Reaktive Hunde – verstehen statt zu brechen
Reaktive Hunde – verstehen statt zu brechen
Warum falsche Trainingsansätze gefährlich sind
Reaktive Hunde begegnen mir in meiner Arbeit beinahe täglich. Es sind Hunde, die schon bei den kleinsten Auslösern überreagieren, die kaum zur Ruhe kommen, die in einer eigentlich normalen Umwelt wie in einem Sturm stehen. Und ich sehe jedes Mal nicht nur die Hunde, die innerlich verzweifeln, sondern auch die Halter, die müde, erschöpft und emotional am Ende sind, weil sie ihrem Hund helfen wollen – aber immer wieder in Sackgassen geraten. Dieses Thema liegt mir deshalb so sehr am Herzen, weil es hier um mehr geht als um Training. Es geht um das emotionale Wohl dieser Hunde, um ihre Lebensqualität – und um die Menschen, die sie begleiten.
Was bedeutet Reaktivität wirklich?
Reaktivität ist nicht einfach „Bellen an der Leine“ oder „Ungehorsam“. Es bedeutet, dass ein Hund Reize aus seiner Umwelt viel stärker wahrnimmt und darauf intensiver reagiert als andere. Für reaktive Hunde fühlt sich ein Spaziergang so an, als würden sie gleichzeitig in einem lauten Konzert, auf einem Jahrmarkt und in einem Gewitter stehen – und das jeden Tag. Jedes Geräusch, jede Bewegung, jeder Geruch kann ein Auslöser sein. Für den Menschen sieht das dann aus wie Bellen, Zerren, Knurren, Zittern oder Ausrasten. Für den Hund ist es blanke Überforderung.
Das Wichtigste ist: Ein reaktiver Hund ist nicht böse, nicht dominant, nicht stur. Er ist sensibel. Er ist überfordert. Seine Stress-Ampel springt viel schneller auf Rot als bei anderen. Er kann Reize nicht sortieren, nicht filtern, nicht verarbeiten. Und während andere Hunde entspannt an einem Radfahrer vorbeigehen, bricht für ihn die Welt zusammen.
Die unsichtbare Last
Was mich so bewegt: Diese Hunde leiden still. Sie stehen unter einer ständigen inneren Anspannung, die sie zermürbt. Schlaflosigkeit, ständige Wachsamkeit, fehlende Erholung – das alles frisst an ihrem Nervensystem. Und auch die Menschen leiden. Viele Halter fühlen sich schuldig, beschämt, überfordert. Sie hören von allen Seiten, sie hätten ihren Hund „nicht im Griff“. Fremde rufen ihnen beim Spaziergang zu, sie müssten den Hund „endlich mal erziehen“. In Social Media lesen sie Kommentare, die verurteilen, statt Verständnis zu zeigen. Und sie greifen nach jedem Strohhalm – aus Liebe zum Hund. Aber oft sind diese Strohhalme falsch.
Falsche Wege, die noch mehr zerstören
Immer wieder sehe ich Hunde, die durch falsche Trainingsmethoden noch tiefer in ihrer Not gefangen sind. Welpenspielgruppen, die chaotisch und überladen sind, sollen „sozialisieren“. Für sensible Hunde sind sie nichts als Panik pur. Zwangsmaßnahmen wie Festbinden, Werfen von Gegenständen oder Durchprügeln durch schwierige Situationen hinterlassen tiefe Spuren. Auch scheinbar positive Ansätze können schaden: Hunde, die permanent mit Keksen überhäuft werden, lernen nicht, mit ihren Gefühlen umzugehen. Sie hängen in einer Erwartungsschleife fest. Bleibt die Belohnung aus, kippen sie. Sie lernen nicht Selbstkontrolle, sondern noch mehr Abhängigkeit. Und so landen viele Hunde mit einem zusätzlichen Stempel: „aggressiv“, „unerzogen“, „Problemhund“. Dabei sind sie einfach verzweifelt.
Mich ärgert ein Missverständnis besonders
Was mich immer wieder ärgert, ist die Behauptung, dass Raumverwaltung aversives Training sei. Gerade für reaktive Hunde ist es wichtig, dass wir Menschen ihnen helfen, indem wir die imaginären Räume bewusst verwalten und klein halten. Was nützt es einem Hund, der aus purer Überforderung wie ein Brummkreisel um den Menschen herumrennt? Richtig: nichts. Wenn ich ihm aber kleinschrittig zeige, wie er damit besser klarkommen kann, bekommt er ein Stück Lebensgefühl zurück.
Diese Hunde haben ohnehin schon Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren. Aus Überforderung und Unsicherheit zeigen sie oft Signale von Kontrollverlust. Ein Hochspringen bedeutet nicht automatisch Freude – in meiner Arbeit ist es das selten. In den meisten Fällen signalisiert der Hund deutlich, dass er mehr Abstand braucht. Schaut doch bitte genauer hin: Was zeigt der Hund wirklich? Welches Bedürfnis steckt hinter seinem Verhalten? Raumverwaltung ist in diesem Zusammenhang keine Strafe, sondern Unterstützung und Sicherheit.
Körperliche Folgen von Dauerstress
Es gibt auch Hunde, die in Momenten des völligen Kontrollverlusts aggressives Verhalten gegenüber ihrem eigenen Halter zeigen. Diese Aggression entsteht nicht aus Bosheit, sondern aus purer Reizüberflutung und Überforderung. In solchen Situationen bleibt manchmal nur die Möglichkeit, den Hund zu seiner eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Menschen in seine Box zu tragen. Dort fährt er oft sofort herunter, weil die Reizflut gestoppt ist und er zur Ruhe kommen kann. Der Weg dorthin jedoch ist häufig gepflastert mit Abwehrverhalten wie Beißen oder massiver Gegenwehr. Solche Ausschnitte aus dem Alltag werden von der Außenwelt schnell bewertet, ohne dass jemand die Hintergründe versteht oder hinterfragt. Für Außenstehende sieht es aus wie Aggression oder fehlende Erziehung – in Wahrheit ist es ein Hilfeschrei eines überforderten Hundes.
