vs Coaches, gibt es Unterschiede?
Hundetrainer, Hundepsychologe, Verhaltensberater, Coach für Hund und Halter, Welpencoach, Mental Coach – Im Dschungel der Begrifflichkeiten
Aus besserer Lesbarkeit verwende ich das generische Maskulin. Der Text bezieht sich auf alle Geschlechter.
In der heutigen Zeit gibt es eine Vielzahl an Begrifflichkeiten, die im Zusammenhang mit der Ausbildung und dem Training von Hunden verwendet werden: Hundetrainer, Hundepsychologe, Verhaltensberater, Coach für Hund und Halter, Welpencoach, Mental Coach – die Liste ist lang und oft verwirrend. Darüber hinaus gibt es weitere Berufe, die eng mit der Arbeit rund um den Hund verknüpft sind, wie Tierheilpraktiker, Hundefrisör oder Hundephysiotherapeut. Auch diese Berufe sind in Deutschland keine anerkannten Ausbildungsberufe.
Das Hauptproblem im Bereich die Tätigkeiten rund um den Hund liegt in den fehlenden klaren gesetzlichen Regelungen bezüglich der Berufsbezeichnungen. Momentan kann sich theoretisch jeder als Hundetrainer, Hundecoach, Verhaltensberater oder sogar Mental Coach bezeichnen – die einzige Voraussetzung ist die behördliche Erlaubnis gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes, um gewerblich mit Hunden zu arbeiten.
Diese unklare Situation führt zu Verwirrung und Unsicherheiten bei den Hundehaltern. Ein einheitlicher, gesetzlich geregelter Rahmen für die Ausbildung und den Berufsstand wäre meiner Meinung nach dringend erforderlich. Dazu sollte eine bundesweit einheitliche Regelung gehören, die sowohl die theoretische als auch die praktische Ausbildung klar definiert und die Berufsbezeichnungen schützt.
Derzeit gibt es eine Vielzahl von Ausbildungsstätten und Akademien, die überwiegend auf Online-Kurse setzen, oft mit nur minimalen praktischen Präsenzphasen. Doch gerade die praktische Ausbildung und die Arbeit mit dem Mensch-Hund-Team in realen Situationen sind entscheidend. Ohne diese Komponente bleibt die Ausbildung unzureichend, was sich auf die Qualität und Kompetenz der Hundetrainer auswirken kann.
Was ist der § 11 Abs. 1 Nr. 8f des Tierschutzgesetzes?
Das Tierschutzgesetz regelt in Deutschland die gewerbsmäßige Arbeit mit Tieren, und auch Hundetrainer sind davon betroffen. Wer gewerbsmäßig Hunde ausbildet oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleitet, benötigt nach § 11 Abs. 1 Nr. 8f des Tierschutzgesetzes eine Erlaubnis der zuständigen Behörde.
Gesetzestext (Auszug):
„Wer für Dritte Hunde ausbildet oder die Ausbildung der Hunde durch den Tierhalter anleitet, bedarf der Erlaubnis der zuständigen Behörde.“
Diese Erlaubnispflicht gilt auch für verhaltenstherapeutische Tätigkeiten wie bei Hundepsychologen und Hundeverhaltenstrainern. Die Tätigkeit eines gewerbsmäßigen Hundetrainers muss selbstständig, planmäßig, fortgesetzt und mit der Absicht der Gewinnerzielung ausgeübt werden.
Die Genehmigung zur Tätigkeit als Hundetrainer wird von der zuständigen Behörde (meist dem Veterinäramt) erteilt. Diese prüft die Fachkunde des Antragsstellers, und ein Sachkundenachweis muss erbracht werden. Wer eine Hundeschule führt oder als Hundetrainer arbeitet, muss entsprechend diese Erlaubnis einholen.
Die Sachkundeprüfung – Was wird geprüft?
Ein Sachkundenachweis für Hundetrainer ist notwendig, um sicherzustellen, dass derjenige über ausreichend Fachwissen verfügt. Das Wissen umfasst Themen wie Hundepsychologie, Verhaltensforschung, Tierschutzrecht und praktische Trainingstechniken. Die Prüfung wird entweder vor dem Veterinäramt oder einer Tierärztekammer abgelegt. Die Tierärztekammer kann eine Zertifizierung aussprechen, die von den Behörden anerkannt werden kann aber nicht muss.
Wichtig: Eine Zertifizierung von Akademien oder Schulen, die „Studiengänge“ oder Zertifikate anbieten, ist nicht gesetzlich anerkannt, sondern nur von den Akademien selbst bestätigt. Diese Zertifikate sind nicht mit der rechtlichen Erlaubnis zu verwechseln. Ein Studium in Hundepsychologie ist nicht vergleichbar mit einem Studium in der Humanpsychologie. Es gibt nun mal keine staatlich anererkannte Unversität für Hundepsychologie. Es gibt Akademien, die Hundepsychologie lehren und die auch Abschlußzertifikate ausstellen. Die sind aber nicht mit einem abgeschlossenen Studium für Humanpsychologie gleichzusetzten. Leider müssen die Hundehalter selbst herrausfinden, ob ein Hundetrainer in diesen Bereich gut ist oder ob er nur den Begriff für eine größere Reichweite im Marketing nutzt.
Zertifizierung durch die Tierärztekammer
Die Tierärztekammer ist die einzige Institution, die eine anerkannte Zertifizierung für Hundetrainer ausstellen kann. Eine solche Zertifizierung geht über eine bloße Teilnahmebestätigung hinaus und wird nur erteilt, wenn der Trainer eine umfassende Prüfung besteht, die sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen abdeckt. Themen wie Hundepsychologie, Verhaltensforschung, Tierschutzrecht und praxisorientierte Trainingstechniken müssen dabei nachgewiesen werden.
