Die berühmt berüchtigte Pubertät
Ca. alle 4 bis 6 Monate gibt es im Training ein wiederkehrendes Problem: Die s.g. Pubertät. Die Halter sind am Verzweifeln, ihre süßen kleine Racker bringen sie an den Rand der Verzweiflung. Von heute auf morgen vergessen die Hunde, was am Vortag noch aus dem ff ging. Es werden die bestehenden Regeln wieder hinterfragt und ausprobiert, ob man diese nicht doch umgehen kann. Und eins kann ich im Vorfeld schon mal sagen, diese Zeit hört nicht mit einem Jahr auf, oder waren wir mit 16 schon erwachsen? Ja es stimmt, es gibt eine s.g. 2. Pubertät. In meiner Ausbildung gab es eine Faustformel: Im ersten Jahr wachsen die Hunde in die Höhe, im zweiten Jahr in die Breite (Muskeln etc.). Erst im dritten Jahr kommt das Gehirn hinterher.
Ich könnte jetzt mit Fachbegriffen um mich werfen, welche Gehirnregionen umgebaut werden.
Das geht von der Amygdala, Großhirnrinde, präfrontaler Cortex etc. Ein Teil ist für die Hormone wie Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron zuständig, eine andere Region ist für das Arbeitsgedächtnis da usw. usw.
Jeder der mich kennt weiß, dass ich nicht gerne mit Fachausdrücken um mich werfe. Ich bin eher der praktisch veranlagte Mensch und versuche es im Training mit Beispielen zu erklären. Für die wissenschaftlichen Erklärungen sind andere besser zuständig.
Auf jeden Fall befindet sich das Gehirn in der Umbauphase und oft ist kein Stein mehr auf dem anderen. Die Gerüche der Hündinnen werden wahrgenommen, die Sexualhormone schießen nach oben und es werden hormonelle Gegenspieler aufgebaut.
Eine Mülltonne, die seit 8 Monaten an einer Stelle stand, wird auf einmal angeknurrt, weil die Wahrnehmung sich verschoben hat.
Ein gutes Beispiel aus meinem Erwachsen werden.
Mit 8 Jahren bin ich auf den höchsten Kirschbaum in unserem Garten geklettert, mit 12 Jahren nur noch bis zur Hälfte, mit 16 Jahren habe ich es nur versucht und jetzt stehe ich vor einem Kirschbaum und alleine bei dem Gedanken hochzuklettern bekomme ich Herzrasen.
Oder ich bin früher auf den bockigsten Pferden geritten, bin dabei zig mal runtergefallen. Egal, Sand abschütteln und wieder drauf. Heute undenkbar für mich. Meine Risikobereitschaft hat mit zunehmendem Alter nachgelassen und ich nehme die Dinge anders wahr. Bis dorthin habe ich einige Blaue Flecken davongetragen.
So ähnlich geht es in der Umbauphase des hündischen Gehirns. Die verschiedenen Wahrnehmungen werden neu sortiert. Teilweise ist das Gehirn eine Blase aus nichts. Sie reagieren emotional, können ihre Impulse nicht steuern, weil die hormonellen Gegenspieler gerade out of Order sind oder sich neu formieren müssen.
Nicht selten zeigt sich in der ersten Pubertät, welche Defizite sich aufgebaut haben.
Bis dahin waren es die süßen Welpen, die vieles durften oder wo wir vieles haben durchgehen lassen. Die Welpen haben unsere Schlupflöcher erforscht und abgespeichert, um diese dann in der ersten Umbauphase zu hinterfragen und auszudiskutieren. Wenn wir Menschen emotional darauf eingehen und es persönlich nehmen wird der Weg langwierig und unser Geduldsfaden wird mehr als nur einmal reißen.
In dieser schwierigen Zeit liest man sich bei Dr. Google schlau oder bekommt von anderen Hundebesitzern dumme Ratschläge. Nicht selten werden Rüden wie auch Hündinnen kastriert, weil sie dann ruhiger werden. Oder es wird geraten, dem Hund zu zeigen wer der Chef ist durch Runterdrücken und Schnauzengriff. Aus Erfahrung kann ich euch sagen, beides hilft nicht. Eher das Gegenteil kann eintreffen.
Im Volksmund heißt es die Hunde sind in der Trotzphase. Naja eine Trotzphase gibt es beim Hund nicht. Sie sind in der sozialen Explorationsphase (Erkundungsphase), sie testen ihre Grenzen aus. Evtl. sind es Grenzen, die von Anfang an nicht eindeutig waren. Sie testen uns aus.
Er schickt Erlerntes, wie auch uns, in die Testphase. Bestehen wir diese Testphase souverän und emotional neutral geht die erste Pubertät gut vorbei. Wenn nicht, dauert sie lange.
Die Rüdenbesitzer haben es noch etwas schwerer als die, die Hündinnen haben.
Bei den Hündinnen erkennt man durch die eintretende Läufigkeit eher eine leichtere wellenförmige Entwicklung. Die Höhen und Tiefen wechseln sich nicht so schnell ab und die Übergänge sind weicher.
Die Rüden haben es schon etwas schwerer in den ersten drei Jahren.
Neben der normalen Umbauphase kommt die Geschlechtsreife mit dem tollen Duft der Hündinnen hinzu. Hormonelle Gegenspieler für den Umgang mit dem Duft der Hündinnen während der Läufigkeit und Standhitze müssen aufgebaut werden. Der Rivale aus der Nachbarschaft, der ebenfalls dem Duft nicht widerstehen kann, muss angemault werden.
Nicht selten entstehen zu diesem Zeitpunkt die Leinenaggressionen, nicht zu verwechseln mit Leinenpöbelei.
Diese Stelle des Textes bitte vormerken.
Ab ca. dem 12. Monat beginnt der Übergang zum Erwachsenenalter. Vergleichbar mit uns Menschen, wenn wir eine Ausbildung beginnen. Die Hunde sind körperlich, was die Größe anbetrifft, ausgewachsen. Die Muskulatur folgt im etwa im zweiten Jahr.
Einige wundern sich, warum sich ihr Hund im Alter zwischen 1,5 bis 2,5 Jahren verändert. Der beste Kumpel oder Kumpeline wird angeknurrt, es besteht immer weniger Interesse am „Spielen“ mit Artgenossen, selbst die Wahrnehmung von Geräuschen, Gerüchen etc. kann sich verändern.
Diese Phase ist wieder eine Umbauphase und nennt sich die Adoleszenz Phase. Die Phase von der Geschlechtsreife bis zur Zuchtphase, die abschließende Phase für die Persönlichkeit des Hundes.
Erst jetzt ist der Hund erwachsen und hat seine eigene Persönlichkeit endgültig entwickelt.
Wir sind mit 12 Jahren auch nicht voll entwickelte Persönlichkeiten.
Bevor ich zu der o.g. Stelle komme, möchte ich mit einem Wunschgedanken ausräumen.
Der von vielen Haltern geäußerte Wunsch, dass sein Hund sich mit allen Hunden versteht; mit all seinen Wurfgeschwistern bis ins hohe Alter bestens versteht; mit seinem Kumpels und Kumpelinen aus der Welpengruppe immer versteht.
Mal Hand aufs Herz. Mit wieviel Menschen aus dem Kindergarten haben Sie noch freundschaftlichen Kontakt oder spielen noch im Sandkasten mit ihnen? Mit welchen Menschen aus der Grundschule, Realschule und Ausbildung haben Sie noch Kontakt? Ich kann von mir selbst sagen, mit einer max. 3 Person aus dem Kindergarten und Schulzeit habe ich noch Kontakt. Nicht regelmäßig, da die Entfernung zu weit ist. Und nur mit diesen Personen könnte ich mir so ein Blödsinn wie im Sandkasten spielen vorstellen. In meinem schulischen und sportlichen Werdegang habe ich einige kennenlernen dürfen. Alles hatte seine Zeit. Diese Zeit hat mich in meiner Entwicklung geprägt, im negativen wie auch positiven Sinn. Meine Eltern haben mich erzogen mit einem gewissen Grundgerüst. Dieses Grundgerüst hat mich durch viele stressige Situationen gebracht, da es mir Sicherheit gegeben hat. Und genau dieses prägt auch die Entwicklung unseres Hundes. Unsere Hunde benötigen unsere Souveränität, um sie durch diese Entwicklungsphasen zu bringen.
Zum Schluss komme ich nochmal zurück zu der o.g. Stelle.
Lest bitte mal Verkaufsinserate von Hunden, oder unterhaltet euch mit Mitarbeitern von Tierheimen.
In vielen Fällen werden Hunde im Alter von 12 Monaten zum Verkauf angeboten, Hunde werden im selben Alter ins Tierheim abgegeben. Oft sind es Rüden, die „aggressiv“ sind, sich nicht mehr mit Artgenossen vertragen, die Kinder anknurren oder im schlimmsten Fall Menschen schon gebissen haben. Ihr denkt, dass das Einzelfälle sind? Mit Nichten. In der Pubertät zeigt sich oft die mangelnde Erziehung seitens der Menschen, die jetzt massiv wird, obwohl der Ursprung im Welpenalter liegt.
Eine Abgabe aus gesundheitlichen Gründen, oder massiven Veränderungen der familiären Umstände ist davon ausgeschlossen. Wenn sich Lebensumstände verändern, dafür kann keiner was.
Für falsche oder mangelnde Erziehung ist der Mensch verantwortlich.
Meine Bitte an alle Hundehalter und zukünftigen Hundehalter:
Der Satz „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ passt auch auf die Erziehung von Hunden
Also fangt von Anfang an mit einer respektvollen, konsequenten (eindeutigen) und hartnäckigen Erziehung eurer Hunde an. Bringt dem Hund Regeln und Grenzen bei und das alles im Einklang mit der Rasse, der Genetik und dem Bedürfnis des Hundes.
Euer Hund wird nicht erwachsen geboren. Er ist nicht mit 1 Jahr erwachsen, auch wenn wir es gerne hätten. Es dauert seine Zeit, durchaus auch mal bis zu drei Jahre.
Haltet durch, es lohnt sich.
Der Blick auf das Positive
Auch mal sehen, was gut läuft!
Wie oft kommen wir in die Verlegenheit, uns für negative Verhaltensweisen unserer Hunde zu rechtfertigen oder sogar zu entschuldigen? Oder auch einfach nur von den schlimmsten Horrorgeschichten und katastrophalen Erfahrungen des Blödsinnmachens unserer Hunde – besonders in der Welpen-/Junghundphase – zu berichten?
Sicherlich sind die üblichen Anekdoten von ausgeräumten Mülleimern, dem zerkauten Wildlederschuh der teuersten Marke, angeknabberten Beinchen des Sitzmobilars oder dem Schneegestöber aus Daunenfedern im Schlafzimmer etc. weitaus unterhaltsamer, besonders wenn sie mit einem Augenzwinkern erzählt werden.