Zusammenspiel von Rassedispositionen und Reaktivität
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Zusammenspiel von genetischen Veranlagungen und Reaktivität. Es gibt Rassen, die aufgrund ihrer Zuchtgeschichte prädestiniert sind, schneller und intensiver auf Reize zu reagieren. Wenn bei der Auswahl der Zuchthunde nicht sorgfältig genug hingeschaut wird, wenn Stressanfälligkeit, Unsicherheit oder Überempfindlichkeit weitervererbt werden, entstehen Linien, in denen Reaktivität regelrecht verankert ist. Leider geschieht genau das immer wieder. Statt Stabilität, Belastbarkeit und Gelassenheit als wichtige Zuchtziele zu verfolgen, wird zu oft nur auf Optik, Mode oder Leistung in einzelnen Disziplinen geschaut. Für die betroffenen Hunde bedeutet das ein Leben, in dem sie schon von Beginn an eine geringere Toleranzschwelle mitbringen – und für die Halter eine zusätzliche Herausforderung, die vermeidbar gewesen wäre.
Körperliche Folgen von Dauerstress
Ein weiteres Indiz für eine mentale Überforderung kann sich körperlich zeigen: Manche Hunde kratzen sich ständig, knibbeln an den Pfoten, verlieren Fell oder entwickeln Hautprobleme. Oft beginnt dann eine wahre Odyssee: Der passende Tierarzt wird gesucht, Ausschlussdiäten gestartet, Spezialfutter ausprobiert. Meistens wird von einer Futtermittelunverträglichkeit ausgegangen. Doch währenddessen ist der Hund bereits durch den ständigen Durchfall geschwächt, der Darm ist in Mitleidenschaft gezogen, und es entsteht ein Kreislauf, aus dem viele Halter nicht mehr herausfinden.
Hier spielt die Reaktivität eine immense Rolle. Dauerstress beeinflusst die Verdauung massiv. Nährstoffe werden schlechter aufgenommen, wichtige Bausteine des Futters nicht richtig verarbeitet. Das wirkt sich wiederum direkt auf das Verhalten aus: Ein Hund, der körperlich im Ungleichgewicht ist, kann mental noch schlechter regulieren. Genau deshalb ist es so wichtig, dass solche Fälle von Tierärzten und Ernährungsberatern sorgfältig und ganzheitlich betrachtet werden. Doch leider passiert oft das Gegenteil (Ausnahmen bestätigen die Regel): Es wird nur am Symptom gearbeitet, nicht an der Ursache – dem Dauerstress.
Die Verlockung von Social Media und Onlinekursen
Ich verstehe die Halter, die nach Lösungen suchen. Sie sind müde, sie wollen endlich Ruhe, endlich Normalität. Da wirken Angebote im Netz wie ein Rettungsanker: schnelle Tipps, teure Kurse, Bootcamps, die das Blaue vom Himmel versprechen. Doch diese Angebote funktionieren vielleicht bei unkomplizierten Hunden. Für reaktive Hunde sind sie oft Gift. Denn diese Hunde brauchen keine Standardlösung. Sie brauchen jemanden, der sie sieht. Jemanden, der ihre Körpersprache liest, ihre Signale versteht, die Dynamik zuhause wahrnimmt. Das kann kein Onlinekurs ersetzen. Es ist Geldmacherei auf dem Rücken von Menschen, die am Limit sind – und auf Kosten der Hunde, die immer tiefer in ihrer Verzweiflung stecken.
Was reaktive Hunde wirklich brauchen
Die Arbeit mit reaktiven Hunden sieht nach außen unspektakulär aus. Keine langen Runden, kein stundenlanges Bespaßen, keine schnellen „Erfolge“. Es geht um Ruhe. Es geht darum, die Welt zu entschleunigen. Ein Hund, der jeden Tag Reizfluten ausgesetzt ist, muss lernen, dass nichts tun erlaubt ist. Dass es sicher ist, einfach zu liegen. Dass er wahrnehmen darf, ohne sofort reagieren zu müssen. Manchmal bedeutet das, dass wir eine Woche lang denselben Weg gehen. Manchmal reicht ein kurzer Spaziergang. Manchmal ist das beste Training, wenn der Hund im Auto sitzt und einfach beobachtet. Und manchmal ist das größte Geschenk eine Box mit einer Decke darüber – endlich Schlaf, endlich Stille.
Nicht selten werden deshalb Spaziergänge bewusst nur sehr kurz und in ruhigen Gegenden gemacht, um die Hunde nicht zusätzlich zu überfordern. Das tägliche Training findet häufig zuhause statt – in einer möglichst reizarmen Umgebung. Dort können die Hunde kognitiv sinnvoll ausgelastet werden: kleine Futtersuchspiele, selbstwirksame Übungen, Entspannungsmassagen oder spezielle gymnastische Einheiten, da die Muskulatur oft permanent unter Spannung steht. Auch Balanceübungen können helfen, Körper und Geist zu stabilisieren. Je nach Hund kann zudem ein Clickertraining mit Freeshaping-Übungen zum Einsatz kommen, das die Konzentration fördert und dem Hund ein Gefühl von Selbstwirksamkeit gibt.
Auch Führung spielt eine große Rolle. Reaktive Hunde brauchen Halter, die ihnen Sicherheit geben, die ihnen sagen: „Ich habe dich. Du musst das nicht allein schaffen.“ Statt langer Schleppleinen, die sie in Reizgewitter schicken, hilft oft die Nähe am Menschen. Statt Daueraction hilft langsames, kleinschrittiges Erleben. Weniger Freiheit bedeutet für sie oft mehr Sicherheit. Die Arbeit mit reaktiven Hunden sieht nach außen unspektakulär aus. Keine langen Runden, kein stundenlanges Bespaßen, keine schnellen „Erfolge“. Es geht um Ruhe. Es geht darum, die Welt zu entschleunigen. Ein Hund, der jeden Tag Reizfluten ausgesetzt ist, muss lernen, dass nichts tun erlaubt ist. Dass es sicher ist, einfach zu liegen. Dass er wahrnehmen darf, ohne sofort reagieren zu müssen. Manchmal bedeutet das, dass wir eine Woche lang denselben Weg gehen. Manchmal reicht ein kurzer Spaziergang. Manchmal ist das beste Training, wenn der Hund im Auto sitzt und einfach beobachtet. Und manchmal ist das größte Geschenk eine Box mit einer Decke darüber – endlich Schlaf, endlich Stille.