Unterschied zwischen „Zertifizierung“ und „Erlaubnis“: Eine Zertifizierung ist ein formales Dokument, das von der Tierärztekammer nach dem erfolgreichen Bestehen einer umfassenden Prüfung ausgestellt wird. Diese Prüfung deckt sowohl theoretische als auch praktische Kenntnisse ab. Die Erlaubnis gemäß § 11 Absatz 1 Nr. 8f Tierschutzgesetz ist hingegen zwingend erforderlich, um gewerbsmäßig als Hundetrainer tätig zu sein. Ein Hundetrainer mit der Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 8f benötigt keine zusätzliche Zertifizierung durch die Tierärztekammer, um seinen Beruf auszuüben.
Kritiker behaupten, dass zertifizierte Hundetrainer über mehr Fachwissen verfügen. Das kann sein, muss es dennoch nicht sein, denn die wesentlichen Inhalte der Ausbildungen und der Prüfungen vor der Kammer und dem Vet- Amt sind weitesgehend identisch. Der Schwerpunkt der Ausbildungsstätten und der Prüfungen ist mitunter unterschiedlich. Das entscheidende Kriterium ist nach der Prüfung und Erteilung der Erlaubnis vielmehr die Fähigkeit des Trainers, sein Wissen praktisch umzusetzen und individuell auf das Hund-Mensch-Team anzupassen. Es gibt Trainer, die in der Theorie super sind, es dennoch nicht in der Lage sind ihr Fachwissen zu den Menschen zu transportieren. Dagegen gibt es Trainer, die die Theorie wunderbar beherrschen und es ohne viel Fachchinesisch, das Mensch-Hund-Team erreichen.
Ihr merkt, alle haben die gleichen gesetzlichen Vorgaben um die Erlaubnis als Hundetrainer tätig zu werden. Ob sich ein Trainer in einer Fachrichtung spezialisiert oder nicht hängt von seinen Weiterbildung und seiner Erfahrung ab und nicht von seiner selbstgewählten Berufsbezeichnung. Nehmen wir nur das Wort „Coach“.
Was bedeutet „Coach“ im Hundetraining?
Der Begriff „Coach“ ist in den letzten Jahren immer häufiger in Zusammenhang mit Hundetrainern zu finden. Hier wird häufig der Begriff „Mental Coach“ oder „Welpencoach“ etc. verwendet. Doch was genau unterscheidet einen Coach von einem Trainer? Daher ist es sinnvoll, kurz auf die verschiedenen Begrifflichkeiten einzugehen, um ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, was sich tatsächlich hinter diesen Titeln verbirgt und ob es Unterschiede in der Qualität der Arbeit gibt, die von den jeweiligen Hundetrainern geleistet wird.
Trainer vs. Coach: Der Unterschied
Im Rahmen meiner Recherchen bin ich auf interessante Informationen gestoßen, die helfen, die Unterschiede zwischen einem Trainer und einem Coach in der allgemeinen Definition
- Trainer: Ein Trainer ist eine Person, die in strukturierter und planvoller Weise Wissen (Modelle, Methoden, erprobte Verhaltensweisen) an Einzelne oder Gruppen weitergibt. Dieses Wissen wird so vermittelt, dass es unter Anleitung verinnerlicht und geübt werden kann. Ein Hundetrainer vermittelt spezifische Trainingsmethoden, um Hunde zu erziehen oder Verhaltensweisen zu ändern.
- Coach: Ein Coach hingegen unterstützt die Selbstreflexion und Lösungsfindung des Klienten (in diesem Fall des Hundebesitzers) durch das Strukturieren und Moderieren von Denk- und Problemlösungsprozessen. Der Fokus liegt darauf, den Halter dabei zu begleiten, eigene Lösungen zu finden, anstatt konkrete Anweisungen zu geben. Ein Hundecoach hilft dabei, die Beziehung zwischen Mensch und Hund zu verbessern und persönliche Blockaden zu überwinden.
Zusammenfassend: Ein Trainer gibt Anweisungen und Methoden vor, während ein Coach den Klienten dazu befähigt, eigenständig Lösungen zu entwickeln.
Kann diese allgemeine Definitionen 1:1 für die Bezeichnungen von Hundetrainern übertragen werden? Meiner Meinung nach nicht.
Hierzu möchte ich ein passendes Zitat von Franziska Blickle einbringen, dass eine treffende Beschreibung dessen liefert, was ein guter Hundetrainer sein sollte:
Zitat:
„Ich bin coachende Trainerin – Ich pflege in meinen Trainings eine coachende Haltung.“
Quelle: Franziska Blickle – Was ist der Unterschied zwischen Coach und Trainer
Und dann gibt es die reine Übersetzung aus dem Deutschen ins Englische: Trainer = Coach
Fazit
Der Begriff „Coach“ wird häufig aus Marketingzwecken oder inflationär verwendet. Ein guter Hundetrainer ist oft auch gleichzeitig ein Coach, da er nicht nur trainiert, sondern auch die Beziehung zwischen Hund und Halter stärkt, den Halter anleitet und ihm hilft, Lösungsansätze selbst zu erarbeiten.
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Fähigkeit, als Coach zu agieren, keine spezielle Zusatzqualifikation erfordert, sondern häufig ein integraler Bestandteil der Arbeit eines qualifizierten Hundetrainers ist.