Doch warum kommen uns die positiven Eigenschaften…. so z. B. der Lernfortschritt unserer Hunde; eben die Dinge, die einfach auch super oder gut laufen so selten über die Lippen?
Ist es vielleicht die Sorge, dass man sich möglicherweise schnell in einem unfreiwilligen Vergleichswettbewerb wiederfindet? Die Scham, sich einzugestehen, dass man sicher viel disziplinierter und konsequenter an der Erziehung dran sein müsste und dadurch vieles schon bzw. noch besser laufen könnte? Da kommt einem dann auch der mahnende Fingerzeig unserer Trainerin wieder in den Sinn, dass es mit der einmal wöchentlichen Hundeschulstunde nicht getan ist. Oder einfach nur die Tatsache, dass die negativen Nachrichten grundsätzlich einen stärkeren Einfluss auf uns haben und unsere Aufmerksamkeit automatisch mehr anziehen?
Egal wo ein jeder seine Baustelle in der Hundeerziehung hat – und durch den Austausch mit anderen Hundehaltern weiß ich, dass es bis jetzt keinen gab, der keine Baustelle hatte oder noch immer hat – sollten wir uns doch viel öfters vor Augen halten, was unsere Hunde tatsächlich alles schon gut machen. Ohne dass es gleich wie Strebertum rüberkommt, darf man sich doch ruhig auch mal darüber freuen und auslassen, wenn der eigene Hund im Vergleich zu anderen ein regelrechter Vorbildwelpe oder Junghund war/ist. Wenn keine von all den typischen zerstörerischen Verhaltensweisen eines Pupertiers beim eigenen Vierbeiner in Erscheinung getreten sind. Keine angefressenen Stromkabel, umgeworfene Blumenvasen, von den Tapeten befreite Wände, ausgebuddelte Zimmerpflanzen, in sämtlichen Zimmern verteiltes Klopapier, auf links gedrehte Sofapolster oder sonstiges.
Okay, hier und da mal ein flüssiges oder festes Malheur, was dann aber eindeutig der Nachlässigkeit des Halters zuzuschreiben ist.
Aber ehrlich… einfach mal sehen und loben, was gut läuft!
Ob die Grundkommandos perfekt sitzen; der Rückruf einfach nicht zu toppen ist; die Leinenführigkeit vorbildlich läuft oder wo es einfach grundsätzlich super klappt; was noch nie ein Problem war und womit uns unsere Hunde auch positiv überraschen und täglich aufs Neue überzeugen, dass man einfach den besten Hund hat.
Freuen wir uns doch auch einfach mal über die kleinen Erfolge und Fortschritte! Auch wenn sie sich erst in einer mittel- oder langfristigen Zeitspanne zeigen oder einstellen. Das tut nicht nur uns gut, sondern auch dem Verhältnis zu unserer Fellnase. Und man ist überrascht, wenn man sich wirklich mal die Mühe macht und alles aufschreibt, was unser vierbeiniges Familienmitglied tatsächlich alles so kann.
Ich war zum Beispiel bei unserem letzten Termin in der Hundeschule Mega überrascht, wie klasse unser Fienchen den Social Walk mit weiteren sechs großen Hunden in der Gruppe gemeistert hat. Es gab so gut wie kein Kläffkonzert, was bis vor sechs Monaten noch undenkbar war. Sie ist zügig und freiwillig dicht aufgerückt, um als letzte in der Schlange nicht den Anschluss zu verlieren. Selbst das war schon unglaublich, da sie für gewöhnlich einen sehr großen Sicherheitsabstand für sich beansprucht. Auch in den Momenten des Abwartens, war sie weiterhin brav – außer, als die Energie in der Gruppe etwas hochpuschte, weil die Mantrailing-Hunde ihre Betty (die uns freudig mit heißem Kakao empfing) natürlich freudig begrüßen wollten. Dennoch erfüllte mich diese Trainingsstunde und das Erfolgserlebnis dabei mit Stolz.
Bedenken wir doch mal, wie viele Wiederholungen brauchen wir Menschen, bis wir eine Sache richtig gut beherrschen? Dann sollten wir unseren Fellnasen doch auch die Chance geben – oder?
Und eines ist nun einmal Tatsache:
„Jeder denkt, er hat den besten Hund der Welt.
Und jeder dieser Leute hat Recht!“
A.K.
Schema "F" gibt es nicht
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Schema "F" gibt es nicht
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Immer wieder bekomme ich die Frage gestellt:
- Was mache ich bei Hundebegegnungen mit einem unangeleinten Hund?
- Mein Hund zieht, was kann ich tun?
- Welches Futter ist gut für mein Hund?
- Welcher Tierarzt/in würdest du empfehlen?
- usw. usw.
Die Fragen gehen über alltägliche Dinge bis hin zu Problemsituationen.
Meine Antwort darauf ist immer:
Es gibt nicht DIE LÖSUNG!
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Nehmen wir das Ziehen an der Leine.
Die Ursachen dafür sind so vielfältig wie die Sorten an Nudeln.
- Als Welpe hat der Hund gelernt er darf zu jedem Hund/Menschen hinlaufen
- Der Hund zieht, weil er flüchten will
- Der Hund zieht, weil er den anderen Hund verjagen will
- Läufige Hündin
- Er darf an jeden Baum pinkeln/markieren
- Er darf zu jeder Stelle, die vermeintlich gut riecht
- Weil der Mensch im Unterbewusstsein, seinen Arm verlängert
- Weil der Mensch die Leine durch seine Hand rutschen lässt.
Wenn mich ein Halter fragt, warum sein Hund an der Leine zieht, ist meine beliebte Antwort:
Weil er es kann.
Die Möglichkeiten diese zu trainieren sind genauso vielseitig. Um einige zu nennen
- Blocken
- Der Hund darf nicht mehr überholen/Fuß vorstellen
- Leckerchen locken
- Zuppeln
- Richtungswechsel
- „Fuß-laufen“
- Orientierungstraining
- Körperhaltung des Menschen
- Der Mensch übernimmt wieder die Führung
- Bogen laufen
- usw. usw.
Je nach Mensch, Hund, Lernerfahrung und Situation kann es unterschiedliche Ansätze geben.
In den Trainingseinheiten versuche ich die verschiedenen Ansätze den Kunden zu vermitteln.
Und ich merke immer wieder, ob der Mensch es im Alltag weiter übt oder es nur einmal in der Woche in den Trainingssituationen macht. Es gibt Halter, die alles aufsaugen und es täglich umsetzen, damit es in ihr Unterbewusstsein über geht und schnell Verbesserungen zu erkennen ist und es gibt Halter, da habe ich das Gefühl, dass wenig bis gar nichts gemacht wird.
Auf dem Platz wie auch bei den Trainingsspaziergängen erkläre ich oft sehr viel, um den Haltern die jeweilige Situation zu verdeutlichen. Irgendwann fange ich an den Haltern Fragen zu stellen, warum sie dies oder das machen. Der Hintergrund ist, dass der Halter anfängt zu reflektieren, was er macht. Es nützt nichts, wenn ich immer und immer wieder alles vorgebe, was er machen soll. Im Alltag bin ich auch nicht dabei.
Klar bei den Welpen und Junghunden ist die Werkzeugkiste der Halter noch nicht so voll und ich erkläre wesentlich mehr; nach einer gewissen Zeit des Trainings sollte ein Halter in der Lage sein, die Situationen einzuschätzen und die unterschiedlichen Werkzeuge anzuwenden ohne das ich alles vorgeben.
Das Gleiche gilt auch bei einem Alltagsspaziergang bzw. der tägliche Gassigang.
Auf dem Platz erkläre ich in der Anfangszeit viel über die verschiedenen Konfliktsituationen der Hunde. Konflikte können positiver Natur sein, wie Spielzeug, Hunde, Menschen etc. (der Hund will freudig hin) sowie negativer Natur wie Geräusche, Objekte, Hunde, Menschen etc. (der Hund will eher weg).
Egal ob der Hund hinwill oder eher weg will gibt es für mich eine Faustregel:
Der Mensch ist zwischen dem Konflikt und dem Hund. So entsteht eine Distanz und der Hund kann es besser „aushalten“. Die Distanz zu dem Konflikt ist unterschiedlich. Je enger desto konfliktreicher für den Hund UND dem gegenüber. Und auch da versuche ich dem Halter durch Erklärungen auf die Begebenheiten der Situation zu sensibilisieren. Nach einer gewissen Zeit kommt dann auch mal von meiner Seite aus die Frage, wenn uns ein Mensch entgegen kommt hinterher zu fragen, welche Anziehsachen der entgegenkommende anhat oder welche Farbe das Auto hatte, an dem wir vorbeigelaufen sind.
Auch hier ist mein Bestreben, dass der Halter den Fokus auf die Umwelt legt und somit sein Unterbewusstsein geschult wird, instinktiv zu reagieren. Also mehr vorrausschauend und je nach Situation agiert und nicht nur reagiert.
Hundeerziehung besteht nicht nur aus einmal in der Woche auf dem Platz zu üben. Ich kann nur dazu beitragen den Werkzeugkoffer der Halter zu füllen, für die Umsetzung im Alltag ist der Halter zuständig und dazu gehört auch selbstständig sich in den Allerwertesten zu treten und an einen anderen Ort zu fahren, um zu üben. Wenn ich jeden Tag die gleiche Strecke fahre, weiß ich wo eine Ampel steht und wo Konfliktpotenzial entstehen kann. Ich bin gedanklich nicht zu 100 % in der Situation. So geht es einen Hund auch, er läuft fast perfekt neben dem Halter, weil er weiß, wo welche interessanten Stellen sind und er weiß da, dass er nicht hin darf. Ist er dennoch am Halter orientiert? Probiert es aus. Macht Richtungswechsel, lauft alle 5 m hin und her, werdet schneller oder schleicht mal für einige Meter. Beobachtet die Reaktionen eures Hundes. Fängt er wieder an hochzuspringen oder in die Leine beißen? Schaut er euch verdutzt an und hinterfragt euer Handeln?
Durchbrecht die tägliche Routine, raus aus Schema F, geht raus aus eurer Komfortzone, variiert den Inhalt des gefüllten Werkzeugkoffers.
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Die Sache mit der Erziehung
Die Sache mit der Erziehung
Wir alle möchten einen gut erzogenen Hund, der sich gerne an dem Menschen orientiert.
Im Idealfall fangen wir mit der Erziehung an dem ersten Tag an, wenn der Hund einzieht.
Wenn ein Hund ab dem ersten Tag ungefragt auf das Sofa darf, versteht er nicht, warum er das nicht darf, wenn Besuch da ist?
Wenn der Welpe von Anfang an zu jedem Hund einfach hindarf, wird er das Verhalten auch im Erwachsenen Alter zeigen.