Auch Führung spielt eine große Rolle. Reaktive Hunde brauchen Halter, die ihnen Sicherheit geben, die ihnen sagen: „Ich habe dich. Du musst das nicht allein schaffen.“ Statt langer Schleppleinen, die sie in Reizgewitter schicken, hilft oft die Nähe am Menschen. Statt Daueraction hilft langsames, kleinschrittiges Erleben. Weniger Freiheit bedeutet für sie oft mehr Sicherheit.
Wenn vermeintliche Lösungen zur Sackgasse werden
Eines der größten Missverständnisse ist die Kastration. Immer wieder höre ich den Rat: „Lass ihn kastrieren, dann wird er ruhiger.“ Doch Reaktivität verschwindet nicht mit einer Operation. Im Gegenteil, manche Hunde werden unsicherer, noch sensibler. Hormone sind Gegenspieler, die wichtig für die Entwicklung sind. Eine Kastration aus reiner Verhaltenshoffnung nimmt den Hunden genau diese Balance. Und was bleibt, ist ein Hund, der immer noch reaktiv ist – nur zusätzlich gehemmt in seiner Entwicklung.
Mein Blick auf die Arbeit
Wenn ich mit reaktiven Hunden arbeite, ist mein erster Schritt: zuhören. Ich will verstehen, wie das Leben des Hundes aussieht, welche Situationen ihn überfordern, welche Signale er schon zeigt. Ich will auch die Menschen verstehen, die mit diesem Hund leben – ihre Sorgen, ihre Ängste, ihre Erschöpfung. Denn Training bedeutet hier nicht, dass wir anderthalb Stunden Tricks üben. Training bedeutet oft, dass wir sitzen, beobachten, durchatmen. Dass wir Pausen zulassen, Momente verlangsamen. Dass wir in Zeitlupe vorgehen, bis der Hund begreift: Die Welt ist nicht bedrohlich. Und dass wir die Halter begleiten, ihnen den Druck nehmen, ihnen Mut machen, falsche Stimmen von außen auszublenden.
Es macht mich jedes Mal wütend und gleichzeitig tief traurig, wenn ich sehe, wie in vielen Fällen nicht genau hingeschaut wird. Wie Hunde in Schubladen gesteckt werden, anstatt ihre individuelle Geschichte zu betrachten. Wie wertvolle Zeit verstreicht, weil Symptome behandelt werden, statt die Ursachen zu erkennen. Für den Hund bedeutet das: Monate, manchmal Jahre voller Stress, Unsicherheit und Leid. Für die Halter bedeutet es, mit ihrem Hund auf der Stelle zu treten, Frust zu erleben und immer wieder zu hören, sie hätten versagt. Diese Zeit bekommen sie nicht zurück – und genau das zerreißt mir oft das Herz.
In meiner Arbeit geht es deshalb darum, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Ich nehme mir die Zeit, genau hinzusehen. Ich höre zu, ich frage nach, ich beobachte. Manchmal arbeite ich eine ganze Stunde lang nur daran, den Hund wieder atmen zu lassen. Manchmal bedeutet Training, dass wir einfach gemeinsam stillstehen, den Moment aushalten und lernen, dass es auch anders geht. Diese kleinen Schritte sind nicht spektakulär, aber sie sind die Basis für echte Veränderung. Und wenn ich dann sehe, wie ein Hund, der zuvor wie ein überdrehter Kreisel wirkte, zum ersten Mal innehält und ruhig wird, dann weiß ich: Genau dafür lohnt sich jede Minute.
Warum mir diese Hunde so am Herzen liegen
Ich brenne für die Arbeit mit reaktiven Hunden, weil sie mir zeigen, wie wichtig es ist, genauer hinzuschauen. Ich liebe es, die kleinen Dinge wahrzunehmen: ein Atemzug, ein kurzes Innehalten, ein erster Blick in die Welt ohne Angst. Diese Momente sind für mich unbezahlbar, weil sie den Hunden ein Stück Lebensqualität zurückgeben und den Menschen Hoffnung schenken. Reaktive Hunde sind keine einfachen Fälle, aber gerade das macht sie für mich so besonders. Ich möchte, dass sie gesehen werden, dass ihre Hilferufe verstanden werden und dass sie die Chance bekommen, in Ruhe und Sicherheit zu leben. Das ist der Grund, warum ich für diese Arbeit brenne und warum mir diese Hunde so sehr am Herzen liegen.
Fazit
Reaktive Hunde sind keine Problemhunde. Sie sind sensible Wesen, die die Welt intensiver spüren. Sie brauchen Verständnis, Geduld und Menschen, die sie wirklich sehen. Falsche Trainingsmethoden, Social-Media-Halbwissen und schnelle Onlineangebote verschärfen ihr Leid. Was sie brauchen, ist Ruhe. Struktur. Sicherheit. Und Training, das nicht auf Druck, sondern auf Entschleunigung basiert. Schritt für Schritt. Im Tempo des Hundes.
Diese Hunde schreien nach Hilfe – nicht laut, sondern still, in ihrem Verhalten, in ihrem ständigen Überdrehen. Es ist unsere Aufgabe, ihnen zuzuhören. Sie zu sehen. Und ihnen den Raum zu geben, endlich wieder atmen zu können. Denn am Ende ist es das, was sie brauchen: eine Chance auf Ruhe und ein Leben, das sie nicht überrollt.
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Der schmale Grad zwischen Aufmerksam und Helikopern
Der heutige Blogeintrag geht um die Veränderung der Menschen in Bezug auf ihre Hunde.
Ob die Auswirkungen von Home-Office, der Pandemie oder um eine generelle Veränderung der Halter/innen zurückzuführen sind, ist schwierig zu beantworten. Ich vermute eher die Auswirkung der Pandemie und Home-Office.
Wir Menschen haben uns im Laufe der letzten fast drei Jahre daran gewöhnt, uns mit weniger Menschen zu treffen, uns auf das nötigste zu beschränken, wir bekommen weniger Besuch. Manch Halter/in ist dadurch in den Genuss des Home-Office gekommen. Das birgt einiges an Risiken.
Während wir im täglichen Berufsleben in den Firmen (egal welcher Branche) unterschiedliche menschliche Sozialkontakte gehabt hatten. Erfahrungen, Stimmungen und Meinungen wurden ausgetauscht.