Ein guter Hundetrainer sollte daher in der Lage sein, sowohl als Trainer als auch als Coach zu agieren. Er unterstützt den Halter darin, mit Herausforderungen im Umgang mit seinem Hund umzugehen und die Beziehung zum Hund zu vertiefen.
Worauf sollte man achten?
Mit diesem Wissen ist es einfacher, einen Hundetrainer zu finden, der wirklich zu Dir und deinem Hund passt. Achte darauf, ob der Trainer methodenoffen arbeitet und in der Lage ist, die Trainingsansätze individuell zu gestalten. Ein guter Trainer holt Dich dort ab, wo du und dein Hund gerade stehst, und berücksichtigt dabei eure gemeinsamen Ziele.
Wichtige Punkte sind auch:
- Weist der Trainer darauf hin, wenn deine Vorstellungen nicht mit der Genetik oder den natürlichen Fähigkeiten deines Hundes übereinstimmen?
- Erarbeitet er mit dir gemeinsam Kompromisse, die beiden Seiten gerecht werden?
- Geht der Trainer auf die individuellen Bedürfnisse deines Hundes und deine eigenen ein?
- Achtet er auf die körperliche und seelische Gesundheit deines Hundes und kann er dich zu weiteren Aspekten wie Futter, Tierarztbesuchen oder heilkundlichen Ansätzen beraten?
- Sieht er sich als Übersetzer zwischen zweier Individuen mit unterschiedlichen Sprachen?
Diese kritischen Fragen sind wichtiger als die bloße Namensgebung des Trainers. Nur weil ein Hundetrainer sich Coach nennt, heißt es nicht, dass er automatisch besser als ein ein Trainer der sich nur Hundetrainer nennt.
Fazit
Der Dschungel der Berufsbezeichnungen im Bereich der Hundetrainer und Verhaltensberater erschwert es Hundehaltern, kompetente Experten zu finden. Eine klarere gesetzliche Regelung und Schutz der Begriffe wären hilfreich, um sowohl die Qualität der Ausbildung als auch das Vertrauen in die angebotenen Dienstleistungen zu steigern.“
Warum Hundeschule Sarstedt?
Warum Hundeschule Sarstedt?
Ein Blog-Artikel von einer Kundin
Da stellst du liebe Kirsten uns doch tatsächlich einmal die Frage, warum wir bei dir in der Hundeschule sind.
Tja, warum oder besser gesagt, wie sind wir auf dich gekommen?
Es war Zufall oder auch glückliche Fügung bei einem Spazier-/Gassigang am Giftener See. Wie so oft trifft man hier natürlich weitere Hund-/Menschteams, weil sich dieses Areal super für Dogwalkies anbietet. So auch an diesem einen Tag im März 2021, als ich mal wieder aus dem gewohnten Gassi-Geh-Revier raus wollte.
Mit voller Aufmerksamkeit beobachtete ich Fienchen – unsere kleine Maltipoohündin – dort im Freilauf aber natürlich auch das Umfeld. Schon bald kam uns dann auch eine freilaufende Fellnase entgegen. Aufgrund der erfahrungsgemäß eher schwierigen Hundebegegnungen leinte ich Fienchen vorsorglich an. Mein Gegenüber machte das dann auch mit ihrem Hund, wofür ich im Stillen sehr dankbar war, weil das sonst leider nicht so selbstverständlich ist.
Mit genügend Abstand (den braucht Fienchen nun einmal … aber es herrschte ja auch immer noch die Pandemie), kamen wir Hundemenschen – natürlich unter dem lautstarken Prostest von Fienchen – ins Gespräch. Eben genau über diese Problematik mit den schwierigen Hundebegegnungen. Da empfahl mir die Hundehalterin wärmsten die Hundeschule Sarstedt von Kirsten Heitmüller. Sie schwärmte davon, wie kompetent und einfühlsam sich Kirsten gerade auch um solche speziellen Hunde bemüht. Mit welchem Gespür sie die Hunde vorab analysiert, um letztendlich auch die ideale Hundeschulgruppe für etwas schwierigere – oder in unserem Fall -, unsichere Kandidaten zu finden.
Das Gespräch war so hilfreich und motivierend, da die Zufallsbekanntschaft (Hundemama von Milo) aus persönlicher Überzeugung/Erfahrung von der Hundeschule sprach. Sie war auch selbst Kundin dort.
Zuhause informierte ich mich natürlich gleich über Kirsten und ihre Hundeschule. Der Internetauftritt war schon sehr ansprechend, informativ und überzeugend. Auch der seinerzeit dort angepriesene Kurs „Entspannt an der Leine“ passte von den Inhalten wie Faust aufs Auge.
So ergab sich der erste Kontakt und bald auch ein erstes Kennenlernen bei uns zu Hause. Es folgte eine genaue Analyse von Fienchen, ihrem Verhalten in bestimmten Situationen, das erste Beobachten von Gassigängen und die erste Zusammenfassung von Kirsten erfuhren wir natürlich umgehend.
Kompetent, offen und ehrlich gab es ein erstes ausführliches Feedback. Natürlich kamen auch – von uns befürchtete – erste Anregungen wie z. B., evtl. raus aus dem Bett oder runter vom Sofa. Denn eines stand schon am Anfang fest… Fienchen ist nicht nur eine Prinzessin, sondern eher eine Kaiserin aber eben auch ein sehr unsicherer (Kategorie gelber) Hund.