Wenn der Welpe/Hund überall im Garten buddeln darf, woher soll er wissen, dass die neuen Blumenzwiebeln im Beet bleiben sollen?
Woher soll der Welpe/Hund wissen, dass er nicht mit ins Bett darf, wenn Frauchen und Herrchen mal ungestört sein möchten, wenn er sonst ungefragt ins Bett springt?
In Welpenalter darf der Hund überall hinlaufen/hinziehen und jeden ungefragt begrüßen oder anspringen, wenn er Kniehoch ist, finden wir Menschen das als nervig.
Die Beispiele sind nur ein Bruchteil davon was wir erlauben und irgendwann als nervig empfinden.
Ich sage zu meinen Kunden, dass sie das Verhalten was sie von ihrem im erwachsenen Alter wünschen von Anfang an beibringen.
Am besten so positiv wie möglich.
Und fängt es mit den verschiedenen Definitionen an.
Wir denken bei positiv und negativ an Emotionen, Lerntheoretisch ist die Definition eine andere, nämlich mathematisch. Positiv ist etwas zufügen, negativ ist etwas wegnehmen.
Ein kleiner Exkurs im Belohnungs- und Strafsystem
Positive Belohnung = ich füge dem Hund etwas für den Hund Tolles zu, wie z.B. Lob, Leckerchen, Spielzeug, Aufmerksamkeit = Freude
Negative Belohnung = ich nehme dem Hund etwas Unangenehmes weg, z.B. Druck auf die Kuppe beim Sitz, auch eine Berührung / Streicheln kann etwas Negatives sein = Erleichterung
Positive Strafe = ich füge dem Hund etwas Unangenehmes zu, z.B. Schläge, Bedrohung durch darüber beugen, Streicheln/Berührung = Angst, Unsicherheit, Schmerz
Negativer Strafe = ich nehme dem Hund etwas Tolles weg, z.B. das Spielzeug, das Leckerchen, soziale Aufmerksamkeit = Enttäuschung, Frust
Beispiele wie es laufen sollte, um dem Hund das gewünschte Verhalten beizubringen.
Ich belohne das im Körbchen liegen (positive Belohnung) und ignoriere den Dackelblick, wenn er aufs Sofa will (negative Strafe)
Vorsicht: ein Streicheln über den Kopf kann für den Hund unangenehm sein und wäre in diesem Fall eine positive Strafe und er zeigt immer weniger das eigentlich gewünschte Verhalten.
Leinenziehen: (eine Möglichkeit von vielen)
Ich belohne den Hund, wenn die Leine locker ist (Lobwort, Leckerchen in der Bewegung)
Spannt sich die Leine bleibe ich stehen, negative Strafe, da der Hund nicht dorthin kommt, wo er hinwill.
So wie der Hund die Leine etwas lockert, wird weitergegangen, positive Belohnung.
Das ist aus Sicht der Menschen.
Aus Sicht des Hundes ist alles, was er von sich aus erreicht eine positive Belohnung. Er belohnt sich selbst das Ziehen, er belohnt sich durch die soziale Nähe auf dem Sofa selbst, durch das Hochspringen bekommt er Aufmerksamkeit, somit wäre das wieder eine Belohnung.
Um manch Verhalten ihm wieder abzugewöhnen (was der Mensch vorher zugelassen/erlaubt hat) benötigt der Mensch Strafen, sei es positiv oder negativ.
Um ungewünschtes Verhalten dem Hund wieder abzugewöhnen, fängt am besten ganz am Anfang an und nicht erst wenn er uns 10 Minuten durch die Gegend gezogen hat und unser Arm mittlerweile schmerzt, oder schon 10-mal in die Leine gesprungen ist um zu dem besten Kumpel zu kommen.
Anderes Beispiel: uns nervt es, wenn die Nase des Hundes immer auf dem Boden ist und schlimmsten Fall alles aufnimmt. Auch hier fängt man nicht erst nach 5 Minuten an, sondern ganz am Anfang des, aus Menschsicht, Fehlverhaltens. Für den Hund ist es kein Fehlverhalten, er geht jagen.
Je früher der Mensch korrigiert desto weniger ist die Intensität.
Es gibt aber Hunde da muss man konsequent (eindeutig) Grenzen setzen und hartnäckig diese auch einfordern. Manch Hund benötigt das, sonst entscheidet er.
Wobei wir beim Thema „Entscheiden“ sind.
Wenn wir unseren Hund jegliche Entscheidung im häuslichen Bereich geben, wird er es in den meisten Fällen außerhalb auch machen.
Was sind Entscheidungen im häuslichen Bereich?
Unterm Strich alles, was der Hund als selbstverständlich ansieht, wie in jedes Zimmer folgen, aufs Sofa gehen, Sachen vom Fußboden aufnehmen, Dinge zerstören, Garten umbuddeln.
Hunde denken räumlich. Können wir unseren „Tanzbereich“ einfordern? Können wir dem Hund zeigen, dass wir nicht möchten, dass er ins Badezimmer geht, wenn die Tür auf ist? Können wir unseren Hund einen Platz zuweisen, in dem er runterfahren kann?
Wenn ich es zu Hause nicht kann, wird es draußen schwer, denn dort entscheidet er auch, wo er hinwill, zu wem er hinwill, was er aufnimmt, wo er markiert etc.
Wir Menschen haben vergessen Verantwortung zu übernehmen, also übernimmt der Hund das.
Die einen Hunde freuen sich, weil sie ihre Freiheit haben. Oft zum Leidwesen der Mitmenschen und anderen Hunden. Und es gibt die Hunde, die schlichtweg mit dieser Verantwortung überfordert sind und reagieren nervös, bellend, gestresst.
Wann haben wir aufgehört unseren Hunden eine Grenze zusetzen oder im beizubringen das wir bestimmte Verhalten nicht möchten? Wann haben wir aufgehört die Verantwortung für das Handeln unserer Hunde zu übernehmen?
Sind wir auf Grund Youtube und Co so verunsichert geworden, weil es verpönt ist seinem Hund eine Grenze aufzuzeigen? Sind es solche Sätze wie: „der will ja nur spielen“; „der will nur mal Hallo sagen“ ; „die machen es unter sich aus“.
Oder die berühmte Flexi-Leine, wo der Hund sein Ding macht und der Halter seins. Keine Leinenführigkeit oder Orientierung am Menschen, aber 5m Radius der Freiheit, weil wir zu bequem geworden sind dem Hund es beizubringen oder wir keine Schleppleine möchten, da ja die Hände schmutzig werden.
Warum schaffen wir es nicht konsequent ( eindeutig) und hartnäckig zu bleiben? Gerade in den ersten 3 Jahren, die so wichtig sind für die Entwicklung eines Hundes, ja auch für die Hunde aus dem Tierschutz gilt das.
Wir schaffen es nicht den Nachbarn zu sagen, dass wir nicht wollen das der Hund mit Leckerchen vollgestopft oder ewig gestreichelt wird, obwohl der Hund es nicht mag. Wir machen uns Gedanke, was andere sagen, aber wir machen uns keinen Gedanken über die Bedürfnisse des Hundes und was er dazu meint. Wir wollen unsere Hunde überall mitnehmen, auch durch dickste Getümmel, wundern uns aber wenn der Hund gestresst ist weil er überfordert ist. Wir finden es süß, wenn der Hund mit einen anderen vermeintlich spielt und gejagt wird, schaffen es aber nicht unseren Hund zu schützen vor respektlosen Hunden, die keine Grenze kennen. Wir wollen, dass unser Hund ganz viele Spielkameraden hat, sehen aber nicht, dass er das nicht möchte und überfordert ist. Wir fragen nicht den anderen Hundehalter, ob die Hunde Kontakt haben dürfen, nein ihr lasst den Hund entscheiden. Ein anderer Hundehalter übernimmt Verantwortung für seine Hund und bittet euch euren Hund anzuleinen, nein der Hund benötigt seine Freiheit. Müssen wir immer erst uns erklären, kann man das nicht aus Höflichkeit machen? Sind wir so egoistisch geworden?
Ich gebe immer gerne Beispiele aus dem menschlichen Leben, wie:
Lassen wir zu, dass andere unsere Kinder antatschen?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder von anderen mit Süßigkeiten vollgestopft werden?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder von rüpeligen Kindern gejagt oder gepisackt werden?
Lassen wir zu, dass unsere Kinder zu Fremden oder auf die Straße rennen?
Die Hunde lieben uns immer noch, wenn wir Verantwortung übernehmen und ihm Grenzen beibringen.
Erziehung heißt nicht Kommandos antrainieren, Erziehung findet im gemeinsamen Alltag statt.
Ein Grundgerüst mit Grenzen (eure definierten Grenzen) erzeugt gegenseitiges Vertrauen und somit wieder mehr Freiheit.
Wertschätzung, es gibt sie noch
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Wertschätzung, es gibt sie noch.
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Und dazu zählst eindeutig Du liebe Kirsten.
Selten bin ich sprachlos.
Mitte der Woche erreichte mich eine E-Mail von Kunden, mit diesen einleitenden Worten.
Der Inhalt dieser Mail hat mich zu Tränen gerührt, da ich in den letzten Monaten gefrusteter wurde.
Wenn ich recht überlege, fing es Ende letzten Jahres schon an. Neukunden und Welpenbesitzer riefen an, um unbedingt zu mir zu kommen. Und obwohl die bestehenden Gruppen voll waren, habe ich neue aufgemacht. Ich habe alles Menschenmögliche gemacht. Am Ende stand ich samstags von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr auf dem Platz.
Naja, und dann kam die neue Corona-Welle, die heftiger war als die zwei Jahre davor. Reihenweise Ausfälle, zum Teil bis zu 6 Wochen fielen die Kunden aus. Dafür konnten sie nichts, das ist logisch.[/et_pb_text][/et_pb_column][et_pb_column type="1_2" _builder_version="4.18.0" _module_preset="default" global_colors_info="{}"][et_pb_image src="http://hundeschule-sarstedt.de/wp-content/uploads/IMG-20221226-WA0004.jpg" title_text="IMG-20221226-WA0004" _builder_version="4.19.2" _module_preset="default" global_colors_info="{}"][/et_pb_image][/et_pb_column][/et_pb_row][et_pb_row _builder_version="4.18.0" _module_preset="default" global_colors_info="{}"][et_pb_column type="4_4" _builder_version="4.18.0" _module_preset="default" global_colors_info="{}"][et_pb_text _builder_version="4.19.2" _module_preset="default" hover_enabled="0" global_colors_info="{}" sticky_enabled="0"]Was mich aber am meisten geärgert hat, dass oft keine Information kam, wann sie wieder kamen bzw. wie lange sie ausfallen werden.
Manchmal kamen früh am Morgen 5 Absagen gleichzeitig. Resultat war, dass ich entweder kurzfristig Gruppen zusammengelegt habe oder auch mal nur mit zwei auf dem Platz stand.