Durch die Lockdowns waren einige gezwungen, von zu Hause aus arbeiten zu müssen. Manch einer fühlte sich wohl und war glücklich darüber, weil er/sie selbst gesundheitlich angeschlagen war oder der Mensch ist, der sich in der Umgebung von Kollegen nicht wohl gefühlt hat.
Dagegen gibt es Menschen, die sich erst an das „eingesperrt“ sein gewöhnen mussten und eine gewisse Leere verspürten.
Und jetzt kommt der Hund mit ins Spiel. Die Rasse ist unterm Strich egal.
Dadurch, dass der Mensch vermehrt zu Hause ist, besteht die Gefahr, den Fokus immer mehr auf den Hund zu legen. Wir nehmen immer sensibler unseren Hund wahr. Früher haben wir uns mit Freunden getroffen, waren auf der Arbeit, haben uns mehr um unsere Bedürfnisse gekümmert. Jetzt ist es oft „nur“ noch der Hund, der uns tagtäglich begleitet.
Vor dem Home-Office hatte der Hund seine Zeit des Ausruhens und des Schlafens, dass ein Hund ca. 12- 16 Stunden machen sollte. Jetzt ist der Mensch zu Hause, der am Anfang nur ab und zu mal geschaut hat und es unmerklich gesteigert hat.
- Er spricht mit dem Hund während dieser gerade vor sich her dusselt. Und schwups ist er wieder wach
- der Hund schläft, der Mensch krault ihn weil es so süß aussieht und schon ist er wieder gestört
- Der Hund hat leichte Blähung, der Halter bekommt es jetzt natürlich mehr mit und sorgt sich, ob es dem Hund gut geht
- In den Zigarettenpausen zu Hause, geht der Hund jedes Mal mit
Das sind erst Mal nur Kleinigkeiten, die aber in der Summe gesehen zu Problemen führen können.
Der Hund bekommt immer mehr soziale Zuwendung und lernt auch den Menschen zu manipulieren, um die Zuwendung einzufordern, sei es ein Blick, ein Winseln, ein zur Tür laufen etc.
Unser Unbewusstsein schiebt unsere eigenen Bedürfnisse immer mehr nach hinten. Es gibt Menschen, die finden diese alltägliche Situation gut, da sie sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen wollen. Gerade Menschen, die unter Verlust der Kontrolle leiden, projizieren dies auf den Hund. Ich selbst gehörte auch mal zu diesem Typ von Menschen. Ich wollte die Geschehnisse in meinem Leben kontrollieren. Nach über 40 Jahren habe ich mich dem Problem gestellt bzw. stellen müssen, daher kann ich manch Denkweise gut nachvollziehen und wie schwer es ist loszulassen.
Ich versuche an Hand der Beziehung zwischen meinem Hund und mir zu erklären, was der Unterschied der Definitionen von Aufmerksam, Fürsorge und „Helikopern“ ist.
Paul hat vor 4 Jahren angefangen sein Ausscheidungsverhalten zu ändern. Es zeigt sich daran, dass es eigentlich seine Zeit war, er tat so als wollte er sich hinsetzen zum Koten, aber er hat nicht. Das kann alles ja mal sein. Nach 2 Stunden wurde er unruhig und ich ging wieder mit ihm raus, es löste sich nicht. Also wieder nach Hause. Alle zwei Stunden das Spiel. Irgendwann kam eine kleine Menge und ich war erstmal erleichtert. Das Ganze ging über drei Tage. Mir kam das alles komisch vor, da es nicht typisch für ihn war. Ich habe einen Termin beim Tierarzt gemacht mit dem Resultat, dass die Prostata von Paul vergrößert war und das Risiko einen Darmverschluss bestand. Er musste zeitnah kastriert werden. Ich war erleichtert.
Für mich ist die Beobachtung von Veränderungen im normalen Ablauf als aufmerksam-sein, der Gang zum Tierarzt ist für mich Fürsorge, da mein Hund den Termin nicht selbst machen kann.
Helikopter-Halter zu sein wäre dann, wenn ich jetzt jeden Kot den mein Hund absetzt kontrolliere, damit ich ja nichts verpasse und um bei jeglicher Veränderung sofort zum Tierarzt zu gehen. Wenn ich jetzt nach und nach jeden Pups meines Hundes hinterfrage oder jedes Humpeln, jedes bellen mich nervös macht und ich mir Sorge darüber mache, dass es meinem Liebling (überspitzt gesagt) ja gut geht. Wenn ich jede Bewegung von ihm wahrnehme und beobachte, jeder Blick von ihm mich wahnsinnig glücklich macht (Ausschüttung von Glückshormonen) und mich mit Glücksgefühlen versorgt. Meine Gefühlsebene fordert für mein eigenes Wohlbefinden dieses Gefühl immer mehr ein, so dass ich unbewusst die Blicke meines Hundes suche. Wenn mein Hund jetzt noch einen traurigen Blick drauf hat, fange ich wieder an mir Sorgen zu machen, ob es ihm gut geht. Ich fange an alles zu hinterfragen, jedes Weigern irgendwo drüber zu laufen, jedes Geräusch was dem Hund nicht gut tun könnte etc. Der nächste Schritt ist, dass ich meinem Hund jede Unannehmlichkeit des Alltags abnehme bzw. vermeide. Der Hund merkt das und fängt an auszutesten, wie er mich manipulieren kann.
Oder er schläft und ich streichle ihn jedes Mal wenn ich an ihm vorbei komme, er legt sich ins Körbchen um zu entspannen und ich schaue ihn immer wieder an. Durch jeden Blick/Anstarren kommt mein Hund nicht zur Ruhe. Der Kreislauf beginnt. Durch mangelnde Ruhe, Entspannung, Schlaf, wird der Hund unausgeglichener und gestresster, dadurch nimmt der Hund Alltagssituationen sensibler wahr und reagiert zunehmenst heftiger, was bei mir wiederum dazu führt noch mehr aufzupassen.
Der Hund reagiert instinktiv, während wir Menschen rational denken können. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, sollten wir an uns und der Einstellung zu unserem Hund arbeiten. Wir Menschen vergessen dabei, egal ob positiver Stress wie auch negativer Stress, Stress kann zu gesundheitlichen Schäden führen.
Die Tendenz zu einer krankhaften Mensch-Hund-Beziehung ist in diesem Status schon gegeben. Krankhaft ist wenn einer der Partner darunter leidet. In den meisten Fällen ist es der Hund.