Wir haben sofort die direkte Art von Kirsten zu schätzen gewusst, denn da weiß man, woran man ist. Aber auch, dass sie akzeptiert, wenn wir mal mit einer vorgeschlagenen einschneidenden Veränderung nicht konform gingen. Die Chemie passte auf Anhieb aber auch der offene respektvolle Umgang miteinander bildete den Grundstein für eine tolle Zusammenarbeit (die sich bis heute fortführt). Überhaupt waren wir sehr dankbar, dass wir in dieser schwierigen Zeit der Pandemie und der damit verbundenen Welpenschwemme überhaupt die Chance der Aufnahme in der Hundeschule bekamen.
Im Laufe der Zeit und nach ein paar Einzeltrainings wurden wir nun sachte – erst einmal mit Abstand – an die künftige Hundeschulgruppe gewöhnt und nach und nach integriert. Kirsten zeichnet es aus, dass sie auf jedes Hund-/Menschteam individuell eingeht, also nicht nach Schema F arbeitet.
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass wir von Anfang an in Hundeschulen waren. Beide haben uns eine Menge Basis-/Wissen vermittelt und waren auf ihre Weise auch gute Hundeschulen. Wobei uns in der ersten aber möglicherweise kostbare Zeit verloren gegangen ist, weil für das angedachte Duotraining immer kein geeigneter Hund als Trainingspartner vorhanden war.
In unserer Ungeduld und Überzeugung, dass doch sozialer Kontakt zu Artgenossen so wichtig ist, ließen wir Fienchen dann schon mal ganz vorsichtig mit unserem Nachbarswelpen – einen Labrador – zusammen. Was bis heute wahrscheinlich unser größter Fehler war!
Auch wenn für uns kein wirklich erkennbarer oder wahrnehmbarer Vorfall geschehen ist, da wir wirklich alle sehr aufgepasst haben. Vielleicht war es einfach die ungestüme und ruppige Art des viel zu großen Welpen. Zum
Vergleich muss man sich neben dem langbeinigen und tapsigen Labrador mit ziemlich großen Tatzen mal ein größeres Meerschweinchen vorstellen. Jedenfalls muss hieraus vermutlich Fienchens Abneigung gegen fast alle – im Speziellen – größeren Fellnasen entstanden sein. Und Nachbars Hund hasst sie inzwischen regelrecht, was auch regelmäßig mit einem besonders lautstarkem Protest Kund getan wird, wenn er an unserem Haus vorbei geht – ist leider öfters am Tag unumgänglich -.
Nach einem Wechsel in eine zweite Hundeschule kamen wir in eine Welpengruppe mit den unterschiedlichsten Rassen, was anfangs auch Sinn zu machen schien. Doch dann kam bald die Pandemie und mit ihr auch die Einstellung persönlicher Kontakte und somit eben auch der Hundebegegnungen. Nach dem ersten Lockdown traf man wieder zusammen, aber aus den meisten Welpen waren nun ziemlich und deutlich größere Fellnasen geworden, was bei Fienchen regelmäßig in ein Bellkonzert ausartete. So nahmen wir schon da eine eher beobachtende Rolle bei dem Freilauf ein. Wir haben dennoch sehr viel an Wissen, Tipps für die Hundeerziehung und Grundkommandos mitgenommen, bevor wir uns dann aber entschlossen, nochmals einen Hundeschul-Wechsel vorzunehmen.
Tja, so sind wir dann in der Hundeschule Sarstedt von Kirsten gelandet. Und wir sind so dankbar, dass wir hier bis heute dabei sein können. Es gibt immer wieder ausgewählte Angebote an interessanten Workshops und Seminare. Das gute Netzwerk von Kirsten öffnet tolle Möglichkeiten, zusätzliches Wissen zu den unterschiedlichsten Themen (Gesundheit, Ernährung, Coaching etc…) zu erhalten. Dann der feste Bestandteil des Mantrailings, welches Fienchen nun schon seit über einem Jahr mit Spaß und nicht nachlassender Begeisterung ausübt. (Nur mal am Rande: Hierbei konnten wir beobachten, wie das Selbstbewusstsein von unserem sonst so unsicheren Hund immer mehr gestärkt wurde. Ängste, eine Brücke zu überqueren sind beim Trailen weitestgehend wie weggeblasen.)
Aber nicht nur Kirstens fachliche Kompetenz, sondern auch das Einfühlungsvermögen ob bei Mensch oder Hund, die vielen Angebote unterschiedlichster fachlichen Events als auch privater Natur (wie z. B. Adventskaffee, Sommerfest, Mantrailing-Urlaub – um nur einige zu nennen), die abwechslungsreichen Social Walks und vieles mehr, machen die Hundeschule Sarstedt zu etwas besonderem. Denn auch der Austausch unter den Hundemenschen bei solchen Events ist immer ein Gewinn und dazu noch in einer super tollen Gemeinschaft von leidenschaftlichen Hundenarren und -Närrinnen.
Und wenn man sich heute anschaut, wie unser kleines Fienchen inmitten all ihrer großen Hundeschulkumpels beim Social Walk mitläuft, oder beim kürzlichen gemeinsamen Restaurantbesuch mit all den anderen Fellnasen ganz entspannt auf ihrer Decke liegt und das ohne größere Bellkonzerte, dann hat sich der Wechsel in die Hundeschule Sarstedt in jedem Fall schon gelohnt. Auch wenn sie trotzdem noch ihre Ansagen macht, wenn ihr eine Fellnase mal zu nah kommt. Und ja, sie hat natürlich auch immer noch ihre Kanditaten, denen sie nicht aufs Fell gucken kann. Doch das ist bei uns Menschen doch auch so – oder?