Ich zeigte Verständnis. Mein Verständnis ließ aber nach, als nach 4 Wochen immer noch keine Information kam, ich aber mitbekommen habe, dass der wohlverdiente Urlaub, eine Geburtstagsfeier etc. dann im Vordergrund stand. Teilweise konnte ich es verstehen, zeitgleich dachte ich an die Entwicklung der Hunde. Sie waren gerade in der Pubertät und brauchten Kontinuität. Hinzu kommt, dass ich es respektlos fand für die anderen Gruppenteilnehmer, die immer wieder zurückgesteckt haben.
Teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass Halter froh waren als ihre Hündin läufig wurden und nicht ins Training durften.
Oder manch Hund hat regelmäßig freitags abends oder samstags morgens Durchfall.
Von meinen Umsatzeinbußen ganz zu schweigen. Darüber machten sich die wenigsten Gedanken.
Ich habe Online Theorie-Einheiten angeboten. Es wurde von den Kunden, die die Entwicklung ihres Hundes wichtig ist, angenommen. Leider von den Kunden, die es gebraucht hätten, nicht. Zeitgleich wurden kostenfreie Videos auf Youtube angeschaut, Bücher gekauft oder teure Onlinekurse gebucht. Generell habe ich damit kein Problem. Nur wenn bei mir die Trainings abgesagt werden (wenn ich Glück hatte) mit allen möglichen Ausreden, macht mich das sauer. Eine Kundin sagte mir nach einer Theorieeinheit: In zwei Stunden bekomme ich soviel Informationen wie in 2 Büchern stehen und das noch individuell auf die jeweiligen Teams erklärt und sie könne es nicht verstehen, warum nicht mehr Kunden an den Theorieeinheiten teilnehmen.
Dass es so nicht weitergehen konnte, war klar, also habe ich überlegt, wie ich etwas verändern kann, damit beide Seiten damit leben können. Ich hatte die Wahl zwischen generelles Abo-System, generelles Kurssystem oder Gültigkeit der 5er Karten kürzen.
Ich habe mich für die Laufzeit der 5er Karten entschieden.
So wie erwartet trennten sich die Spreu vom Weizen. Ich merkte schnell, wer mit Leib und Seele dabei war und wer meinte mich veräppeln zu wollen.
Gerade bei den Kunden, die unregelmäßig am Training teilgenommen haben und zu Hause nicht weiter gemacht haben, merkte ich es an den Hunden. Deutliche Worte fand ich, wenn ich gemerkt habe, dass Hunde maß geregelt wurden, obwohl der Hund es mental nicht leisten konnte. Immer und immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass ein 1-jähriger Hund noch kein perfekter Hund sein kann. Der Leistungsdruck der Halter auf die Hunde war teilweise heftig.
Und da sehe ich ganz klar den Halter in der Verantwortung. Nicht regelmäßig ins Training kommen oder am Ball bleiben, aber Leistung abfordern.
Ich sehe mich als Rechtsanwalt der Hunde und nicht als Freund der Halter.
Zeitgleich kommen auch Zweifel in mir auf. Ich hinterfragte mich, ich versuchte es aufzudröseln.
Ich kam zu dem Ergebnis, dass sich ein Teil der Halter verändert hat. In den ersten zwei Lockdowns haben die Halter es wertgeschätzt, dass wir alles Mögliche gemacht, um ein kontinuierliches Training zu machen, damit die Welpen und Junghunde weiterhin betreut wurden. Wir haben uns an die Vorgaben gehalten, haben einen Zeitplan aufgestellt etc.
Da war eine gemeinsame Solidarität spürbar.
In meiner Ausbildung sagte einmal der Dozent zu uns:
Wir können nicht jeden Hund retten.
Und das ist ein Satz, den ich mir immer wieder gesagt habe. So gerne, wie ich den Hunden individuell in ihrer Entwicklung stärken möchte, es steht und fällt mit den Besitzern. Sie können noch so sehr ihren Hund lieben und vieles für ihn tun, gehen sie aber wirklich wertschätzend mit ihrem Hund um?
Wertschätzen mit dem Entwicklungsstand? Wertschätzend mit der Rasse? Und das hat nichts mit Grenzen setzen zu tun. Ich kann einem Hund nicht etwas fordern, wenn sie gerade mit der Situation überfordert sind.
Manch Hund tanzt seinem Besitzer als Welpe schon auf der Nase, im Alter von 1 Jahr sieht man schon, welch Status der Hund in der Familie hat. Geschweige dem Verhalten gegenüber anderen Hunden oder Menschen.
Und wenn ich schon dabei bin, respektvoller Umgang des Hundes in Alltagssituationen ist für mind. 5 % der Halter ein Fremdwort geworden. Das geht über Anspringen lassen der Trainer, überall markieren lassen etc.
Das sind mittlerweile Themen, da finde ich deutliche Worte, natürlich nicht zum Wohlgefallen des Menschen.
Interessanterweise akzeptieren die Hunde eine klare Grenze, ohne beleidigt zu sein oder es persönlich zu nehmen, die Menschen tun sich schwer damit.
Nach diesen immer häufigen vorgekommenen Situationen habe ich Gruppen reduziert, Kunden sind gegangen und Kunden sind gegangen worden. Damit für die Welpen und Junghunde eine Regelmäßigkeit seitens der Halter zu gewährleisten, wurden auf Kurssystem umgestellt.
Und was hat jetzt der lange Text mit der E-Mail zu tun?
Ganz viel, da ich gemerkt habe, dass durch die Umstellungen es wieder Spaß macht, dass das Feedback der jetzigen Kunden überwiegend positiv ist.
Zum Schluß möchte ich Euch den Inhalt der E-Mail nicht weiter vorenthalten.
„Es gibt Menschen im Leben, die hätte man gerne viel ehr kennengelernt“!
Und dazu zählst eindeutig Du liebe Kirsten. Vor einem Jahr hast Du uns zu Hause besucht, um uns und unsere Maltipoo-Dame Fienchen kennenzulernen. Deine offene und direkte Art – welche immer wertschätzend ist – gepaart mit Deiner unglaublichen Fachkompetenz hat uns von Anfang an sehr gut gefallen. Die Sympathie auf beiden Seiten war gegeben und damit wurde der Grundstein für unsere zukünftige Zusammenarbeit gelegt. Wir haben mit Einzelcoaching begonnen, bis Du Dir ein genaues Bild davon machen konntest, in welchem Kurs Fienchen für das Gruppentraining am besten aufgehoben ist. Denn Du gehst individuell auf jedes Mensch-Hund Team ein und hast auch schnell erkannt, dass unsere Fellnase ein unsicherer Hund ist und bei Hundebegegnungen einer besonderen Behandlung bedarf.
Das vielfältige Konzept der Hundeschule Sarstedt überzeugt uns einfach. Es findet ein abwechslungsreiches Training auf dem Hundeplatz statt und auch außerhalb davon, wie zum Beispiel in der Innenstadt. Dabei werden Fienchen und wir Menschen mit verschiedenen Situationen konfrontiert, welche uns im Alltag Probleme bereiten. Du zeigst uns, wie wir damit souverän umgehen.
Zusätzlich bietest Du auch regelmäßig interessante Workshops an. Dort haben wir unter anderem viel über die Erste-Hilfe am Hund, über das Leinenhandling und die Körpersprache des Hundes gelernt und noch viel wichtiger, was die Körpersprache des Menschen aussagt und beim Hund bewirkt. Deinem aufmerksamen und geschulten Auge entgeht einfach nichts und Du spürst stets die Emotionen bei Hund und Halter und weißt in Deiner unglaublich beruhigenden Art und Weise damit umzugehen. Dies ist eine wirklich besondere Gabe die Du da hast.
Gold wert war für uns auch der Workshop Mantrailing welchen Dein Teammitglied Betty durchgeführt hat. Betty ist einfach nur spitze! Ihre Faszination und Begeisterung für das Trailen hat auch uns erreicht und gehört für uns inzwischen zur wöchentlichen Routine. Dadurch konnte Fienchen enorm viel Selbstbewusstsein aufbauen.
Im Laufe der Zeit haben wir viele tolle Menschen bei der Hundeschule kennengelernt. Dadurch ist stets der gemeinsame Austausch von Erfahrungswissen möglich und auch Verabredungen zu gemeinsamen Hundespaziergängen können dort getroffen werden. Der von Dir initiierte Hundestammtisch trägt zu dem Kontaktaufbau ebenfalls mit bei.
Liebe Kirsten, nach einem Jahr Besuch Deiner Hundeschule haben wir eine wahnsinnige Entwicklung bei Fienchen festgestellt. DANKE, dass Du diesen Weg mit uns gemeinsam gegangen bist und hoffentlich noch lange gehen wirst! Nicht, weil wir es nötig haben, sondern weil es uns und Fienchen einfach Spaß macht unter Deiner und Bettys Anleitung zu trainieren und stets neues zu lernen. DANKE, dass Du immer ein offenes Ohr für uns hast und stets mit Rat und Tat zu jeder Zeit für uns da bist. Wir fühlen uns wirklich sehr gut aufgehoben bei Dir. Du bist ein ganz besonderer Mensch!
„Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat“. Du hast unser uneingeschränktes Vertrauen und wir sind froh Dich kennengelernt zu haben!
Vielen Dank für diese wertschätzenden Worte.
Respekt ist kein Privileg, sondern die einfachste Form des Umgangs miteinander.
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Sozialisation, was ist darunter zu verstehen?
Warum gibt es bei mir keine Welpenspielgruppe? Sind die Welpen deswegen im Erwachsenen Alter schlecht sozialisiert?
Ich kann aus meiner Erfahrung diese Fragen eindeutig verneinen.
Bei Welpen aus reinen Spielgruppen kann es durch Überforderung des Welpen eher zu einer schlechten Sozialisierung kommen.
Sozialisation ist die Anpassung an die Gesellschaft.
Sprich ein gut sozialisierter Hund sollte mit Situationen und Lebenslagen in der Gesellschaft ohne größere Probleme klarkommen.
Wer die Gesellschaft sein sollte bestimmt nicht der Hund, sondern der Mensch, denn der trägt die Verantwortung für den Hund.
Zieht ein Welpe/Hund neu ein, möchte der Mensch meist so viel wie möglich Hundekontakt, am besten durch Freispiel mit Artgenossen jeglicher Größe und Energie.
Das kann aber richtig nach hinten los gehen.
Nehmen wir einen ruhigen zurückhaltenden Welpen, der auf einen durchgedrehten Welpen stößt.
Der Temperamentvolle läuft hinter dem anderen hinterher.
Was für den Mensch als Spiel aussieht, ist für die Hunde das Gegenteil.
Der zurückhaltende, eher unsichere Welpe flüchtet und der andere jagt ihn.