Hinterfragt Euch als Halter, welche Position euer Hund für euch einnehmen sollte, und welche Rolle hat er wirklich.
Ist er
- ein Kumpel
- ein Freund
- Sozialpartner
- Kindersatz
- Beschützer
Wie ist dein Erziehungsstil? Bist du der Typ, der über Dirigismus erzieht oder über emotionale Bindung? Bist du eher der Typ emotionale Bindung und mit wenig bis keinen Dirigismus?
Was bedeutet Dirigismus in Bezug auf das Zusammenleben mit dem Hund?
Dirigismus drückt aus, ob du bereit bist für das Handeln deines Hundes Verantwortung zu übernehmen und sein Verhalten zu lenken.
Vor einigen Jahren war Dirigismus „Kadavergehorsam“, was sich dann verändert hat in die Gegenrichtung „Wattebausch-Pädagogig.
Zusammenfassend kann man sagen, dass eine gesunde Mischung von beiden gut ist.
Wenn Du Kunde von mir bist, biete ich dir einen kleinen Test an mit Fragen um herauszufinden welcher Typ du bist und ob es eine Tendenz in eine krankhafte Beziehung zu deinem Hund gibt.
Und dann gibt es noch eine Steigerung, und zwar den sozialen bzw. emotionalen Missbrauch von Hunden, den Konrad Lorenz als soziale Sodomie bezeichnet hat. Ein hartes Wort, was aber die krankhafte Tiefe der Beziehung zu dem Hund ausdrückt.
Ich habe versucht einige Blickwinkel näher zu bringen, in dem ich sie kurz angerissen habe.
Einige Folgen für den Hund, wie erlernte Hilflosigkeit, habe ich erstmal nicht erwähnt, da sonst dieser Blogbeitrag ausufert.
Falls du dich in manchen Sätzen wiedergefunden hast und du möchtest mehr darüber erfahren und möchtest etwas an der Beziehung ändern (evtl. geht es schon Richtung krankhaft, Kontrolle nicht abgeben können, Leere im Leben durch einen Hund ersetzen, mangelnder Dirigismus) kann ich jedem Hundehalter nur raten, such dir einen guten Coach für dich und deinen Hund, ggf. liegt auch eine tiefer sitzende psychische Erkrankung vor. Durch eigene Erfahrung rate ich zu einem Therapeuten für dich. Der Weg ist nicht einfach und kann emotional hart sein. Aus eigener Erfahrung lohnt sich diese Anstrengung für dein eigenes Leben.
LG
Kirsten
Die berühmt berüchtigte Pubertät
Ca. alle 4 bis 6 Monate gibt es im Training ein wiederkehrendes Problem: Die s.g. Pubertät. Die Halter sind am Verzweifeln, ihre süßen kleine Racker bringen sie an den Rand der Verzweiflung. Von heute auf morgen vergessen die Hunde, was am Vortag noch aus dem ff ging. Es werden die bestehenden Regeln wieder hinterfragt und ausprobiert, ob man diese nicht doch umgehen kann. Und eins kann ich im Vorfeld schon mal sagen, diese Zeit hört nicht mit einem Jahr auf, oder waren wir mit 16 schon erwachsen? Ja es stimmt, es gibt eine s.g. 2. Pubertät. In meiner Ausbildung gab es eine Faustformel: Im ersten Jahr wachsen die Hunde in die Höhe, im zweiten Jahr in die Breite (Muskeln etc.). Erst im dritten Jahr kommt das Gehirn hinterher.
Ich könnte jetzt mit Fachbegriffen um mich werfen, welche Gehirnregionen umgebaut werden.
Das geht von der Amygdala, Großhirnrinde, präfrontaler Cortex etc. Ein Teil ist für die Hormone wie Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron zuständig, eine andere Region ist für das Arbeitsgedächtnis da usw. usw.
Jeder der mich kennt weiß, dass ich nicht gerne mit Fachausdrücken um mich werfe. Ich bin eher der praktisch veranlagte Mensch und versuche es im Training mit Beispielen zu erklären. Für die wissenschaftlichen Erklärungen sind andere besser zuständig.
Auf jeden Fall befindet sich das Gehirn in der Umbauphase und oft ist kein Stein mehr auf dem anderen. Die Gerüche der Hündinnen werden wahrgenommen, die Sexualhormone schießen nach oben und es werden hormonelle Gegenspieler aufgebaut.
Eine Mülltonne, die seit 8 Monaten an einer Stelle stand, wird auf einmal angeknurrt, weil die Wahrnehmung sich verschoben hat.
Ein gutes Beispiel aus meinem Erwachsen werden.
Mit 8 Jahren bin ich auf den höchsten Kirschbaum in unserem Garten geklettert, mit 12 Jahren nur noch bis zur Hälfte, mit 16 Jahren habe ich es nur versucht und jetzt stehe ich vor einem Kirschbaum und alleine bei dem Gedanken hochzuklettern bekomme ich Herzrasen.
Oder ich bin früher auf den bockigsten Pferden geritten, bin dabei zig mal runtergefallen. Egal, Sand abschütteln und wieder drauf. Heute undenkbar für mich. Meine Risikobereitschaft hat mit zunehmendem Alter nachgelassen und ich nehme die Dinge anders wahr. Bis dorthin habe ich einige Blaue Flecken davongetragen.
So ähnlich geht es in der Umbauphase des hündischen Gehirns. Die verschiedenen Wahrnehmungen werden neu sortiert. Teilweise ist das Gehirn eine Blase aus nichts. Sie reagieren emotional, können ihre Impulse nicht steuern, weil die hormonellen Gegenspieler gerade out of Order sind oder sich neu formieren müssen.
Nicht selten zeigt sich in der ersten Pubertät, welche Defizite sich aufgebaut haben.
Bis dahin waren es die süßen Welpen, die vieles durften oder wo wir vieles haben durchgehen lassen. Die Welpen haben unsere Schlupflöcher erforscht und abgespeichert, um diese dann in der ersten Umbauphase zu hinterfragen und auszudiskutieren. Wenn wir Menschen emotional darauf eingehen und es persönlich nehmen wird der Weg langwierig und unser Geduldsfaden wird mehr als nur einmal reißen.