Aber eine für uns besonders wichtige Erkenntnis: „Wir wissen, dass Kirsten in einer Notlage oder Gefahrensituation mit unserem Hund IMMER und SOFORT für uns da ist/wäre!“
Und all die oben aufgeführten Vorzüge zeichnen für uns eben eine gute Hundeschule und – noch viel wichtiger – eine sehr gute Trainerin mit einem super tollen Team aus.
Und damit sollte sich die Frage: „Warum Hundeschule Sarstedt?“ ..ausführlich beantwortet sein.
A.K.
Rücksichtsnahme, ein Fremdwort?
Entweder habe ich im Moment selektive Wahrnehmung oder das respektlose Verhalten mancher Hundehalter nimmt zu.
In den letzten 5 Wochen wurden 3 Hunde, die an der Leine waren von Hunden, die freilaufend waren attackiert. Ein Hund musste genäht werden, bei den beiden anderen waren keine sichtbaren Verletzungen. Eine Halterin, die ihren Hund geschützt hatte, zog sich diverse blauen Flecken zu und an einer Stelle des Körpers konnte man den Abdruck eines Zahns des angreifenden Hundes erkennen.
Das sind Begebenheiten, die mir von Kunden erzählt worden sind und bei denen ich als Trainerin involviert bin, da die angegriffenen Hunde jetzt auf fremde Hunde reagieren.
Mir platzt jedenfalls mittlerweile der Kragen.
]In allen drei Fällen, waren die Halter der freilaufenden Hunde vollkommen uneinsichtig. Teilweise kam es zu unangemessenen Äußerungen und beleidigenden Worten.
Immer kam das Argument: „Hätten Sie ihren Hund abgeleint wäre nichts passiert. Hunde gehören nicht an die Leine, das geht gegen die Natur eines Hundes.“ Einer meinte sogar, dass sein Hund jagdlich ausgebildet ist und somit ohne Leine laufen darf.
Bei meinen Spaziergängen mit meinem Hund sehe ich ähnliches respektloses und egoistisches Verhalten von Hundehaltern. Das geht von Hunden an der Flexileine, die mitten auf einer Kreuzung stehen, während der Halter wartet, bis sein Hund alles abgecheckt hat. Die Autos müssen natürlich warten.
Ein Hund kommt hinter einer Wegkreuzung mit Hecke dann kommt erstmal nichts, bis nach 5 m Flexileine der Mensch zu sehen ist. Oder Ball/Stöckchen werfen ohne Leine auf einer Wiese zwischen Hausreihen. Naja, ist ja erstmal nicht so schlimm. Wenn aber 10 bis 15 m weiter eine gut befahrene Straße verläuft und es nicht wirklich einsehbar ist, ob ein anderer Mensch mit Hund in diesen Weg einbiegt, birgt das ein gewisses Gefahrenpotenzial. Wenn ich an solchen Orten nicht schon mit der „Dummheit“ und Naivität solcher Menschen rechnen würde, hätte es schon mehr als nur einmal geknallt. Sollte ich mal Tagebuch führen, wäre es ziemlich schnell gefüllt mit ähnlichen Begebenheiten.
Ich bin am überlegen, wie ich es diesen Menschen näherbringen kann, Verantwortung zu übernehmen und dass sie nicht alleine auf der Welt mit ihrem Hund sind.
Ich versuche es mal mit dem Vergleich der Kindererziehung.
Stellen wir uns ein Kind vor, welches eher introvertiert und zurückhaltend ist. In der Nachbarschaft ist ein anderes Kind, welches temperamentvoll und distanzlos ist, da es keine Regeln kennt. Dessen Eltern sitzen am Rechner oder Handy und achten nicht auf ihr Kind. Dieses Kind ärgert das introvertierte Kind, schubst, kneift, nervt und nimmt Spielsachen weg. Was würdest du als Elternteil des ruhigen Kindes machen? Ich würde die anderen Eltern ansprechen oder mein Kind von dem distanzlosen Kind fern halten. Während die achtlosen Eltern dann noch zu dir sagen:
– er will ja nur spielen.
– das machen die unter sich aus
– dein Kind ist schlecht sozialisiert, weil es nicht mit meinem spielen kann
Noch ein Beispiel:
Du möchtest gemütlich mit deinem Partner essen gehen. Am Nachbartisch ist eine Familie mit 2 Kindern. Diese Kinder rennen durch das Lokal, an deinem Tisch vorbei, stehen dann auch mal neben dir und fragen dir Löcher in den Bauch. Die Eltern haben ihre Ruhe und essen ungestört weiter.
Sagt man etwas, ist man kinderfeindlich oder man bekommt als Antwort, dass die Kinder halt nicht still sitzen bleiben können.
Weiteres Beispiel:
Eine stinknormale Dorfstraße, normal befahren, mit einer Kreuzung.
Die einen Eltern übernehmen Verantwortung und nehmen ihre Kinder zum Überqueren an die Hand oder die Kinder laufen neben ihnen. Die anderen Eltern lassen ihre Kinder hin und her rennen, stehen mitten auf der Straße oder laufen sogar einfach über die Straße. Oder sie rennen 10 m vor den Eltern um eine nicht einsehbare Ecke direkt in einen Hund, einen Menschen oder Rollstuhlfahrer.
Drei Beispiele, an denen man erkennen kann, welche Eltern Verantwortung für das Handeln der Kinder übernehmen und wer seine Kinder damit zu respektvollen Menschen erzieht. Und welche Eltern eher zu der Rubrik gehören: Warum sollte ich mich mit der Erziehung der Kinder auseinander setzen, mir ist wichtig, dass mein Kind seinen Bedürfnissen nachgeht ohne „Zwänge“ und Regeln.
Und was hat das jetzt mit Hunden zu tun? Ganz einfach! Es zeigt das gleiche Verhalten von manchen Haltern (Eltern).