Während der Jagende vermeintlich die Situation positiv verknüpft, verknüpft der andere es als negativ und dies kann traumatisch sein. Gerade wenn sein Mensch nicht eingreift, um ihn zu beschützen.
Die Hunde lernen spielerisch, wie sie auf andere Hunde wirken und wie der andere reagiert. Klar sind solche Erfahrungen wichtig in der Entwicklung. Aber bitte wohl dosiert und mit einem Hund, der von der Energie dazu passt und es ein gegenseitiger Wechsel der Positionen gibt.
Und nein, die machen das nicht untereinander aus oder da muss er durch.
Hand aufs Herz, lassen Sie ihr Kind, das eher ruhig ist und etwas länger benötigt um Kontakt zu anderen aufnehmen möchte, in eine Spielgruppe mit 10 Kindern, die lärmen, rumrennen und die Ihr Kind ärgern?
Ich würde es jedenfalls nicht machen und habe es nicht gemacht. Ich habe mich mit anderen Müttern angelegt, weil ihr Kind mit Sand geworfen hat und mit der Schaufel mein Kind verhauen wollte.
Warum wird in Freispielgruppen aber nicht der Hund geschützt bzw. geholfen? Warum müssen die Welpen dadurch und der Mensch schaut nur zu? Eine vernünftige Antwort habe ich noch nicht bekommen.
In vielen Fällen entsteht bei einem Welpen, der zu jedem Hund ungefragt hindurfte, eine Frustration, wenn er nicht darf. Mit dieser menschengemachten Frustration kann der Mensch wiederum nicht umgehen und gibt nach. Ein Teufelskreis entsteht.
So ähnlich ist es mit den viel verbreiteten Gerücht, dass der Hund viel Hundekontakt für eine gute Sozialisation braucht.
Auch das ist eine reine Definitionssache.
Mit Kontakt ist nicht der direkte körperliche Kontakt gemeint. Die Hunde nehmen aus der Entfernung Kontakt mit seinem Gegenüber auf. In den meisten Fällen merken wir Menschen das noch nicht mal.
Und um diesen Kontakt geht es und nicht um das viel Gesagte: Der wollte nur mal Hallo sagen.
Und wenn das „nur mal Hallo“ sagen, dann noch an der Leine stattfindet, gehen bei mir die Nackenhaare hoch.
Zum einen wäre es mehr als respektvoll dem anderen Halter gegenüber diesen erstmal zu fragen, ob er das möchte. Zum anderen kann es durch die Leine zu doofen Situationen kommen.
Selbst die ruhigsten Hunde können sich erschrecken (Stich von einer Biene etc.) und dann er möchte weg, geht aber nicht, da sich die Leinen verknotet haben.
Meisten halten wir die Leinen gespannt und übertragen unsere Stimmung dadurch.
Und nein, ich möchte nicht, dass andere Hunde meinen, einfach nur mal Hallo sagen wollen. Unabhängig, ob mein Hund es auch will. Er hat ausgesuchten Hundekumpels/ -kumpelinen, bei denen ich weiß, dass die Energie passt.
Ich diskutiere auch nicht mehr mit den Menschen, die ihren Hund respektlos unangeleint auf meinen zu rennen lassen. Mittlerweile zeige ich deutlich mit meiner Körpersprache was ich davon halten. Mein Hund ist gut sozialisiert und zeigt in fein abgestimmten Nuancen was er davon hält. In den meisten Fällen zeigt er mir klar, dass er null Interesse an dem Gegenüber hat.
Gerade der Satz „Ihr Hund ist wohl schlecht sozialisiert, dass er so abweisend auf reagiert“ kennen einige und treibt bei einigen mittlerweile das Blut in den Adern zum Kochen.
Manch vermeintliche freundliche Hund, ist in vielen Fällen der respektlosere Hund, weil er einfach hingeht oder den anderen „angeblich“ nur anschaut. Das das Anschauen eher ein Anstarren ist und für den anderen Hund eine Provokation ist, nehmen die Halter oft nicht wahr.
Für mich ist beginnt eine gute Sozialisation im Welpenalter an. Sprich der Welpe lernt sich bei anderen Hunden zu entspannen.
Ich erlebe oft bei Junghunden, die neu bei mir sind, dass diese gefrustet sind, weil sie nicht mit den anderen „spielen“ dürfen, wie sie es gewohnt sind. Aus meiner Erfahrung entstehen Leinenaggressionen in vielen Fällen aus Frust, weil der Hund nicht zu dem anderen hindarf.
Auch wenn einige Welpenbesitzer aus diesem Grund nicht zu mir kommen, bleibe ich mit meiner Einstellung:
In meiner Welpengruppe gibt es nur bedingt Freispiel, es hängt von der Energie der Hunde ab und wenn es halt mal nicht passt, dann passt es halt nicht. Die Hunde sollen solch Begegnungen mit positiver Erfahrung verknüpfen.
Lieber Leser dieses Beitrages, habt bitte immer im Hinterkopf den Vergleich zu Euren Kindern.
Ich entscheide mit welchem Kind mein Kind spielt, um meins zu schützen.
Ich will nicht, dass jeder mein Kind anfasst oder streicheln will.
Da schaffen wir es problemlos dem Umfeld es klar zu kommunizieren, Ihr könnt es auch bei Eurem Hund machen. Lieber bin ich der doofe Mensch und schütze meinen Hund, anstatt der liebe Mensch zu sein aber einen gestressten Hund zu haben.
Als Welpe ist es noch süß, wenn er hochspringt und jeden begrüßen will, weil die Menschen ihn süß finden, als erwachsener Hund empfinden sie es als schlecht erzogen. Selbstreflektion, dass sie dazu beigetragen haben, finden selten statt.
Ein Hund der irgendwann mal knurren oder beißen könnte, kann im Welpenalter entstehen und das ist mein Auftrag als Hundetrainer, dieses zu vermeiden bzw. dem Halter das zu vermitteln.
Macht euch frei, von dem Gedanken es jedem Menschen recht zu machen, zum Wohle/Schutz eures Hundes. Es ist Euer Hund, Eure Erziehung, Eure Grenzen und nicht der anderen.
Die 4 Reaktionsmöglichkeiten
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Nur im hündischen Bereich vorhanden?
Vor geraumer Zeit habe ich mit Coaching für mich begonnen, da ich im persönlichen Bereich, wie auch im geschäftlichen Bereich an manchen Punkten unzufrieden mit dem Verlauf war.
So bin ich immer wieder in Kontakt mit meiner Coachin Christina Theis. So auch heute.
Sie zeigte mir ein Screenshot von ihrem neuen Post und in meinem Kopf machte es Plopp. So ist der Gedanke entstanden, dass es die 4F´s auch im menschlichen Bereich gibt.
Was sind die 4 F´s beim Hund?
Fight = Kampf beinhaltet alles, was zum Angriff gehört, wie knurrend oder bellend nach vorne gehen, wegschnappen, beißen
Flight = Flucht beinhaltet alles, was der Distanzvergrößerung dient
Freeze = Einfrieren ist sich keinen Millimeter mehr zu bewegen und dient zur weiteren Entscheidungsfindung.
Flirt/Fiddle about = Übersprungshandlung ist z.B. kratzen, Stöckchen kauen, suchen, schütteln, gähnen, übertriebene Spielaufforderung, hochspringen.
Was beinhaltet der Begriff „Konflikt/Bedrohung“
Die meisten denken bei Konflikt an negative Situationen. Das ist aber mit Nichten so.
Ein Konflikt kann auch eine Entscheidung sein, ob ich lieber zu der einen Party gehen möchte oder eine Freundin besuchen gehe. Jedes Mal, wenn ich mich entscheiden muss, gibt es einen Konflikt, der sich oft im Unterbewusstsein abspielt.
Bei einer Bedrohung geht es darum etwas zu verteidigen: mein Essen, meinen Mann, meine Freizeit, meine Wohnung etc.
Genauso geht es einem Hund, nur dass er/sie meist instinktiv handelt. Seine Erfahrung, Bindung zum Menschen und erlernte Verhaltensweisen spielen dabei eine Rolle.
So kann der Hund auch einen inneren Konflikt haben, weil er zu einer toll duftenden Stelle gehen möchte oder bei seinem Menschen bleiben. Wir Menschen nehmen solch Konflikte nicht wahr und nehmen es als gegeben hin, dass der Hund sich für den Menschen entscheidet oder Ärgern sich, wenn er dorthin zieht.
Die Bedrohungen für einen Hund nehmen wir eher wahr. Eine Bedrohung kann durch einen anderen Hund, Mensch, Geräusche, territorial, Wegnahme von Beute (Futter, Spielzeug etc.) sein.
Beobachtet euren Hund mal genau, wie er in Konfliktsituationen oder Bedrohung reagiert. Es ist sehr aufschlussreich und ihr lernt euren Hund besser einzuschätzen, weil ihr die Körpersprache eures Hundes besser versteht.
Und was hat das ganze jetzt mit uns Menschen zu tun?
Ganz einfach.
Auch wir haben diese Mechanismen. Mal mehr, mal weniger ausgeprägt.
Nehmen wir mal an, Du kommst allein zu einer Party, bei der Du nur den Gastgeber kennst. Die einen bleiben vor der Gruppe erstmal stehen (Freeze) und schauen sich erstmal die Menschen an. Sie merken die Stimmung, die dabei ausgestrahlt wird. Erst dann wird das weitere Vorgehen entschieden.
Da Du etwas länger benötigst, kratzt du dir am Hals, gehst durch deine Haare, lächelst übertrieben, das sind Übersprungshandlungen, da Du in einem Konflikt bist, weil du nicht genau weißt, wie du dich entscheiden sollst. Auf der einen Seite ist die Stimmung für Dich nicht wirklich gut und Du möchtest eher gehen, zum anderen möchtest Du den Gastgeber nicht vor den Kopf-Stoßen.
Du entscheidest dich zum Gehen, das ist Flight. Da sieht Dich eine Freundin und geht auf Dich zu. Ihr unterhaltet euch kurz und Deine Stimmung ändert sich und Du bleibst, weil Du entspannter bist. Im Laufe der Party rückt Dir ein Angetrunkener auf die Pelle. Du versteifst dich (Freeze), denn Du hast wieder den inneren Konflikt wie Du mit dieser Bedrohung umgehen möchtest.
Du gehst erstmal zwei/drei Schritte Rückwärts (Flight), dann machst Du auflockernde Sprüche (Übersprung) damit sich die Spannung etwas löst. Dein Gegenüber reagiert, in dem er die Distanz zu Dir wieder verringert. Kurzes Einfrieren von Dir und Du drehst dich einfach um und willst gehen (Flight), der Typ fasst Dir dabei von hinten auf die Schulter, Du drehst dich um und gibst ihm eine Ohrfeige (Fight).