In dieser schwierigen Zeit liest man sich bei Dr. Google schlau oder bekommt von anderen Hundebesitzern dumme Ratschläge. Nicht selten werden Rüden wie auch Hündinnen kastriert, weil sie dann ruhiger werden. Oder es wird geraten, dem Hund zu zeigen wer der Chef ist durch Runterdrücken und Schnauzengriff. Aus Erfahrung kann ich euch sagen, beides hilft nicht. Eher das Gegenteil kann eintreffen.
Im Volksmund heißt es die Hunde sind in der Trotzphase. Naja eine Trotzphase gibt es beim Hund nicht. Sie sind in der sozialen Explorationsphase (Erkundungsphase), sie testen ihre Grenzen aus. Evtl. sind es Grenzen, die von Anfang an nicht eindeutig waren. Sie testen uns aus.
Er schickt Erlerntes, wie auch uns, in die Testphase. Bestehen wir diese Testphase souverän und emotional neutral geht die erste Pubertät gut vorbei. Wenn nicht, dauert sie lange.
Die Rüdenbesitzer haben es noch etwas schwerer als die, die Hündinnen haben.
Bei den Hündinnen erkennt man durch die eintretende Läufigkeit eher eine leichtere wellenförmige Entwicklung. Die Höhen und Tiefen wechseln sich nicht so schnell ab und die Übergänge sind weicher.
Die Rüden haben es schon etwas schwerer in den ersten drei Jahren.
Neben der normalen Umbauphase kommt die Geschlechtsreife mit dem tollen Duft der Hündinnen hinzu. Hormonelle Gegenspieler für den Umgang mit dem Duft der Hündinnen während der Läufigkeit und Standhitze müssen aufgebaut werden. Der Rivale aus der Nachbarschaft, der ebenfalls dem Duft nicht widerstehen kann, muss angemault werden.
Nicht selten entstehen zu diesem Zeitpunkt die Leinenaggressionen, nicht zu verwechseln mit Leinenpöbelei.
Diese Stelle des Textes bitte vormerken.
Ab ca. dem 12. Monat beginnt der Übergang zum Erwachsenenalter. Vergleichbar mit uns Menschen, wenn wir eine Ausbildung beginnen. Die Hunde sind körperlich, was die Größe anbetrifft, ausgewachsen. Die Muskulatur folgt im etwa im zweiten Jahr.
Einige wundern sich, warum sich ihr Hund im Alter zwischen 1,5 bis 2,5 Jahren verändert. Der beste Kumpel oder Kumpeline wird angeknurrt, es besteht immer weniger Interesse am „Spielen“ mit Artgenossen, selbst die Wahrnehmung von Geräuschen, Gerüchen etc. kann sich verändern.
Diese Phase ist wieder eine Umbauphase und nennt sich die Adoleszenz Phase. Die Phase von der Geschlechtsreife bis zur Zuchtphase, die abschließende Phase für die Persönlichkeit des Hundes.
Erst jetzt ist der Hund erwachsen und hat seine eigene Persönlichkeit endgültig entwickelt.
Wir sind mit 12 Jahren auch nicht voll entwickelte Persönlichkeiten.
Bevor ich zu der o.g. Stelle komme, möchte ich mit einem Wunschgedanken ausräumen.
Der von vielen Haltern geäußerte Wunsch, dass sein Hund sich mit allen Hunden versteht; mit all seinen Wurfgeschwistern bis ins hohe Alter bestens versteht; mit seinem Kumpels und Kumpelinen aus der Welpengruppe immer versteht.
Mal Hand aufs Herz. Mit wieviel Menschen aus dem Kindergarten haben Sie noch freundschaftlichen Kontakt oder spielen noch im Sandkasten mit ihnen? Mit welchen Menschen aus der Grundschule, Realschule und Ausbildung haben Sie noch Kontakt? Ich kann von mir selbst sagen, mit einer max. 3 Person aus dem Kindergarten und Schulzeit habe ich noch Kontakt. Nicht regelmäßig, da die Entfernung zu weit ist. Und nur mit diesen Personen könnte ich mir so ein Blödsinn wie im Sandkasten spielen vorstellen. In meinem schulischen und sportlichen Werdegang habe ich einige kennenlernen dürfen. Alles hatte seine Zeit. Diese Zeit hat mich in meiner Entwicklung geprägt, im negativen wie auch positiven Sinn. Meine Eltern haben mich erzogen mit einem gewissen Grundgerüst. Dieses Grundgerüst hat mich durch viele stressige Situationen gebracht, da es mir Sicherheit gegeben hat. Und genau dieses prägt auch die Entwicklung unseres Hundes. Unsere Hunde benötigen unsere Souveränität, um sie durch diese Entwicklungsphasen zu bringen.
Zum Schluss komme ich nochmal zurück zu der o.g. Stelle.
Lest bitte mal Verkaufsinserate von Hunden, oder unterhaltet euch mit Mitarbeitern von Tierheimen.
In vielen Fällen werden Hunde im Alter von 12 Monaten zum Verkauf angeboten, Hunde werden im selben Alter ins Tierheim abgegeben. Oft sind es Rüden, die „aggressiv“ sind, sich nicht mehr mit Artgenossen vertragen, die Kinder anknurren oder im schlimmsten Fall Menschen schon gebissen haben. Ihr denkt, dass das Einzelfälle sind? Mit Nichten. In der Pubertät zeigt sich oft die mangelnde Erziehung seitens der Menschen, die jetzt massiv wird, obwohl der Ursprung im Welpenalter liegt.
Eine Abgabe aus gesundheitlichen Gründen, oder massiven Veränderungen der familiären Umstände ist davon ausgeschlossen. Wenn sich Lebensumstände verändern, dafür kann keiner was.
Für falsche oder mangelnde Erziehung ist der Mensch verantwortlich.
Meine Bitte an alle Hundehalter und zukünftigen Hundehalter:
Der Satz „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ passt auch auf die Erziehung von Hunden
Also fangt von Anfang an mit einer respektvollen, konsequenten (eindeutigen) und hartnäckigen Erziehung eurer Hunde an. Bringt dem Hund Regeln und Grenzen bei und das alles im Einklang mit der Rasse, der Genetik und dem Bedürfnis des Hundes.
Euer Hund wird nicht erwachsen geboren. Er ist nicht mit 1 Jahr erwachsen, auch wenn wir es gerne hätten. Es dauert seine Zeit, durchaus auch mal bis zu drei Jahre.
Haltet durch, es lohnt sich.