Die einen übernehmen Verantwortung und machen sich die Mühe, ihren Hund zu einem gut sozialisierten Hund zu erziehen. Andere nutzen aufgrund ihrer eigenen Faulheit, sich mit ihrem Hund auseinander zu setzen, lieber die Ausrede, dass es dem Hund sein Naturell ist, frei zu sein. Es ist ja einfacher den anderen anzupaulen und zu beleidigen als sich über sein eigenes Verhalten Gedanken zu machen.
Beispiel 1 mit Hund:
Unsicherer Hund (Ausland, Genetik, Charakter), angeleint, möchte keinen Kontakt mit anderen Hunden bzw. benötigt mehr Distanz. Dieser Hund neigt zur Flucht, daher ist er an der Leine abgesichert. Ein kranker Hund, ein operierter Hund, eine läufige Hündin, ein jagdlich ambitionierter Hund …. alle an der Leine.
Nun kommt ein unangeleinter Hund auf die angeleinten zugelaufen. Die Halter der angeleinten Hunde bitten den entgegenkommenden Halter, seinen Hund zurückzurufen und ihn anzuleinen. Das passiert nicht!
Der respektlose Hund fängt an, den anderen zu bedrängen, zu attackieren.
Von dem Halter des respektlosen Hundes kommen dann oft solche Sätze wie:
– er will nur spielen
– er will nur Hallo sagen
– der tut nix
– ihr Hund ist schlecht sozialisiert
– selber Schuld, Hunde wollen frei laufen
– hätten sie ihren abgeleint, wäre nichts passiert
Frage: Wer hat jetzt die Verantwortung für seinen Hund übernommen?
Beispiel 2:
Sie haben Angst vor Hunden, sie wollen in Ruhe essen gehen oder sie haben eine Verabredung und sind schick angezogen.
Ihnen kommt ein Hund entgegen, der sie anspringt, der bettelnd vor Ihnen sitzt etc.
Es kommt weder eine Entschuldigung noch ein Unterbinden des Verhaltens. Es kommt nur der Spruch: Er liebt alle Menschen.
Sie gehen Essen mit ihrem Mann und Hund, ihr Hund liegt entspannt unter dem Tisch. Am Nachbartisch kommt ein Pärchen mit Hund. Dieser Hund geht auf deinen zu, das Pärchen sagt sowas wie: „Oh schau mal, er will dem anderen Hallo sagen.“
Dein Hund zeigt, der Situation gerecht, dass er das nicht möchte. Der andere geht weiter zu deinem Hund, deiner knurrt und zeigt die Zähne. Die Halter des anderen Hundes sind echauffiert und sagen: „Purzel, der Hund mag dich nicht, der ist böse.“
Welcher Hund zeigt richtiges Verhalten, welcher nicht? Welcher Halter kennt seinen Hund? Welcher schiebt die Schuld auf den anderen?
Beispiel 3:
Siehe Beispiel mit den Kindern. Der eine Hund ist an einer kürzeren Leine und ein Hund an der Flexileine oder ohne Leine.
Auch hier, welcher Halter übernimmt die Verantwortung für seinen Hund? Welcher Halter achtet auf seinen Hund, dass er nicht zu Schaden kommt?
Unsere Kinder lernen im Normallfall ihre Impulse zu kontrollieren und ihren Frust auszuhalten und zu regulieren. Wir erziehen unsere Kinder zu erwachsenen Menschen, die respektvoll mit seinem Gegenüber umgehen, nicht zu fremden Menschen hinlaufen. Das ist ständiges auseinandersetzen, die Regeln einfordern, liebevoll Grenzen setzen und beibringen. Frust aushalten kann auch mal bedeuten, im Lokal (Mc gehört für mich auch dazu) beim Essen gehen auch mal sitzen bleiben zu müssen oder dass es nicht alles bekommt.
Wobei ich auch hier schon seit längerem eine Veränderung wahrnehme. Kinder, die im Einkaufsladen rumrennen, Regale ausräumen, nicht in der Lage sind 50 m im Regen zum Kindergarten zu gehen (die Eltern fahren sie bis vor die Tür, unabhängig ob erlaubt, Halteverbot oder Feuerwehrzufahrt). Kinder/Heranwachsende, die fremde Menschen anpöbeln, ohne Rücksicht auf die Autofahrer einfach über Kreuzungen laufen oder fahren. Auch hier werden teilweise schon Egoisten herangezogen.
In den meisten Fällen, gehen die Eltern den Weg des geringsten Widerstands. Schieben die Erziehung auf den Kindergarten oder die Schule. Neben Arbeit, Urlaub, Party bleibt nicht mehr viel Zeit sich bewusst mit den Kindern auseinanderzusetzen.
Ähnlich ist es bei den Hunden bzw. den Hundehaltern.
Das schlechte Gewissen, dass der Hund 6-8 Stunden zu Hause alleine ist wird beruhigt, indem man den Hund bei Spaziergängen dann absoluten Freiraum und Selbstentscheidung gibt. Sich die ersten drei Jahre die Zeit zu nehmen, den Hund zu einem entspannten Sozialpartner zu erziehen ist anstrengend und zeitintensiv.
Mir schwillt echt der Kamm, wenn ich mitbekomme wie verantwortungsbewusste Halter niedergemacht werden um sich nicht mit der eigenen Verantwortungslosigkeit auseinander setzen zu müssen.