Solche Situationen gibt es bei uns Menschen täglich und wir reagieren teilweise unbewusst und teilweise bewusst. Das Einfrieren und die Übersprungshandlungen empfinde ich als unbewusstes Handeln, Flucht und Verteidigung als bewusstes Handeln.
Als ich merkte, dass ich anfange mich in bestimmten Abläufen im Alltag und im geschäftlichen Bereich, nicht mehr wohlzufühlen, bin ich erstmal in meinen Handlungen eingefroren, um dann bewusst in die Bewegung nach vorne zu gehen, um Dinge zu verändern. Dagegen habe ich mich von Situationen und Menschen distanziert (Flucht) die für mich entweder nicht wichtig waren oder mir nicht gut taten.
Und was hat das wieder mit unseren Hunden zu tun?
Auch hier gibt es ganz viele Parallelen.
Hast du einen eher unsicheren oder introvertierten Hund und er friert oft ein, sollte der Mensch den Hund unterstützen, indem er nicht mit ihm einfriert, sondern eher in einer ruhigen Bewegung bleiben. Wenn dieser Hund aber dann zu Übersprungshandlung neigt, sollte der Mensch sich hinterfragen, ob er den Hund überfordert hat, weil ich zu dicht an Menschen, Gegenstände oder Hunde gegangen bin.
Wenn ich das nicht erkenne, kann der Hund dann entweder flüchten (Distanz vergrößern) oder nach vorne gehen (Fight), damit der andere die Distanz vergrößert.
Wenn ich auch ein Mensch bin, der einfriert, weil ich mit der Situation überfordert bin oder falsch einschätze, kann es dazu führen, dass mein Hund reagiert. Spielaufforderung, Hochspringen, um den Menschen herumlaufen sind dann oft Übersprungshandlung und nicht, weil er sich so freut. Schlimmsten Fall reagieren wir dann mit Strafe, da wir das Zusammenspiel in dieser Situation nicht wahrgenommen haben. Besten Fall gehe ich erstmal Distanzvergrößernd, um wieder Entspannung in die Situation zu bringen, um dann zu entscheiden, wie wir der Bedrohung/Konflikt gemeinsam mit dem Hund agieren können.
Unser Unterbewusstsein lässt sich trainieren, um schneller zu reagieren. Das geht nicht von heute auf morgen. Das dauert und manchmal verfallen wir wieder in alte Muster.
Der erste Schritt ist es sich bewusst machen, wie die Körpersprache meines Hundes mir sagen will und wie reagiere ich darauf und wie agiere ich meinem Hund. Oft ist da schon der Schlüssel für Lösungen.
Ich habe für mich festgestellt, dass ein kurzes Einfrieren/innehalten in Konflikt und bedrohliche Situationen hilft, um dann in die Bewegung zu gehen. Im Zusammenspiel mit meinem Hund ist das Innehalten kaum mehr wahrzunehmen, da mein Unterbewusstsein schneller mit verschiedenen Situationen umgehen kann.
In geschäftlichen und privaten Entscheidungen dauerte das Innehalten etwas länger, da ich mir erstmal bewusst machen musste, was ich verändern will, damit ich mich wieder finde. Als mir das bewusst wurde, bin ich in die bewusste Bewegung/Veränderung gegangen. Die Entscheidungen wie ich in bestimmten Situationen reagiere sind nicht in Stein gemeißelt, da es ja ein Zusammenspiel von vielen Faktoren ist. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, dazwischen gibt es ganz viele Grautöne.
So wie es für den Hund immer wieder wechselnde Reaktionen gibt, gibt es das für den Menschen auch.
Es gibt immer eine Möglichkeit der Wahl und ich wünsche mir, dass ich Euch mit diesem Blog-Artikel zur Reflektion Eures Handelns angeregt habe und Ihr Euren Hund besser in seinem Handeln einschätzen könnt und aktiv unterstützt.
Eure Kirsten
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Die Sache mit dem Markieren
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Warum tun wir Menschen uns schwer unseren Hunden Grenzen aufzuzeigen?
In meinem Alltag als Hundetrainer, kommt es ca. alle 6 Monate vor, dass ich mal wieder etwas deutlicher werden musste und auf diverse Regeln auf dem Platz aufmerksam zu machen.
Es geht um das ewige Markieren von Hündinnen und Rüden. Ja richtig gelesen, Hündinnen markieren auch.
Ich gehe nicht näher darauf ein, warum ein Hund markiert. Nur so viel dazu, dass die Gründe unterschiedlich sind. Das kann Unsicherheit-, Mut-, Verlegenheits-, Hier-bin-ich- oder Alles-Meins-markieren sein.
Unterm Strich aber egal, da ich es unmöglich finde.
Wenn ich darauf hinweise, kommt meisten entweder:
Ups, habe ich nicht mitbekommen.
Wie soll ich das verhindern?
Der muss halt mal pinkeln.
Etc.
Also haben wir an einem Trainingstag in allen Gruppen, versucht es den Haltern zu vermitteln, was wir als Trainer sehen und wie man es abändern kann, wenn man es wollte.
Wir standen auf dem Parkplatz vor dem Platz und haben alle Kunden dort in Empfang genommen.
Das erste was wir wahrnehmen konnten, dass 50 % der Kunden früher da waren und noch eine kurze Runde zum Lösen gegangen sind und 50% direkt aus dem Auto zum Platz liefen.
In vielen Fällen sind die Hunde aus dem Auto und los ging es. Ich brauch nicht erwähnen, dass die Hunde das Tempo und den Weg vorgeschrieben haben oder es versucht haben.
Mit diesen Eindrücken starteten wir in die diversen Gruppentrainings mit einer Theorieeinheit zum Thema Abbruchswort, Respekt zwischen Mensch und Tier, Orientierung am Menschen und das menschliche Denken.
Fangen wir an mit gegenseitigem Respekt.
Es geht mir dabei nicht nur um das Gelände des Hundeplatzes, sondern generell im Alltag.
Nehmen wir einen Jungrüden. Er darf überall und wo er will, schnüffeln (die Betonung liegt auf wo er will), er bedient sich den Gerüchen von Pinkelspuren und Kothaufen. Kaum daran gerochen markiert er die Stelle. Wenn es noch eine läufige Hündin war, geht das Sabbern los. Was in seinem Gehirn losgetreten wird, durch das Auflecken der Pipi-Pfützen, möchte ich vereinfacht erklären (für das fachlichen Aufzählungen wie welche Hormone im Gehirn zusammenspielen sind andere Zuständig).
Jedes Mal bekommt das Gehirn Impulse, mit dem der Hund erstmal lernen muss umzugehen und hormonelle Gegenspieler aufzubauen. Je mehr er diese ungefiltert er diese aufnimmt, desto eher ist das „Risiko“, das er ungewollte Verhaltensweise zeigt.
Spätestens da kommt der Einwand „Darf mein Hund nicht mehr schnüffeln?“ Doch das darf logischerweise, aber bitte nicht, wann er will, wie lange er will und wo er will. Er darf sich gerne mal rückversichern, ob ich das möchte. Oder ich gebe ihm ein Signal, dass ich jetzt weiter gehe. Auch sollte ich in der Lage sein, ein ungewünschtes Verhalten auch mal mit einem Abbruchswort abzubrechen.
Idealerweise lerne ich als Mensch meinen Hund zu lesen, denn er zeigt vorher schon, wo er schnüffeln möchte oder hinwill.
Wenn ich mit meinem Hund im Umfeld unterwegs bin, bekomme ich des Öfteren von Eigentümern von Häusern etc. erzählt wie respektlos sie es finden, wenn an den Hecken das Bein gehoben wird, das regelmäßig ihre Bepflanzungen eingehen, durch den Urin, es Stellen gibt, die nach Hundeurin stinkt oder sie regelmäßig Kot-Haufen im Vorgarten haben.
Alles hängt mit gegenseitigem Respekt zusammen.
Wir Menschen ziehen dann oft den Hund weg und ärgern uns über den Hund.
Gehen wir in solchen Momenten mit dem Hund respektvoll um? Mit Nichten, denn er weiß ja nicht was wir von ihm möchten. Er lernt nur, dass er weggezogen wird. Warum, weiß es nicht. Also wird er das Verhalten entweder gleich wieder machen.
Ist es Respekt gegenüber meinem Hund, ihn überall machen lassen was er möchte, dass er entscheidet, wo er seine Duftspur hinterlässt?
Ich meine nein.
Respektiert mich meinen Hund in so einfachen Dingen? Ich meine nein.
Und wenn er mich da nicht respektiert oder ich Probleme habe ihm Regeln beizubringen, wie soll das in schwierigen Situationen funktionieren?
Einfach mal darüber nachdenken.
Vieles hängt damit zusammen, dass wir Menschen von Anfang an uns in liebevolle Art und Weise von unseren Hunden manipulieren lassen. Als Welpe darf er ziehen und wir bleiben stehen, wenn er stehen bleibt. Wir beobachten unsere Hunde den ganzen Tag, ob unbewusst oder bewusst. Der Hund zieht, weil er mal dringend muss. Der Hund zieht auf den Platz, weil er sich so freut. Der Hund wird ungefragt zu uns Trainern gelassen. Ob wir es möchten, werden wir nicht gefragt. Usw. usw. usw.
Der Hund darf viel bis alles mittlerweile selbst entscheiden. Aber wir möchten einen Hund, der im Freilauf abbruchbar ist. Wir möchten einen Hund, der gut an der Leine läuft. Wir möchten einen Hund, der mich als Mensch respektiert.
Dann sollten wir anfangen, den Hund zu sehen als das was er ist:
Ein Hund, der instinktiv agiert und reagiert.
Er hat kein Mitleid mit uns, wenn er uns fast den Arm auskugelt, weil er ein Hund auf der anderen Straßenseite sieht.
Wir haben aber bedenken unseren Hund mal eine klare Grenze zu setzen.
Idealerweise lernt der Hund vom ersten Tag an, was ich von ihm möchte und das so schön wie es geht. Wenn ich aber am Anfang alles durchgehen lasse, ist irgendwann der Punkt, wo es nur noch klar und eindeutig geht.
Immer wieder bekomme ich im privaten, wie auch im geschäftlichen Bereich, dass wir Menschen zwar mit dem Hund spazieren gehen. Aber mal Hand aufs Herz, gehen wir nebeneinanderher und jeder lebt in seiner Welt oder bringe ich Abwechslung rein. Spiele ich mit dem Hund mal beim Spaziergang? Verändere ich einfach mal die Richtung oder die Geschwindigkeit? Mach ich mal ein kleines Suchspiel mit ihm? Sage ich es in stinklangweiligen Situationen meinem Hund, dass er es schön macht? Gebe ich dem Hund auch mal den Weg vor oder mit wem er Kontakt haben darf?
Und was hat das jetzt mit dem Markieren zu tun?