Schneller, weiter, höher
Schneller, weiter, höher
In der heutigen Gesellschaft zählt nur noch Leistung.
Firmen und Geschäftsinhaber fordern von ihren Mitarbeitern immer mehr Leistung ein. Zusätzliche Zeit wird dafür aber nicht zur Verfügung gestellt.
Die Mitarbeiter erreichen unter diesem Druck immer schneller ihre Leistungsgrenze und sind ausgebrannt.
Der Alltag einer Familie wird minutiös durchgeplant. Jede erdenkliche Minute ist verplant.
Seinen Kindern möchte man so viel wie möglich anbieten, damit sie anderen Kindern gegenüber nicht benachteiligt sind.
Auch für einen selbst ist es sehr wichtig, überall dabei zu sein, um mitreden zu können.
Betrachtet man jetzt beide Bereiche, also Arbeit und Familie, zusammen, kann man eigentlich nur zu einem Ergebnis kommen. In unserem Leben herrscht Stress pur! Die eigentliche Erholung von allem, bleibt leider aus.
Sicherlich kann man so eine Zeitlang leben. Aber ständiger Stress kann im Burnout oder gar in Depressionen enden. Das schlimme daran ist, dass man den Beginn dieser Krankheiten nicht bemerkt.
Was hat das alles mit Hundetraining zu tun?
Die Antwort ist schnell gegeben.
Beim Einzel- bzw. Gruppentraining ist mir aufgefallen, dass sich das oben beschriebene auch im Alltag/beim Training eines Hundes abspielt.
Teilweise unbewusst durch immer schneller werdende Hundesportarten wie Agility oder Hunderennen.
Die Halter möchten mit ihrem Hund beim Training die Ziele so schnell wie möglich erreichen. Trainingsschritte werden übersprungen oder es wird in längeren Sequenzen geübt.
Dabei kommt es immer wieder zu Stressanzeichen beim Hund, die vom Halter übersehen oder falsch gedeutet werden.
Z. B. macht der Hund dicht, weil er überfordert ist. Er weiß nicht was er tun soll. Die Außenreize sind zu groß.
Der Frust beim Halter steigt und er ärgert sich. Für den Halter ist der Hund nicht intelligent, der Hund will ihn ärgern, der Hund ist störrisch.
Es gibt Rassen die von Natur aus quirlig oder aufgedreht sind. Der Mensch, gelenkt von den Medien, macht mit ihm z.B. Agility in der ungesunden Form. Die Hunde rennen über einen Parcours, um Höchstleistung zu erzielen. Dies wiederum setzt bei ihnen gewisse Hormone frei, die selbstbelohnend sind.
Der Hund möchte immer mehr und so fördert man das aufgedrehte Verhalten. Man sieht, dass er daran Spaß hat und so wird das Pensum gesteigert, um seinem Hund etwas Gutes zu tun, damit er sich auspowern kann.
Und somit befindet sich der Hund in der Spirale der Leistungsgesellschaft.
Nehmen wir das Beispiel Hürden bzw. Hindernisse.
Die meisten Hunde können problemlos mit Schnelligkeit über Hürden/Hindernisse springen.
Errichtet man jetzt aber eine Hürde, bei der die Stange nur handbreit hoch ist oder mehrere Stangen wie Mikado auf dem Boden liegen mit dem Ziel, dass der Hund bewusst langsam Pfote für Pfote darüber gehen soll, ist der Hund überfordert.
Er will schnell darüber, berührt die Stangen und zeigt Stressanzeichen.
Stressanzeichen zeigen auch die Halter, da sie im ersten Moment keine Lösung finden, um ihrem Hund eine Hilfestellung zu geben.
Solche Übungen, bei denen der Halter den Instinkt und die Wahrnehmung seines Hundes schult, sind für beide Seiten anstrengend. Das trainieren der kognitiven Fähigkeiten benötigt mehr Energie als wir uns vorstellen können.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass der Hund wieder selbst anfängt über Strategien nachzudenken, um eine Übung ohne menschliche Vorgaben zu schaffen. Das führt im Alltag auch immer mehr dazu, dass der Hund anfängt in doofen Situationen andere Strategien zu entwickeln.
Für ängstliche und unsichere Hunde führt dies zu einem gesteigerten Selbstvertrauen.
Ich könnte hier noch über die verschiedenen Formen von Stress wie Disstress (lang anhaltender dauernder Stress) und Eustress (anregender, stimulierender Stress), über die negativen Folgen für den Organismus und der Hormone des Hundes und somit einhergehende krankhafte Folgen eingehen, was aber den Rahmen sprengen würde.
Mein Bestreben ist es, euch zum Nachdenken anzuregen.
Versucht den Alltag bei einem Spaziergang, beim Autofahren, beim Einkaufen bewusster wahrzunehmen.
Nehmt Euch wieder etwas mehr Zeit für euch und haltet die Leistungsspirale an.
Schult wieder eure Sinnesorgane auf das Wesentliche. So wie euer Hund es lernt, seine Körperteile wahrzunehmen, um dann in kleinen Schritten die Stangen zu überqueren.
Seid auch auf die kleinen Erfolge stolz und nicht nur die Großen, denn diese bestehen aus ganz vielen kleinen Erfolgen.
Grüße
Kirsten
Ich geh´ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir
Ich geh´ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir
oder
Ein gemeinsamer Spaziergang mit deinem Hund fördert die Bindung zwischen dir und ihm.
Immer wieder sehe ich Mütter oder Väter, die mit ihren Kindern spazieren gehen oder auf dem Spielplatz sind und sich dabei mit ihrem Handy beschäftigen. Für mich hat es dann den Anschein, dass in diesen Momenten Telefonate, Emails, Facebook, WhatsApp oder Instagram wichtiger sind als die Kinder. Ja, man könnte auch sagen, dass die Kinder an zweiter Stelle stehen und sich selbst überlassen werden.
Selten sehe ich Eltern mit ihren Kindern im Sandkasten, an der Schaukel oder auf der Rutsche spielen.
Dabei wäre dies aber wichtig, um so die Bindung zwischen Elternteil und Kind zu verstärken.
Leider ist dieses Verhalten auch vermehrt bei den Hundehaltern zu beobachten.
Die Hunde sind überwiegend mit der Nase über dem Boden, nehmen sich ihre Freiräume durch die „Flexi-Leine“, während der Hundehalter sich mit seinem Handy beschäftigt oder träumend durch die Gegend schlendert.