Ja auf der Straße im Ausland sind die Hunde wesentlich entspannter im Umgang miteinander. Woran liegt das wohl? Sie wurden von anderen Hunde im jungen Alter in die Schranken gewiesen, ohne Leine halten sie respektvollen Abstand. Sie rennen nicht einfach auf einen anderen Hund frontal zu, da sie gelernt haben, dass es dann Backenfutter geben könnte.
Es gibt immer mehr Halter, die sich Hunde anschaffen aber sich null mit dem Ausdrucksverhalten der Hunde auseinandersetzen. Ist ja mit Arbeit verbunden und mit evtl. Grenzen setzen.
Wenn ein Hund, der von der Veranlagung zu den Jagdhunden gehört, mit Ball und Stock werfen ausgelastet wird, darf man sich nicht wundern, dass er anfängt zu jagen.
Wenn ein Hund von der Rutenspitze bis zur Schnauze eine Linie bildet und dann noch den anderen fixiert hat das nichts mit „der will nur mal schauen, wer das ist“ zu tun.
Im spielerischem Austausch testen die Hunde, was sie dürfen und was nicht. Ab einem gewissen Alter ist es nicht mehr Spiel, wie wir es gern sehen möchten.
Ein Hund, der die Selbstregulation der Impulse und der Frustrationstoleranz nicht erlernt hat, wird später möglicherweise Probleme bekommen.
Dazu gehört, dass ein Welpe lernen muss, nicht zu jedem hinzudürfen. Das heißt auch für den Halter es aushalten zu können, dem Impuls seines Hundes nicht nachzugeben.
Und damit sind wir wieder bei dem Menschen, der für seinen Hund verantwortlich ist. Ist das so schwer seinem Hund mal Benimm an der Leine beizubringen? Sind manche Halter so faul geworden sich mit Leinenführung und der Orientierung seines Hundes auseinanderzusetzen?
Manche Verhaltensweisen und Einstellungen von Haltern strotzen vor Egoismus. Wenn ihr alles tun und lassen wollt, wie es euch gefällt, dann zieht auf eine einsame Insel. Macht ihr euch überhaupt Gedanken darüber, was es mit dem anderen Hund, der von deinem Hund attackiert wird, macht? Das geht von Tierarztbesuchen bis hin zu Verhaltensveränderungen der Hunde.
Ach was frage ich, ob so ein Halter sich Gedanken um das Gegenüber macht.
Natürlich macht er sich die nicht, sonst würde er Verantwortung übernehmen und mehr Rücksicht nehmen. Er würde es respektieren, wenn er gebeten wird seinen Hund anzuleinen. Wobei dann sicher auffallen würde, dass sein Hund von Leinenführung nichts hält und somit, dass sein doch so gut erzogener Hund definitiv von Erziehung kaum was gehört oder erfahren hat. Am besten sind die freilaufenden Hunde, die null abrufbar sind. Aber sie sind angeblich gut erzogen.
Mich kotzt es einfach nur noch an, dass solch rücksichtslose Halter ihr Umfeld tyrannisieren und deren Uneinsichtigkeit auch nach einem persönlichem Gespräch. Aber auch die Tatsache, dass die Behörden viel zu selten einschaltet werden, besonders da, wo ein Hund bzw. dessen Halter schon häufiger auffällig geworden ist. Es kann doch nicht sein, dass 90 % der Hundehalter einen Bogen um die egoistischen Halter machen, nur um sich und ihren Hund zu schützen.
Das, was die Hundehalter machen, die ihre Hunde auf andere (ob Mensch oder Hund) ungefragt zurennen lassen und der Bitte, ihre Hunde anzuleinen nicht nachkommen, ist einfach nur respektlos und egoistisch. Und meiner Meinung nach sind diese Halter nicht in der Lage ihren Hund zu erziehen, auch wenn sie so tun als ob.
Daher möchte ich hier mit folgenden und zum Thema passendem Zitat abschließen:
„Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet.“
Vom 26. August 17089 Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen, Artikel 4, übersetzt von Matthias Claudius
Individuelles Training. Nur eine Floskel?
Die Trainingswoche ist fast vorbei. Die Facebook- und Instagram Posts gehen nach den einzelnen Trainingstagen online. Meist schreibe ich „individuelles Training“ als Hashtag darunter.
Manchmal kommt mir die Frage in den Sinn, was ich mit den regelmäßigen Posts und mit dem Hashtag erreichen möchte. Die Einzel- und Gruppentrainings sind gebucht und der Kundenstamm ist gefestigt.
Meist, wenn mir ein Gedanke immer wieder kommt, nutze ich es als Anstoß einen Blogbeitrag zu schreiben. So auch diesmal.
Was bedeutet individuell im Training für mich und mein Trainerteam? Die Frage ist im Ansatz leicht zu beantworten.
Jeden Menschen und seinen Hund (nachfolgend als Team bezeichnet) dort abzuholen, wo sie stehen mit all seinen Facetten, Handicaps, Wünschen und Zielen im Einklang mit den Bedürfnissen von Mensch und Hund. In einer Gruppe sind z.B. 6 Teams. Für uns sind es 12 Individuen mit verschiedenen Charakteren, Energien und unterschiedlichen Lernständen.
Nehmen wir eine Impulskontrollübung und Frustrationskontrollübung.
Übungsaufbau:
- Ein Korb gefüllt mit Gegenständen, wie verschiedene Bälle, Zergel, Teller, Dosen etc.
- Ein Team geht zu dem Korb
- Hund macht Sitz und bleibt auch im Sitz
- Der Halter holt sich einen Gegenstand (z.B. den Ball) heraus, während der Hund nicht aufstehen darf
- Der Halter geht mit seinem Hund irgendwo auf dem Platz
- Der Hund macht Sitz,
- Halter legt den Ball auf den Boden, während der Hund sitzen bleibt
- Halter geht mit dem Hund zum Ausgangspunkt zurück
Hört sich einfach an. Kleiner Tipp: Versuchen Sie es einmal.