Ganz viel. Wenn der Hund im Alltag mich als Mensch nicht respektiert und an mir nicht orientieren kann, wird er es in diesem Fall auch nicht machen.
Mag mich mein Hund deswegen weniger? Mit Nichten.
Er lernt mir zu vertrauen, da ich Grenzen aufzeige. Grenzen ermöglichen mehr Freiheit, da er mir vertraut. Und wenn mein Hund mir in normalen Situationen vertraut, vertraut er mir auch in schwierige Situation. Wenn mein Hund sich an der normalen an mir orientiert, wird er es auch an der Schleppleine oder im Freilauf machen. Wird er es an der kürzen Leine nicht machen, wird er es im Freilauf erst recht nicht machen.
Leider ist das kontinuierlich daran arbeiten und nicht nur einmal in der Woche auf dem Hundeplatz.
So wie das Erlernte beim Hund ins Langzeitgedächtnis abgespeichert werden muss, so müssen die neuen Bewegungsabläufe auch bei uns Menschen ins Unterbewusstsein gespeichert werden um diese in Sekundenschnelle in Gefahrensituationen abgerufen werden können.
Ich kann Euch von eigenen Erfahrungen wie auch von Kunden berichten, wenn man 2-3 Jahre durchhält, hat man es geschafft.
Ein Hund soll ein Hund bleiben, ich finde es nur respektvoll, wenn er sein Tun und Handeln mal bei Menschen absichert bzw. abfragt.
Meine Devise mit meinem Hund ist:
GEIMENSAM durch den Alltag gehen.
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Appell an Tierschutzorgas
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Ich muss mir heute den Kopf mal wieder freischreiben.
Wie die meisten schon mitbekommen haben, mache ich bei jedem Neukunden ein Erstgespräch.
Das findet meistens im häuslichen Umfeld statt.
Der Hintergrund ist, dass der Hund sich dort am wohlsten fühlt und ich mit den Haltern in Ruhe Dinge besprechen kann.
Manche Problematiken finden ihren Ursprung in den eigenen 4 Wänden.
Für Welpenbesitzer biete ich dieses Erstgespräch ebenfalls an, da gerade in den ersten Tagen einiges an Fragen auftaucht und ich besser drauf eingehen kann. So auch heute.
Die Information vor dem Termin war, dass es sich um einen 4 bis 5 Monate alten „Welpen“ aus Rumänien handelt, der seit einer Woche in Deutschland ist.
4-köpfige Familie mit 2 jugendlichen Kindern.
Vorgefunden habe ich einen Welpen mit verdammt großen Pfoten, der jetzt schon eine Größe von geschätzten 25 cm hat. Als ich reinkam, ist er sofort ins Wohnzimmer in eine Ecke gegangen.
Ich habe mir noch nichts gedacht, kenne ich ja schon aus meinem Alltag.
Der Welpe ist ein Mix und von der Optik irgendwas mit Malamut Husky, evtl. Pyrenäen Berghund, Akita, also von den Rassen eher eigenständige Hundetypen, die nicht wirklich mit dem Menschen zusammenarbeiten möchten und ihre eigene Individualdistanz haben.
Und er hat mir in seinem jungen Alter mit deutlichem Knurren gezeigt, was er von mir hält.
Ich ignorierte ihn und wir Menschen unterhielten uns erstmal.
Dabei kam heraus, dass der Welpe die ersten 5 Tage sich streicheln ließ, die Familie ohne Besonderheiten auch in die Wohnung ließ.
Ab Tag 6 sah das schon anders aus. Er knurrte schon mal deutlich. Bei Kleinkindern aus der Nachbarschaft am Zaun zeigte er auch mit Knurren was er von ihnen hielt. Es ist eine Mischung aus Unsicherheit, weil er es noch nicht kennt, und Territorial.
An einer langen Leine bin ich mit ihm ein Stück durch den Garten gegangen. Als es nicht nach seiner Nase ging und er einfach stehenblieb, habe ich die Leinenspannung aufrechterhalten und bin einfach stehen geblieben. Es gibt Hunde, die sich hinsetzten, wegziehen oder nach kurzer Zeit sich in Bewegung setzen. Ich bewegte mich keinen Millimeter und das fand der junge Mann überhaupt nicht lustig, aus einem minimalen Knurren wurde ein deutliches Knurren.
Der nächste Test, um seinen neuen Besitzern zu zeigen, was in dem Kleinen steckt, habe ich einen gestellte lautere Diskussion mit schupsen des Halters fingiert. Der junge Mann saß in der Ecke und knurrte deutlich.
Aus hündischer Sicht hat der Welpe alles richtig gemacht und er ist in den richtigen Händen mit dem richtigen Umfeld ein super Hund, aber in einer Familie mit Kindern, in denen es auch mal regelmäßigen Besuch gibt, evtl. Parties (Jugendliche feiern gelegentlich auch mal ), in einem Haus in einer dichtbesiedelten Wohngegend mit einem durchschnittlichem Garten ist er definitiv in den falschen Händen. Zudem es Ersthundebesitzer sind.
Ich habe aufgezeigt was passieren könnte, was sie alles machen sollten, dass der Hund definitiv eine klare eindeutige Erziehung benötig und er kein Hund sein wird, für den die Basiskommandos/Signale im Vordergrund steht, da er eher in seinem Wesen den Job hat, das Grundstück und seine Menschen zu bewachen ggfs. auch zu verteidigen. Als Mensch sollte man keine mentale Schwäche zeigen, Entscheidungen treffen und präsent sein damit es in die richtige Richtung geht.
Eigentlich all das was diese Familie nicht leisten kann.
Ende vom Lied, der Hund wird wieder zurück zur Organisation gehen, mit der Hoffnung eine passendere Familie zu finden.
Gerade in diesem jungen Alter zählt jede Woche der Erziehung und Beziehungsaufbau.
Das Ganze hätte verhindert werden können, wenn von Seiten der Organisation genauer hingeschaut worden wäre.
Sie kennen den Hund aus dem Shelter und sollten einschätzen können, was in einem Hund charakterlich drinnen steckt.
Klar können die Orgas auch nicht in eine Glaskugel schauen, aber im Normafall ist ein gesundes Wissen und Erfahrung vorhanden, damit für ihre Schützlinge ein einigermaßen passendes zu Hause gefunden werden kann um genau das zu Verhindern.
Und das ärgert mich, weil wieder ein Hund in die falsche Familie kam und er weiterziehen muss.
Ich kenne die Argumentation, wie:
Er muss erstmal ankommen.
Er muss erstmal seine Zeit bekommen.
Nach einer Woche ist es noch viel zu früh, um etwas vorherzusehen.
Der Halter und der Hund müssen erstmal zusammenfinden.
Diese Aussagen sind alle richtig und das sage ich auch oft am Anfang.
Aber in diesem Fall war das so eindeutig, dass das nicht lange gut gehen wird.
Hätte ich nichts gesagt, hätte ich grob fahrlässig gehandelt.
Liebe Tierschutzorganisationen, liebe Vor- und Endkontrollen,
bitte schaut tiefer in die Familien rein, versucht eure Schützlinge gut einzuschätzen und testet sie Vor-Ort, damit eine passende Familie gefunden wird.
Liebe Neuhundehalter oder die sich mit dem Gedanken tragen einen Hund aus dem Tierschutz ein neues zu Hause zugeben,
schaut euch Bilder und die Daten des Hundes an, hinterfragt alles.
Am besten schaut ihr euch den Hund erstmal an, dass heißt im Idealfall ist der Hund schon in Deutschland.
Ich ziehe den Hut vor Hundehaltern, die den Mut aufbringen, gegen alle menschlichen Anfeindungen, zum Wohle des Hundes agieren, ihn wieder zurück zur Orga geben.
Und nochmal für diejenigen, die es immer noch nicht wissen:
Eine vertragliche Verpflichtung zur Kastration ist nichtig.
Ein Hund darf NUR aus medizinischen Gründen kastriert werden. Eine Frühkastration birgt verdammt viele Risiken. Bis ein Hund vom Kopf er erwachsen wird, dauert es bis zu drei Jahren und bis dahin heißt es durchhalten und Erziehen. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung und verändert nicht den Charakter.
Ich schere nicht alle Orgas über einen Kamm, es gibt solche und solche.
Auch die Hunde sind tolle Hunde und ich mag sie eher als überzüchtete Tiere von unseriösen Züchtern.
Aber nicht jeder Hund will gerettet werden, um in Deutschland an der Leine in einem kleinen Garten sein Dasein zu fristen, nicht jeder Mensch eignet sich für diese Hunde mit evtl. Verhaltensauffälligkeiten
Daher zum Schluss mein Appell an die Orgas und an erster Stelle an die Menschen, die die Vorkontrollen machen:
Achtet mehr auf die kleinen Details, Hinterfragt mehr, eine Absage zum Wohle des Hundes ist besser als ein ewiger Wanderpokal.
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Unsicherheit - Ängstlichkeit - Angst - Panik beim Hund
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Gibt es Unterschiede?
In meiner täglichen Arbeit habe ich verschiedene Hundetypen im Einzeltraining. Unter anderem sind es Tierschutzhunde oder Hunde aus schlechter Haltung beim Vorbesitzer. Die Anzahl von unsicheren Welpen nimmt stetig zu.
Daher wollte ich mich dem Thema mal genauer widmen.
Als erstes sei gesagt, dass ein unsicherer Hund kein Angsthund ist, das Angst nicht gleich Furcht ist. Es gibt in den Begrifflichkeiten und Bedeutung Unterschiede.
Was ist Angst?
- Angst ist eine Emotion vor nichts Konkretem also auf etwas unbestimmtes.
- Es ist eine Sorge, dass was passieren könnte
- Sie wird vorranging über die Hormone des Nebennierenrindesystems (limbische System, Emotionsgehirn) aktiviert
Was ist Furcht? - Furcht ist eine Emotion auf eine reale Bedrohung
- Flucht- und Kampfreaktionen
- Verantwortlich ist das Nebenninerenmarksystem
Beides ist ein beklemmendes und unangenehmes Gefühl, das negativ behaftet erlebt wird.
Es können gesunde und normale Reaktionen sein bis zu übersteigernden Reaktionen, die krankhaft sind.