Der Hund gibt somit seinem „Herrchen bzw. Frauchen“ vor, wo es langgeht oder wozu er Lust hat. Man könnte auch sagen, dass der Hund den Menschen führt.
Welche Gründe könnten für diese Verhalten ursächlich sein?
Das Handy ermöglicht es mir in der heutigen Zeit immer und überall mit der Familie, Freunden und Bekannten in Verbindung zu bleiben.
Bei einem in der Regel sehr straff organisierten Tagesablauf bleibt viel zu wenig Zeit für die Erholung.
Der Anspruch an sich selbst, nämlich alles zu wissen bzw. zu können ist groß.
Man möchte auch nichts verpassen, immer dabei sein und mitreden können. Egal in welcher physischen bzw. psychischen Verfassung man sich befindet.
Die Hundehalter möchten für ihren Hund nur das Gute, in dem sie ihren Hund „Hund-sein-lassen“.
Frage ich Hundehalter welchen Sinn sie in den Spaziergängen mit ihrem Hund sehen, kommt meistens die Antwort:
„Er ist oft allein zu Hause, daher möchte ich ihm bei den Spaziergängen die Möglichkeit geben einfach tun und lassen zu dürfen was er möchte.“
Generell ist dies nicht negativ.
Wenn ich die Hundehalter danach frage, was sie für diesen Spaziergang empfinden, bekomme meistens die Antwort:
„Ich war arbeiten und genieße meine Freizeit mit meinem Hund, in dem ich mit ihm raus gehe.“
Die darauf folgende Frage:
„Was meinst du ist für deinen Hund Freizeit und was ist Arbeit?
Bevor du weiterliest beantworte diese Frage einmal für dich selbst.
Meistens kommen dann die Antworten:
„Mein Hund hat Freizeit wenn ich mit ihm rausgehe.“ Oder
„Ich gehe zu einer ausgewiesenen Hundefreilauffläche, da kann mein Hund dann mit den anderen „spielen“. So hat er seinen Auslauf und ich kann ein gepflegtes Gespräch mit netten Menschen führen. Mein Hund und ich machen dann ja was gemeinsam“.
Nehmen wir diese Aussagen mal unter die Lupe.
Der Hund liegt in den meisten Fällen zu Hause und schläft. Wir gehen arbeiten oder machen den Haushalt etc..
Irgendwann nehmen wir uns dann die Zeit und gehen mit dem Hund raus. Wir benötigen ja auch mal frische Luft zum Abschalten.
Jetzt sind wir im Freizeit-Modus und für den Hund kommt der Arbeits-Modus.
Er geht raus, schnüffelt welcher Hund wann und wo vorbei gegangen ist. Er verrichtet sein Geschäft und markiert seine Stellen, damit die anderen Hunde auch was zum Lesen haben. Er geht seiner Genetik nach und sucht Geruchsspuren von jagdbaren Objekten, da das sein Job ist. Er geht seiner natürlichen Arbeit nach.
Wir Menschen gehen unseren Weg und der Hund geht seinen.
Dann kommt der Zeitpunkt, an dem wir Menschen uns ärgern, dass uns der Hund nicht mehr beachtet, da er die Nase nur noch auf dem Boden hat. Wir schimpfen, ziehen an der Leine und sind genervt. Es kommt wie es kommen muss, der Spaziergang macht uns keinen Spaß mehr und wird zu einer leidigen Tätigkeit.
Die Lösung für dieses Problem ist relativ einfach:
Wir Menschen müssen umdenken und unseren Hunden wieder eine Orientierung geben. Unser Handy sollten wir nur noch für den Notfall mitführen.
Wir geben unseren Hunden auf den Spaziergängen Aufgaben.
Ich höre schon die Einwände von euch!
Na toll, wie soll ich das denn machen?
Ich möchte auch Freizeit haben!
Mein Hund soll nicht den ganzen Spaziergang „Fußgehen“ usw..
Ich kann Dich beruhigen, Du brauchst Deinen Hund nicht den ganzen Spaziergang beschäftigen.
Es reichen schon kurze Sequenzen die in den täglichen Spaziergang eingebaut werden.
Nehme Dir dafür 10 Minuten Zeit und teile diese in drei Einheiten auf.
In den drei Einheiten kannst Du kleine gemeinsame Suchspiele machen -was meinst Du, was sich Dein Hund wundert, wenn Du so tust, als ob Du ein Leckerchen im Gras gefunden hast und es ihm dann auch noch gibst-; verstecke Leckerchen in der Rinde eines Baumes oder auf einem Holzstapel; mach Orientierungstraining -gerne zeige ich dir wie das geht-; übe die Leinenführigkeit; übe die Basissignale -wie „Sitz“, „Platz“ „Fuß“ etc.-; oder lasst deinen Hund absitzen und werfe einen Ball, den dein Liebling aber erst nach der Freigabe holen darf; auch der Abruf lässt sich super in einen Spaziergang einbauen.
Macht Dich einfach wieder interessant, denn Du gehst mit deinem Hund.
Durch diese Aktivitäten wird sich Dein Hund wieder mehr an Dir orientieren, da er nicht weiß wann Du was mit ihm macht. Du wirst nach und nach herausfinden, wie schön das ist, wenn Dein Hund vermehrt sich nach Dir umschaut, während er einfach auch nur Hund sein darf.
Du wirst neue Facetten in der Mensch-Hund-Bindung entdecken.
Und das wichtigste an allem:
Du wirst dein Handy nicht vermissen, da Deine Aufmerksamkeit entweder bei Deinem Hund oder der Natur in Deinem Umfeld ist. All dies würdest Du bei der Benutzung deines Handys nicht wahrnehmen.
Mein Wunsch an Dich:
Genieße jede Minute Deines Lebens. Eine Immer-Erreichbarkeit sollte eine untergeordnete Stelle einnehmen egal ob Du mit Deinem Partner, Kind, Freund oder Deinem Hund unterwegs bist.
Wenn ich dich zum nachdenken angeregt habe und du mehr über Möglichkeiten eine gemeinsame Zeit erfahren willst, melde dich bei mir per Telefon 0172/9324678 oder per Email kontakt@hundeschule-sarstedt.de.
In diesem Sinne
Deine Kirsten
Hundeerziehung