Bei dieser Übung geht es nicht um Schnelligkeit und auch nicht um den Ball, sondern darum, dass der Hund zu jeder Sekunde sitzen bleibt und um das Timing, den Hund im Bedarfsfall zu korrigieren.
Und hier fängt das Individuelle an.
Der eine Hund hat eine gute Impulskontrolle und bleibt bei dem Ball entspannt sitzen. Er hat eine hohe Frustrationstoleranz, da er den Ball nach wie vor nicht bekommt. Der andere Hund hat schon Probleme bei einem leeren Teller.
Der eine Mensch hat ein tolles Timing und erahnt, wenn sein Hund wieder aufstehen will, um ihn rechtzeitig zu korrigieren. Der andere muss seinen Hund immer wieder ins Sitz bringen.
Diese Unterschiede im Lernfortschritt sowohl beim Menschen als auch beim Hund zu erkennen und entsprechend darauf einzugehen, ist jetzt unser Job. Und zwar so individuell, dass keiner in der Gruppe unterfordert und auch keiner überfordert ist. Hier können wir Trainer also kein Schema F abarbeiten.
Ein anderes Beispiel ist der Aufbau von „Fuß“. In der klassischen Unterordnung besagt die „Fuß“-Position: Der Hund klebt mit seiner rechten Schulter an dem linken Bein des Menschen und schaut hoch.
Nehmen wir an, dass ein Halter aber ein körperliches Handicap hat und es auf der linken Seite nicht umsetzbar ist. Oder der Hund mag die körperliche Nähe überhaupt nicht. Daher fragen wir Trainer bei bestimmten Übungen oder Basissignalen die individuelle Feinzieldefinition eines jeden Halters ab und arbeiten entsprechend damit bzw. daran.
Die Herausforderung für unsere Arbeit sind die Alltagsspaziergänge (Social Walk). Gerade hier zeigt sich, wie individuell die Teams sind. Die Hunde reagieren unterschiedlich auf Autos, Fahrräder, Menschen, Hunde eben auf alle Reize, die einem im Alltag begegnen. Sie haben unterschiedliche Individualdistanzen. Genauso unterschiedlich sind die Halter.
Ein guter Trainer sollte einen gut gefüllten Handwerkskoffer mit vielen Möglichkeiten haben, um das Hund/Mensch Team anzuleiten und ein Trainingsziel zu erreichen.
Gerade in den Pubertätsphasen der Hunde werden die geplanten Gruppentrainings oft über den Haufen geworfen. Die Pubertiere kommen auf den Trainingsplatz und man erkennt sofort: Das wird heute nichts mit der Planung, da von 6 Hunden die Hälfte mehr mit dem Hormonchaos zu tun hat und der Halter genervt ist. Also kommt Plan B, C oder D.
Uns liegt viel daran, dass jedes einzelne Team mit einem guten Gefühl nach dem Training nach Hause geht. Nicht immer gelingt uns das. Teilweise versuchen wir alles, um den Haltern näher zu bringen, warum ihr Hund in diesen Phasen unerwünschte Verhaltensweisen zeigt und wir bemühen uns, verschiedene und auch individuelle Lösungswege aufzuzeigen.
Es kommt auch mal vor, dass wir als Trainer deutliche Worte finden müssen, damit ein Aufwachen seitens des Halters stattfindet. Wir können hier nur gemeinsam und mit der erforderlichen Unterstützung seitens der Halter an den unerwünschten Verhaltensweisen arbeiten und trainieren. Und wenn alles nicht fruchtet, trennen sich die Wege auch mal. Dann waren wir nicht die Richtigen für dieses Team. Wir Trainer sind keine Zauberer, auch wenn manch Trainer dieses von sich denken mag.
Wieder zurück zum ursprünglichen Thema.
Manchmal kommt mir donnerstags eine gute Idee für das Gruppentraining und die Idee zieht sich wie ein roter Faden bis zum letzten Gruppentraining am Samstag durch. Wobei die Grundidee an jede Gruppe, jedes Team individuell angepasst wird.
Kleines Beispiel:
Für die einen ist Zick-Zack-Laufen durch Hütchen in der Leinenführung eine Herausforderung, wie für Welpen oder die jüngsten der Junghunde. Während in der nächsten Gruppe die Herausforderung darin besteht, das Ganze im „Fuß“ zu absolvieren. Für die, die sich schon im Aufbautraining der „Fuß“- Arbeit befinden, wird je nach Hund eine Ablenkung eingebaut.
Und dann gibt es noch die Hunde, die alles super können und deren Besitzer es einfach genießen, Qualitätszeit mit ihrem Hund verbringen zu können. Was macht man mit diesen Teams? Unterm Strich ganz einfach. Sie dürfen diese Zick-Zack-Übung einfach mal nicht auf der „Fuß“-Seite absolvieren, sondern auf der anderen Seite. Einfach? Versuchen Sie es doch mal. Einen Spaziergang lang sollte ihr Hund auf der anderen Seite laufen. Also raus aus der Komfortzone.
Es gibt nicht den einen Weg um ans Ziel zu kommen. Es gibt auch nicht das eine Ziel.
Individualität zeigt sich auch daran, das Gegenüber mit seinen Stärken und Schwächen zu respektieren und Kompromisse einzugehen. Das heißt auch, den Hund in seiner Individualität wahr zu nehmen und zu fördern.