Es gibt verschiedene Formen von Angst-/Furchtverhalten. - Unsicherheit ist eine milde Form von Angst/Furchtverhalten
- Ängstlichkeit ist eine generelle Grundverfassung eines Hundes:
o Er ist vorsichtig vom Wesen her
o Der Übergang zu einer Angststörung kann fließend sein
o Kann vererbt oder durch mangelnde Erfahrung erworben sein - Furcht: Auslöser ist klar identifiziert
- Angst: Sorge, dass etwas gefährlich sein könnte
- Phobie: Zustand einer übertriebenen und der Situation unangemessene Angstreaktion
o Entgleisung der einzelnen Angstreaktion
o Können zu panikartigen Angst führen => krankhaft - Neophobie ist die Furcht und Panik vor allem Neuen =>krankhaft
- Panik ist die Übersteigerung der Angst
o Angst vor der Angst
o Generalisierte Panikattacke (Gewitterangst)
Alle Formen der Angst/ Furchtverhalten sind unterschiedlich ausgeprägt und je nach Verhalten und Schweregrad kann es unter Umständen krankhaft sein und weiter Erkrankungen nach sich ziehen, wie z.B. eine generalisierte Angststörung vermehrt die Fehlfunktion des endokrinen Systems, wie z.B. der Schilddrüse beeinflussen kann.
Bei Auslandlands- bzw. Tierschutzhunde oder Hunde aus schlechter Haltung besteht, die Gefahr, dass der neue Halter die Triggerpunkte des Hundes nicht weiß oder nur schwer erkennt. Gerüchte, Geräusche, Bewegungen und der Habitus eines Menschen können Trigger auslösend sein und nicht zu unterschätzen.
Daher ist es unabdingbar die Symptome bei Angst/Furcht bei diesem Hund zu erkennen - Individuelle Körpersprache des entsprechenden Hundes
o Geduckte Haltung
o Über die Lippe lecken
o Spontanschuppung
o Eingeklemmte Rute
o Distanzvergrößerndes Verhalten
o Meideverhalten
o Schütteln
o Fellkratzen
o Etc. - Vokalisation
o Fiepsen
o Knurren
o Bellen
Bei rechtzeitigem Erkennen der Merkmale kann eine übermäßige Reaktion des Hundes vermieden
werden und der Hund kommt in Situationen, in denen er sich anders mehr zu helfen weiß als beißend
nach vorne zu gehen.
Die Ursachen für Unsicherheit/Angst/Furcht können vielfältig sein - Fehlende, mangelnde, falsche Sozialisierung (Umgang mit Menschen und Tieren)
- Genetische Veranlagung
o Wesensmerkmale durch Züchtung
o Überzüchtung
o Streß im Mutterleib
o Linien-/Inzucht
o Die genetische Angst/Furcht ist schwer zu behandeln bzw. zu bezwinge - Mangelnde Erfahrung
o Welpe hat kaum Möglichkeit Erfahrung mit Personen/Gegenstände/Artgenossen zu
machen - Schlechte Erfahrung
- Misshandlung
- Beissattacken
- Erlernte Angst durch unbewusste Bestätigung durch den Halter
- Mangelnde soziale Sicherheit des Halters durch nicht stimmiges Führungsverhalten
- Schmerzvermeidung
- Erkrankungen (blind, taub) Hormonhaushalt
Unterschieden wird in angeborene und erlernte Angst.
Wie ausgeprägt die Ängstlichkeit ist, ist in Abhängigkeit des jeweiligen Hundes ab und wie er die
Situation einschätzt.
Der genaue Ablauf im Gehirn ist so umfangreich, um hier näher darauf einzugehen.
Wenn es Dich interessiert, kannst Du im Internet dich kundig machen, da es dazu ganz tolle
Fachliteratur gibt.
Nur so viel sei dazu gesagt, das Angst/Furcht ist eine natürliche Reaktion, um sich vor Gefahren zu
schützen und ist überlebenswichtig. Die Amygdala spielt dabei eine wichtige Rolle, sie ein Teil des
limbischen Systems und für die Emotionsverarbeitung mit verantwortlich. Und die Großhirnrinde ist
mitverantwortlich für das emotionale Erleben der Angst und wie der Hund in den jeweiligen
Situationen reagiert.
Hier greifen die 4 F´s
Flight = Flucht
Fight = Kampf
Freeze = einfrieren
Flirt = Übersprungshandlung
Jetzt komme ich zu den Therapieansätze, die so individuell sein können wie die Hunde. Ich benutze
nicht das Wort Trainingsansätze, da man davon am Anfang unter Umständen meilenweit entfernt ist.
Bei einem unsicheren, ängstlichen Tierschutzhund ist es am Anfang wichtig einen „angstfreien“ Raum,
in dem er sich lösen, fressen und schlafen kann, zu schaffen. D.h. das unter Umständen, ja nach dem
wie ausprägt das Gefühl der Unsicherheit/Angst/Furcht ist, mit einkalkuliert werden muss, dass
Inkontinenzartikel o.ä. in einem ruhigen Raum ausgelegt werde oder dass der Hund einer Ecke/unter
dem Bett etc. erstmal nicht rauskommt. Das kann Tage oder Wochen dauern. Bedrängen oder lieb
gemeinstes Locken kann unter Umständen genau das Gegenteil bewirken. In diesem Raum fühlt er
sich sicher und er bestimmt das Tempo, wann er den nächsten Schritt wagen kann. Wenn er diesen
Schritt wagt, führt das nach und nach zu mehr Selbstsicherheit.
Von Anfang an ist ein strukturierter Tagesablauf trägt zu mehr Sicherheit bei. Zu diesem Tagesablauf
gehört die regelmäßige Zeit des Fütterns, des Aufstehens, kleiner wiederkehrender reizarmer
Spaziergang, der Mensch sollte ein tägliches Ritual haben.
Durch eine feste Struktur gewinnt der Hund an Sicherheit. Die Bewältigungsstrategie des Hundes wird
durch Selbstentscheidungen und Problemlösung gefördert. Manch Hund geht erhobenen Hauptes,
nach einer gemeisterten Situation.
Wenn dieser Schritt getan ist, heißt es an die Alltagsfähigkeiten zu gehen. Die Reize können dem Hund
angepasst in kleinen Dosen gesteigert werden. Der Hund bestimmt das Tempo und es ist sehr schwer
für den Halter die Geduld aufzubringen. Während wir in den meisten Situationen die Schwierigkeiten
einer Weggabelung, die wir täglich gehen, nicht wahrnehmen, kann es für den Hund bedrohlich sein,
da von dort Gerüche kommen, die er nicht kennt. Der Tag der Müllabfuhr kann zum Spießrutenlauf für
den Hund werden. Setzt euch mit eurem Hund auf eine Bank und lasst ihn die Eindrücke wahrnehmen.
Ein unsicherer oder Angsthund kostet ganz viel Zeit und Geduld.
Er wenn neue Eindrücke gefestigt sind, geht es weiter, achtet auf die Reizgrenze eures Hundes.
Im Alltag ist es fundamental wichtig, dass der Halter mental ausgeglichen und stabil ist. Jede
emotionale Unsicherheit, kann den Hund aus dem Gleichgewicht bringen.
Eindeutige Regeln im sozialen Miteinander bringt dem Hund Sicherheit und Stabilität. Wenn ein Halter
seinen unsicheren Hund von vorne bis hinten betütelt verstärkt zwar nicht das Gefühl der Unsicherheit
aber das Verhalten kann sich verstärken.
Die Körperhaltung des Menschen ist genauso wichtig. Wie oft sehe ich Halter die frontal, wo möglich
noch nach vorne gebeugt vor dem Hund stehen und wundern sich, warum er mit eingezogener Rute
flüchtet. Der Mensch bedroht den Hund körpersprachlich. Eine defensive seitliche Körperhalten kann
Wunder bewirken. Das dauernde Kraulen und Streicheln, wo möglich noch über den Kopf, mögen viele
Hunde am Anfang nicht. Sie sind überfordert mit der Situation.
Unterstützend für die Verhaltenstherapie können - Spezielle Medikamente, die es bei Ihrem Tierarzt bekommen können. Oft hilft es dem Hund
den Dauerstresspegel zu lindern, da das hohe Dauerlevel verhindert Neues zu erlernen - Aromatherapie. Gerüche wirken stimulierend in den verschiedenen Hirnareale und können
regulierend auf den Hormonhaushalt wirken. - Ernährung, diverse Bestandteile des Futters können sich negativ auf die Bluthirnschranke
auswirken. - TTouch Bandage (Tellington Touch)
- Bodenarbeit
- Desensibilisierung
- Gewöhnung
- Kennelboxtraining
- Usw.
Erst wenn der Hund sicherer ist, kann man mit dem klassischem Hundetraining beginnen.
Bei einem Hund, der von der Veranlagung unsicher ist, gelten teilweise die gleichen Ansätze. Der
Unterschied dazu ist, dass der Hund meisten von der Grundveranlagung sich nicht verändert, aber er
lernt damit umzugehen.
Meine Hauptaufgabe als Hundetrainerin besteht, bei diesen Hunden, den Menschen zu erreichen, da
oft Wunschvorstellung des Halters nicht mit der Veranlagung des Hundes zusammenpasst.
In beiden Fällen besteht die Gefahr, wenn der Mensch dem Hund nicht die Möglichkeit gibt,
Distanzvergrößernd zu handeln, dass dieser aggressiv nach vorne geht.
Und darin sehe ich oft das Problem des Denkens des Menschen. Wir denken: da muss der Hund durch.
Womöglich noch im Fuß an der kurzen Leine. Das dem Hund, keine andere Lösungsmöglichkeit
bekommt, wird er über kurz über lang nach vorne gehen. Und schon ist man in einem Kreislauf drinnen.
Gegen Ende des Blogbeitrages möchte ich noch drei Dinge erwähnen. - 1. Die Arbeit mit einem unsicherem oder Angsthund ist mit viel Geduld, ist langwierig, besteht
aus Rückschlägen und kann unter Umständen ein lebenslanges Training bedeuten. - 2. Wenn Sie merken, dass sie mit der Situation überfordert sind und dem Hund nicht die
Sicherheit dauerhaft geben könne, suchen Sie lieber nach einem neuen Zuhause für den Hund.
Das gehört zu der Verantwortung dem Hund gegenüber dazu und hat nichts mit Unfähigkeit
zu tun. Sie waren einfach nicht die Richtige für diesen Hund. - 3. Es muss auch erwähnt werden, dass manch Verhalten so krankhaft ist und keinerlei
Möglichkeiten es gibt, dem Hund ein Mindestmaß an einem artgerechten Leben hat, dass eine
Euthanasie angeraten sein kann. Auch in diesem Fall zum Wohle des Hundes.
In vielen Erziehungs- oder Tierschutzgruppen wird von einem Gang in die Hundeschule abgeraten. Das
mag bei manchen Hundeschule auch richtig sein, da am Anfang nicht an ein Training der Basissignale
denken kann.
Mit der Bitte an Haltern von unsicheren Hunden oder Hunde aus dem Auslandstierschutz, holen Sie
sich von Anfang professionelle Hilfe.
Der Start in eine neue Familie ist sehr wichtig. Und sei es am Anfang nur ganz viele Gespräche und
Erklärung über das Verhalten und Anzeichen des Hundes. Es kann Ihnen viel Arbeit und Ärger ersparen.
Grüße Kirsten
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